FDP gegen CSU:Kubicki: "Feuer frei!" auf den Schützenkönig

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FDP-Politiker Kubicki rechnet mit dem Koalitionspartner CSU im Jargon der Straße ab - vor allem mit General Dobrindt. Der redet von "Quartalsspinner".

Die Parteispitzen mögen sich harmonisch geben - doch was auf unterer Ebene zwischen Union und FDP an verbalen Raufereien läuft, ist beleidigender als jede Bierzeltrede.

Als Streithähne in der neuesten Episode treten auf: der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki und CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. Oder vielleicht muss man sagen: als Schützenkönige.

Der eigenwillige Liberale aus dem Norden, bekannt für provokante Sprüche, die er über alles und jeden zu reißen pflegt, hat in einem Interview mit der Zeit den Bayern quasi zum Abschuss freigegeben. Dobrindt, der wirklich Schützenkönig ist, wird hier der Lächerlichkeit preisgegeben.

Nach einem erfolgreichen FDP-Ergebnis bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen werde das Verhältnis zur Union "deutlich rauer", droht Kubicki voraus, "wir werden die Union nicht schonen". Er gehe davon aus, dass seine Parteikollegen an Rhein und Ruhr so gute Ergebnisse einfahren, dass die Liberalen gestärkt aus der Wahl hervorgehen werden. Und dann werde die FDP vor allem bei Angriffen auf die CSU "jede Hemmung fallen lassen".

Kubicki wörtlich: "Diesen CSU-Generalsekretär werden wir uns als Erstes vornehmen. Feuer frei von jedem." Hier hat der feine Jurist, der die bekannt steuer-optimierende liechtensteinische Regierung beraten hat, den Jargon der Straßenbanden in die Politik eingebracht.

Die Antwort aus München auf den "Schießbefehl" Kubickis lässt nicht lange auf sich warten - und fällt kaum weniger drastisch aus. Kubicki sei "wohl die Schweinegrippe aufs Gehirn geschlagen", schimpft CSU-Generalsekretär Dobrindt empört. Und. "Für solche politischen Quartalsspinner wie Kubicki kann sich die FDP nur schämen."

Auch Dobrindts Parteichef Horst Seehofer darf sich nach den Äußerungen Kubickis nicht vor Häme sicher fühlen: "Und warum nicht auch mal den CSU-Chef Horst Seehofer fragen: 'Hat Ihre Abneigung gegen die Kopfpauschale auch damit zu tun, dass Ihre Familienplanung etwas aus dem Ruder gelaufen ist?'", fragt der FDP-Mann allen Ernstes.

Kubicki hält Westerwelle für unentbehrlich

Seinen eigenen, in heftige Kritik geratenen Parteichef hält Kubicki hingegen noch über Jahre für unentbehrlich. "Wir sollten beten, dass Guido Westerwelle nichts passiert", sagt er der Zeit. Ein Nachfolger sei nicht in Sicht. Gesundheitsminister Philipp Rösler komme erst in einigen Jahren als möglicher Parteichef in Frage. "Vier, fünf Jahre muss Guido mindestens noch überstehen", erzählt Kubicki.

Westerwelle war als Außenminister wegen der Auswahl seiner Reisebegleiter in die Kritik geraten. Wegen der öffentlichen Angriffe stehe der FDP-Chef "unglaublich unter Druck". Dass Westerwelle von anderen im Parteivorstand zu stark bedrängt werde, sei "absoluter Quatsch", so Kubicki weiter: "Wir haben Protagonisten in der Partei, die - weil sie keinen Arsch in der Hose haben - immer behaupten, die anderen seien schuld."

Das klingt so, als ob er sein "Feuer frei!" auch auf die Arsch-Losen in der FDP erweitern will. Namen nennt der Norddeutsche in diesem Zusammenhang auch: den des stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Andreas Pinkwart und des Vorstandsmitglieds Cornelia Pieper.

Pinkwart ist immerhin FDP-Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen und führt dort die FDP als Spitzenkandidat in die Landtagswahl am 9. Mai. Das ist jene Wahl, nach der Kubicki in der Union mal so richtig aufräumen will.

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