Die Klage ist bekanntlich der Gruß des Kaufmanns, und in den Wochen nach Fukushima kamen die Chefs der vier großen deutschen Energiekonzerne aus dem Grüßen gar nicht mehr heraus. Die Kanzlerin hatte, schockiert von der japanischen Katastrophe, im Frühjahr 2011 den Ausstieg aus der Atomwirtschaft festgezurrt - und das Strom-Oligopol klagte schrill vor Verlusten. Standort Deutschland schien in Gefahr.
Jetzt, 15 Monate danach, stellen die Energiekonzerne ihre Bilanzen vor. Und, sieh da: Die betriebswirtschaftliche Apokalypse fehlt genauso wie der befürchtete Blackout im Winter, bei dem angeblich in weiten Flächen des Landes Strom ausfallen sollte. Die Eon AG, Primus der Branche, verdreifachte den Gewinn im ersten Halbjahr auf drei Milliarden Euro, der Umsatz stieg um 23 Prozent auf gut 65 Milliarden. Es geht doch, auch mit der verordneten Merkelschen Energiewende, die noch keine ist, weil es an vielen Merkmalen eines gescheiten Plans fehlt.
Das Geheimnis des Eon-Erfolgs: Die Chefs haben gerade noch rechtzeitig begriffen, dass sie sich neu um die dynamischen Energiemärkte kümmern müssen. Die Einmallast des Atomausstiegs scheint erst mal verkraftet. Bleibt nur die Frage, ob Eon wirklich acht Milliarden und RWE zwei Milliarden Euro Schadensersatz vom Staat in Sachen AKW fordern müssen: Das ist gesellschaftspolitisch zu viel der Klage.