Attentäter tötet deutsche Soldaten:"Wir wissen nicht, wie das passieren konnte"

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Selbstmordanschlag in Takhar: Ein Attentäter hat am Gouverneurssitz der nordafghanischen Provinz zwei deutsche Soldaten getötet. Der deutsche Isaf-Kommandeur Kneip wurde verletzt. Zu dem Angriff haben sich die Taliban bekannt - der Täter soll eine Polizeiuniform getragen haben.

Bei einem Anschlag auf den Gouverneurssitz in der nordafghanischen Provinz Takhar hat es mehrere Opfer gegeben. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) bestätigte bei einer Stellungnahme in Berlin den Tod von zwei Bundeswehrsoldaten. Fünf ihrer Kameraden wurden verletzt. Zunächst war von drei verletzten Deutschen die Rede gewesen. Von den Verwundeten ist einer schwer verletzt. Leicht verletzt wurden der deutsche Isaf-Regionalkommandeur für Nordafghanistan, General Markus Kneip, und der Kommandeur des Bundeswehr-Lagers am Anschlagsort Talokan.

Rauch kommt aus dem Gebäude des Gouverneurssitz in der nordafghanischen Provinz Takhar - bei dem Anschlag sind mindestens zwei Bundeswehrsoldaten ums Leben gekommen. (Foto: AFP)

De Maizière sprach den Angehörigen und Freunden der toten und verwundeten Soldaten sein Beileid aus. "Ich bitte die deutsche Öffentlichkeit, gerade jetzt unseren Einsatz in Afghanistan zu unterstützen", sagte de Maizière. "Unsere Soldaten sind ein Teil von uns allen."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den Selbstmordanschlag in Afghanistan als "mörderische Menschenverachtung". Sie sei "schockiert und traurig" über das Attentat mit Toten und Verwundeten, teilte Merkel in Berlin mit. Den Angehörigen der Toten gelte ihr aufrichtiges Mitgefühl, den Verletzten wünsche sie von Herzen eine baldige und vollständige Genesung.

Der Attentäter habe sich am Sitz des Gouverneurs der Provinz Takhar östlich von Kundus während eines Treffens mehrerer hochrangiger Behördenvertreter in die Luft gesprengt, sagte ein Sprecher des Gouverneurs. Nach Angaben der afghanischen Armee galt der Anschlag möglicherweise dem deutschen General Kneip, der bei dem Treffen ebenfalls anwesend war. Es ist das erste Mal, dass ein deutscher General in Afghanistan zum Opfer wurde.

Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam, Generalleutnant Rainer Glatz, sagte, auf den Gouverneurspalast in Talokan in der Provinz Tachar hätten höchstwahrscheinlich mehrere Selbstmordattentäter einen Anschlag verübt. Ihr Ziel sei eine deutsch-afghanische Delegation gewesen, die sich dort zu einer Sicherheitskonferenz getroffen habe. Die Verwundeten seien mit Hubschraubern nach Kundus ausgeflogen worden. Es sei nicht geplant, Kneip nach Deutschland zu bringen. "Er ist leicht verwundet."

Mindestens einer der Attentäter soll sich in Polizeiuniform Zutritt verschafft haben. "Was wir wissen, ist, dass der Attentäter eine Polizeiuniform trug", sagte der Gouverneurssprecher. "Wie er den Konferenzraum betrat und warum er nicht durchsucht wurde, wissen wir nicht", so der Sprecher weiter. Als die Teilnehmer des Treffens den Konferenzraum verlassen hätten, sei der Selbstmord-Attentäter auf die Gruppe zugegangen und habe seinen Sprengstoff gezündet.

Insgesamt sollen bei dem Anschlag sieben Personen getötet worden sein, darunter nach Angaben eines Gouverneurssprecher auch der Polizeikommandeur für Nordafghanistan, Daud Daud, sowie Tachars Polizeichef Schah Dschahan Nuri. Unter den neun Verletzten befinde sich dem Gouverneurssprecher zufolge Gouverneur Abdul Jabar Taqwa.

Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, einer ihrer Selbstmordattentäter habe den Anschlag auf das Treffen in Talokan verübt. Ein dpa-Reporter berichtet, die Stadt sei nach dem Anschlag wie ausgestorben. Straßen in die Stadt seien gesperrt worden.

Karsai: "Barbarischer Terrorakt"

Außenminister Westerwelle (FDP) verurteilte während eines Besuchs im Golfstaat Oman den neuen tödlichen Anschlag: "Ich bin bestürzt über diesen barbarischen Terrorakt. Wir trauern um die Toten und bangen mit den Verletzten", sagte Westerwelle am Samstag. Der afghanische Präsident Hamid Karsai bezeichnete den tödlichen Anschlag als "barbarischen Terrorakt".

Verteidigungsminister de Maizière forderte die Deutschen in der Heimat auf, "gerade jetzt unseren Einsatz in Afghanistan zu unterstützen." Zweifel seien erlaubt und sogar angebracht. Doch: "Wir wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

Der Gouverneurssitz befindet sich in der Provinzhauptstadt Talokan, die kürzlich bereits Schauplatz heftiger Proteste gegen die ausländischen Truppen war. Erst vor wenigen Tagen dabei mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Nach Bundeswehr-Angaben hatten drei deutsche Soldaten leichte bis mittelschwere Verletzungen davongetragen, als ihr Stützpunkt mit Brandsätzen angegriffen wurde. Deutsche Soldaten hatten daraufhin gezielt auf Angreifer geschossen. Dabei waren elf Afghanen getötet worden, nach Angaben der Bundeswehr allerdings nicht von deutschen Soldaten sondern von einheimischen Wachleuten.

Mit dem Anschlag in Talokan stieg die Zahl der insgesamt in Afghanistan ums Leben gekommenen Bundeswehrsoldaten auf 50, 32 von ihnen starben bei Gefechten oder Anschlägen.

© dpa/AFP/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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