Frankreich:Erschossener Jugendlicher in Nanterre beigesetzt

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Eine Frau legt an dem Ort Blumen nieder, an dem der Teenager erschossen wurde. (Foto: Sam Tarling/Getty Images)

Unter starken Sicherheitsvorkehrungen ist der bei einer Polizeikontrolle getötete Nahel beerdigt worden. In der Nacht auf Sonntag sind abermals mehr als 45 000 Sicherheitskräfte im Einsatz.

Vier Tage nach dem Tod des 17-jährigen Nahel bei einer Polizeikontrolle bei Paris haben am Samstag Freunde und Verwandte von ihm Abschied genommen. Gegen Mittag begann laut der Tageszeitung Le Parisien eine Trauerfeier in der Moschee in Nanterre nahe Paris. Die Familie hatte sich gewünscht, dass keine Presse an der Trauerfeier und der anschließenden Beisetzung teilnehmen soll. Der Tod des Jugendlichen hatte landesweite Unruhen ausgelöst.

Le Parisien berichtete, dass gegen Mittag ein weißer Sarg in der Moschee aufgebahrt wurde. Rund um das Gebäude sei eine Sicherheitszone errichtet worden, zu der nur ausgewählte Personen Zutritt bekommen hätten. Die Zeitung Le Figaro schrieb, dass Hunderte Menschen an den Trauerfeierlichkeiten teilnahmen.

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Der 17-Jährige war am Dienstag in Nanterre am Steuer eines Autos von einer Motorradstreife gestoppt worden. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten. Die Beamten hatten zunächst angegeben, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Erst als sich von Medien verifizierte Videobilder des Vorfalls in den sozialen Netzwerken verbreiteten, rückten sie von dieser Darstellung und der angeblichen Tötungsabsicht des Jugendlichen ab. Der Polizist, der für seinen Tod verantwortlich gemacht wird, kam in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde ein förmliches Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet.

Der Vorfall hatte eine Welle der Gewalt in Frankreich ausgelöst. In der fünften Nacht in Folge kam es von Samstag auf Sonntag zu Ausschreitungen. Allerdings waren diese offenbar nicht ganz so stark wie in den Nächten zuvor. Vor allem in Paris, Marseille und Lyon, aber auch in Nizza und Straßburg kam es erneut zu Krawallen, Plünderungen und Sachbeschädigungen.

Mindestens 719 Menschen wurden festgenommen. Das ging am Sonntagmorgen aus einer vom Innenministerium auf Twitter veröffentlichten ersten Bilanz hervor. 45 Polizisten seien bei den Ausschreitungen verletzt worden, hieß es weiter. Dank des Einsatzes von 45 000 Polizisten und Tausenden Feuerwehrleuten sei es eine "ruhigere Nacht" gewesen als am Vortag. In den frühen Morgenstunden hatte Innenminister Gérald Darmanin noch von gut 420 Festnahmen gesprochen. Premierministerin Élisabeth Borne lobte die Einsatzkräfte: Angesichts der Gewalttätigkeiten zeigten sie beispielhaften Mut, schrieb sie auf Twitter.

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