Gefangene in Libyen:"Wir brauchen einige Informationen, danach kommt sie frei"

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Sie kennt den Aufenthaltsort des meistgesuchten Libyers, davon ist die Regierung überzeugt. Die australische Anwältin Melinda Taylor ist eine von vier Mitarbeitern des Internationalen Strafgerichtshofs, die in Libyen gefangengehalten werden. Jetzt stellen die Machthaber eine Bedingung für ihre Freilassung.

"Wir haben nichts gegen diese Frau, wir brauchen nur einige Informationen von ihr", sagt der libysche Regierungssprecher Mohammed al-Hareisi. Die libysche Regierung hat eine Bedingung für die Freilassung der unter Spionageverdacht festgenommenen Mitarbeiter des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) genannt: Die australische Anwältin Melinda Taylor soll den Aufenthaltsort der einstigen rechten Hand des von ihr besuchten Gaddafi-Sohns Saif al-Islam nennen. "Danach kommt sie frei", sagt al-Harisi.

Taylor wird vorgeworfen, bei ihrem Treffen mit dem inhaftierten al-Islam einen Brief seines früheren Vertrauten Mohammed Ismail sowie einen Stift mit einer integrierten Kamera mitgeführt zu haben. Sie war deshalb am Donnerstag mit ihrer Delegation wegen des Verdachts auf Spionage und "Kommunikation mit dem Feind" festgenommen worden.

Ismail gehörte einst zur Führungsriege unter Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi. Er ist inzwischen der meistgesuchte Mann des Landes. "Wir wollen diesen Kerl, es ist uns sehr wichtig, ihn zu fangen, weil dieser Typ sehr gefährlich für uns ist", sagt Regierungssprecher al-Harisi. Da Taylor einen Brief von ihm bei sich gehabt habe, müsse sie ihn getroffen haben.

Am Montag ordnete Libyens Generalstaatsanwaltschaft eine Untersuchungshaft von bis zu 45 Tagen gegen die IStGH-Mitarbeiter an. Zur Begründung hieß es, die Festgenommenen besäßen Dokumente, Spionagemittel und Medikamente, die eine Gefährdung der Sicherheit darstellten. Außerdem hätten sie Verbrechen begangen. Der IStGH hat eine sofortige Freilassung gefordert. Die vier am Samstag festgenommenen Mitarbeiter seien im Rahmen einer offiziellen Mission im Land, um Saif al-Islam Gaddafi, zu besuchen und ihm bei der Auswahl eines Verteidigers zu helfen.

Libyen und der Internationale Gerichtshof streiten seit Monaten darüber, wo Saif al-Islam der Prozess gemacht werden soll.

© Süddeutsche.de/afp/dapd/soli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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