Ein normales Gespräch in Davos: Am Nachbartisch erzählt ein Mann, dass er endlich nicht mehr Finanzminister seines Landes ist und nach langen Jahren eine andere Rolle in der Regierung übernehmen durfte. Doch gegen das Gesprächsthema Nummer eins ist selbst das nur Small Talk. Es geht vor allem um Donald Trump. Er ist natürlich nicht nach Davos gekommen, am Freitag muss er in Washington sein, für die Amtseinführung als US-Präsident.
Trump hat deshalb Anthony Scaramucci in die Schweiz geschickt, der mit dem künftigen Präsidenten im Weißen Haus arbeiten wird. Scaramucci hat früher bei Goldman Sachs gearbeitet, wurde Vermögensverwalter und investierte Milliarden für seine reichen Kunden. Er war schon oft in Davos, diskutierte mit berühmten Leute auf Podien. Und angeblich hat er stets eine der bestbesuchten Partys in Davos geschmissen, schreibt die Finanzagentur Bloomberg. Dieses Jahr wollen alle Scaramucci sehen. Er soll der versammelten Wirtschaftselite erklären, wie irre ein Präsident Trump wirklich wird. Seine Botschaft: Es wird ganz wunderbar.
Davos:Das Weltwirtschaftsforum ist zu einer Geldmaschine geworden
Das Treffen der Eliten in Davos gibt es seit 1971. Und die Zahl der Teilnehmer wächst unaufhörlich. Liegt das wirklich nur am größeren Gesprächsbedarf?
"Trump ist die letzte große Hoffnung für die Globalisierung, er kann sie retten", sagt Scaramucci. Die reichsten drei Prozent der Weltbevölkerung seien gut durch die Finanzkrise gekommen. Sie hätten genauso viel Vermögen oder sogar mehr als 2007. Die anderen 97 Prozent müssten aber kämpfen. Das hätten die globalen Elite nicht erkannt. "Sorry, dass ich das sage, zur Elite gehören wir ja praktisch alle dazu", sagte er zum Publikum in Davos. "Ihr müsst rausgehen in die echte Welt und den Leuten zuhören", sagte Scaramucci. Wenn die künftige Trump-Regierung diese Probleme nicht auf die Reihe bekomme, könnte in vier Jahren ein linker Populist die US-Präsidentenwahl gewinnen. Er nannte Hillary Clintons ehemaligen Konkurrenten Bernie Sanders nicht beim Namen, er sprach von einem "linkslastigen Charismatiker". Scaramucci warnte: "Das könnte sehr schädlich für die Welt werden."
Scaramucci versichert, Trump sei kein Rassist
Menschen seien immer wieder von Trump überrascht, weil er ein Unternehmer sei und in drei Kategorien denke, wenn er Dinge analysiere. Erstens: Das hier funktioniert - wie können wir es noch besser machen? Zweitens: Das funktioniert nur so mittel, wir müssen viel umkrempeln. Drittens: Das funktioniert gar nicht - weg damit. Die dritte Kategorie mache viele nervös, sagte Scaramucci. "Das haben wir schon immer so gemacht" sei kein Argument für Unternehmer. Wer den Status quo hinterfrage, löse Ängste aus, aber das sei manchmal nötig. Steve Jobs habe es mit der Erfindung des iPhones vorgemacht. "Unternehmer zerschlagen bestehende Strukturen, durchbrechen sie", sagte Scaramucci.
Trump sei kein Rassist. "Er liebt Menschen", und das sei ganz wichtig. Er werde sich super mit Barack Obama verstehen. "In zwei Jahren spielen die beiden Golf." Trump sage in Interviews einfach, was er denke. Man könnte das intellektueller ausdrücken, aber Trump sei ein "Genie", weil er eine Sprache spreche, die Millionen Menschen verstünden.
Die Wirtschaftselite solle sich keine Sorgen machen, sagt Scaramucci. Die Antrittsrede am Freitag werde sie an Ronald Reagan erinnern. Der habe am Anfang auch einen ganz anderen Ruf gehabt als nach acht Jahren. Dann hätten die Menschen erkannt, dass Reagan die Welt friedlicher gemacht habe.