Forsa-Umfrage:Lindnerlose FDP sackt auf zwei Prozent

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Liberales Leid: Die FDP verliert in einer Umfrage noch mehr Zustimmung - derzeit würde die Piratenpartei mehr als viermal so viele Stimmen erhalten wie die Regierungspartei. Offenbar reagierten die FDP-Anhänger enttäuscht auf den Rücktritt von Generalsekretär Lindner und die Ränkespiele im Hintergrund.

Manche witzeln, seitdem die Umfragewerte sinken, dass FDP in Wirklichkeit die Abkürzung für "Fast Drei Prozent" sei. Fakt ist, dass die Freie Demokratische Partei im Bund regiert und ihr Parteichef zugleich Vizekanzler ist. Fakt ist auch, dass nach der nun veröffentlichten Forsa-Erhebung für Stern und RTL die Liberalen im Vergleich zur Vorwoche einen Prozentpunkt verlieren. Sie fallen damit auf zwei Prozent - so real ist der Ulk geworden.

Führt eine Partei in schwerer See: FDP-Chef Philipp Rösler (Foto: dpa)

Für den miserablen FDP-Wert macht Forsa-Chef Manfred Güllner die Turbulenzen nach dem Abgang von Generalsekretär Christian Lindner verantwortlich: "Der Rücktritt hat die Anhänger verunsichert. Zudem löste er Spekulationen um die Zukunft des Parteichefs aus. Sogar Putschgerüchte machten die Runde. All dies schadete der Partei."

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) zeigt sich enttäuscht über den Rücktritt Lindners. "Ich hätte schon erwartet, dass das Führungstrio solche schwierige Phasen durchsteht, indem es sich zusammenreißt", sagte de Maizière, der Berliner Zeitung. Für die FDP sei das alles eine sehr ernste Situation gewesen. "Ich hoffe und erwarte, dass es jetzt besser wird", sagte de Maizière. "Es muss auch besser werden." De Maizière widersprach Überlegungen, die schwarz-gelbe Zusammenarbeit aufzukündigen. "Die Koalition ist auf vier Jahre angelegt", sagte er.

Den Ernst der Lage für die Liberalen hatte ihr Ehrenvorsitzender Hans-Dietrich Genscher am Montag auf den Punkt gebracht: Der langjährige Bundesaußenminister sprach von einer "Existenzkrise" - und legte der Partei indirekt eine Abkehr vom wirtschaftsliberalen Kurs hin zu einem sozialliberalen Profil nahe.

Forsa fragte bei der Erhebung nach den Ursachen für das Tief der Freidemokraten: 50 Prozent der FDP-Anhänger würden dem derzeitigen Personal und nicht dem Programm die Schuld für die Krise der Liberalen geben. Geteilter Meinung sind die Bundesbürger, ob FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle ein besserer Parteichef wäre als der im Mai gewählte Philipp Rösler. 37 Prozent glauben das nicht. 34 Prozent würden Brüderle gegenüber Rösler den Vorzug geben. 29 Prozent äußerten keine Meinung. Anders ist das Bild bei den FDP-Wählern: Hier halten 48 Prozent Brüderle für geeigneter als Rösler.

Die Umfragewerte der anderen Parteien in der Forsa-Umfrage: Für die Piraten würden sich neun Prozent der Wähler entscheiden, das sind zwei Prozentpunkte mehr als in der Woche zuvor. Die Linke sinkt um einen Punkt auf sieben Prozent.

Die Union liegt mit 35 Prozent weiter vorn, die SPD folgt mit 28 Prozent, die Grünen halten die 14 Prozent. Für "sonstige Parteien" wollen fünf Prozent der Wähler stimmen.

Für den Wahltrend wurden 2500 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger vom 12. bis 16. Dezember befragt. Demnach kann die Causa Lindner nicht der alleinige Grund für den FDP-Wert sein - denn der Rücktritt erfolgte am 14. Dezember.

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