Katholische Kirche:Mitarbeiter des Erzbistums Köln wollten Pornoseiten aufrufen

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Blick auf die Türme des Kölner Doms (Foto: Oliver Berg/dpa)

Der Papst verteufelt Pornografie als eine Sünde, dennoch wurden an Dienstrechnern des Erzbistums mehr als 1000 Zugriffsversuche auf entsprechende Seiten registriert. Kardinal Woelki ist "enttäuscht".

Kleriker und andere Mitarbeiter des Erzbistums Köln haben reges Interesse an Pornoseiten gezeigt. Es habe "massenhafte Zugriffsversuche auf Porno-Webseiten von Dienstrechnern des Erzbistums Köln" gegeben, berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger. Unter den "Dutzenden Mitarbeitern", die sich für diese Seiten interessiert hätten, seien auch "höchstrangige Kleriker" gewesen. Demnach gibt es eine Liste aus dem Erzbistum mit mehr als 1000 Zugriffsversuchen.

Das Erzbistum Köln bestätigte die Existenz einer Liste mit mehr als 1000 Zugriffsversuchen und teilte mit, diese sei als Ergebnis einer Routineprüfung des IT-Dienstleisters entstanden. Das Erzbistum lasse regelmäßig checken, ob die Firewalls Zugriffsversuche auf risikobehaftete Seiten mit Gewaltdarstellungen, Pornografie oder Drogen abwehren könnten. Das Nutzungsverhalten einzelner Personen solle hingegen nicht kontrolliert werden. Die nun publik gewordenen Aktivitäten sollen der Bistumsspitze seit Juli 2022 bekannt gewesen sein.

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Die dokumentierten Zugriffsversuche seien durch den automatischen Web-Content-Filter erfolgreich verhindert worden, heißt es. "Es gab auf Basis der Routineprüfung keine Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten", so das Erzbistum. Eine Auswertung, welche konkreten Inhalte hinter den Web-Adressen lagen, sei dabei nicht erfolgt. Eine Sprecherin der Kölner Staatsanwaltschaft sagte auf Anfrage, die Liste aus dem Erzbistum liege der Behörde vor und werde geprüft. Es gebe bisher aber weder den Anfangsverdacht einer Straftat noch ein Ermittlungsverfahren. Der Besuch von Pornoseiten ist nur dann strafbar, wenn dort zum Beispiel Minderjährige bei sexuellen Handlungen zu sehen sind. Für Mitarbeiter des Erzbistums ist der Besuch von Pornoseiten dennoch in einer Dienstvereinbarung untersagt, berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger.

Im Juni war die Staatsanwaltschaft Köln gegen einen Mitarbeiter des Erzbistums vorgegangen, der des Besitzes von Kinderpornografie verdächtigt wurde. Er arbeitet inzwischen nicht mehr im Generalvikariat, der Zentralverwaltung des Bistums.

Kardinal Woelki war nicht unter denjenigen, die Pornoseiten aufrufen wollten

Der katholischen Lehre zufolge ist der Konsum von Pornografie eine Sünde. Der Kölner Stadt-Anzeiger zitiert Papst Franziskus sogar mit den Worten: "Der Teufel kommt von dort." Der Chef des Erzbistums Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki, war während des kürzlich abgeschlossenen Reformprozesses Synodaler Weg als profiliertester Kritiker einer Erneuerung der Kirche in Erscheinung getreten. Der Synodale Weg hatte unter anderem eine Lockerung der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester (Zölibat) und eine Liberalisierung der katholischen Sexualmoral angestrebt.

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Das Erzbistum Köln stellte klar, dass Woelki nicht unter denjenigen sei, die versucht haben, Pornoseiten aufzurufen. "Es haben uns mehrere Anfragen der Medien erreicht, ob der Kardinal ebenfalls zu den Nutzern der inkriminierten Seiten gehört", teilte das größte deutsche Bistum mit. "Die hausinternen Nachforschungen haben eindeutig ergeben, dass das nicht der Fall ist."

Woelki selbst äußerte sich in einer Stellungnahme "enttäuscht" über die betreffenden Mitarbeiter. "Manch einem mag der Konsum von Pornografie als harmlos erscheinen. Ich aber stimme Papst Franziskus zu, der sie verurteilt und vor ihren Gefahren, insbesondere der Verletzung der menschlichen Würde, warnt." Als er davon erfahren habe, habe er umgehend eine Prüfung erbeten und angeordnet, nach den rechtlichen Regelungen zu verfahren, so Woelki. "Wir haben im kirchlichen Bereich eine große Zahl engagierter und zuverlässiger Mitarbeitender. Mir ist wichtig, dass jetzt nicht alle unter Generalverdacht gestellt werden", sagte Woelki.

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