Ich ging noch nicht zur Volksschule, hatte aber bereits gelernt, dass Geldscheine nur zum Scheine, also nicht wirklich etwas wert waren. Mein donauschwäbischer Großvater hatte es in der heute zu Serbien gehörenden Wojwodina als Ladenbesitzer zu Wohlstand gebracht. Sein Geld trug er nicht auf die Bank, sondern hob es zu Hause auf, und als privater Geldverleiher des Dorfes, in dem er als früh verwaistes Kind seinen gesellschaftlichen Aufstieg erlebt hatte, pflegte er alle Geschäfte per Handschlag zu besiegeln. Als die Wehrmacht und ihre ungarischen Verbündeten 1941 Jugoslawien überfielen, brachten sie die Wojwodina auch währungspolitisch unter ihre Herrschaft, indem der ungarische Pengö den jugoslawischen Dinar ersetzte.
Währung:Geld ist auch nur eine Geschichte, die wahr wird
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Wo sich Fiktion und Realität erfolgreich verbinden, entsteht echte Macht. Unser Kolumnist über die Scheine, die Europa zusammen halten.
Kolumne von Karl-Markus Gauß
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