Berlin:Gegen Hass im Netz: Anschlag wie in Halle wieder möglich

Lesezeit: 1 min

Ein Infoblatt zu rechter Hetze im Netz. (Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa-tmn/Archivbild)

Ein rechtsextrem und antisemitisch motivierter Anschlag wie in Halle kann laut Netz-Experten erneut geschehen. "Aus unserer Sicht kann sowas wie in Halle...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Halle (dpa/sa) - Ein rechtsextrem und antisemitisch motivierter Anschlag wie in Halle kann laut Netz-Experten erneut geschehen. „Aus unserer Sicht kann sowas wie in Halle jederzeit wieder passieren“, sagte Hanna Gleiß, Leiterin des Projekts „Das Nettz - Vernetzungsstelle gegen Hate Speech“, der Deutschen Presse-Agentur. Die Initiative setzt sich gegen Hass im Internet ein und hat unter anderem eine bundesweite Untersuchung zu Hass im Internet unterstützt. Finanziert wird das Projekt von der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung Mercator.

Gleiß betont, das Internet sei ein Verstärker dessen, was auch in der analogen Welt stattfinde. Wenn sich Hass-Inhalte in Foren, auf sozialen Netzwerken oder in anderen Communities, auch beim Gaming verbreiteten, könne dies nicht isoliert betrachtet werden. Wichtig sei die Verantwortung einer und eines jeden, in solchen Fällen Zivilcourage zu zeigen und dagegen vorzugehen.

Aus ihrer Sicht gibt es ein besonderes Problem: „Was eine Einstiegsdroge ist, ist Antifeminismus“, sagt sie. Über den Antifeminismus könne schnell auch Hass auf andere Gruppen entstehen, da sich viele Männer davon angesprochen fühlten und so schnell tiefer in bestimmte Kreise gerieten. Auch der Verfassungsschutz sieht mit Blick auf den Halle-Anschlag einen Zusammenhang mit einer frauenfeindlichen Haltung, wie aus dem jüngsten Verfassungsschutzbericht des Landes Sachsen-Anhalt hervorgeht. Zwar befürwortet Gleiß eine striktere Strafverfolgung im Netz, und attestiert dem Gesetzgeber seit dem Anschlag von Halle erste Erfolge - etwa durch ein Gesetzespaket gegen Hass und Hetze im Netz, das Mitte Juli im Bundestag verabschiedet wurde. Sie betont aber, dass Justiz und Strafverfolgungsbehörden ebenso wie Opferberatungsstellen besser ausgestattet werden müssten.

Am 9. Oktober 2019 hatte ein schwerbewaffneter Mann versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, in der Gläubige den höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, begingen. Als er scheiterte, erschoss er in der Nähe eine 40 Jahre alte Frau und einen 20-Jährigen. Das Geschehen streamte er live ins Internet. Am Dienstag beginnt der Prozess gegen den Angeklagten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: