Donald Trump Junior und Wikileaks:Getrieben vom Hass auf Hillary Clinton

Lesezeit: 3 min

Nach allem, was bisher öffentlich zu lesen ist, hat Donald Trump jr. keine Straftaten begangen - trotzdem zeugen seine Taten von einer erstaunlichen politischen Naivität. (Foto: imago/ZUMA Press)

Dass Wikileaks im US-Wahlkampf den Kontakt zu Trump-Sohn Donald junior suchte, wundert nicht. Dessen Antworten zeigen eine erschreckende politische Naivität. Das schadet dem Präsidenten-Vater.

Von Matthias Kolb

Die Überschrift auf der Website des US-Magazins The Atlantic klingt bedrohlich: "Die geheimen Konversationen zwischen Donald Trump Jr. und Wikileaks." Detailliert schildert Julia Ioffe darin, wie Vertreter der Enthüllungsplattform im Wahlkampfjahr 2016 über Twitter den Kontakt zum ältesten Sohn des heutigen Präsidenten suchten - und woraufhin der heute 39-Jährige antwortete.

So schlug @wikileaks unter anderem vor, welche Tweets der Republikaner-Kandidat an seine Follower weiterleiten solle und auf welche Websites mit kompromittierendem Material über Hillary Clinton Donald Trump hinweisen sollte. Don junior, wie er von seinem Vater genannt wird, reagierte längst nicht auf alle Anregungen, aber es finden sich vereinzelte Fälle, in denen kurz nach den Direktnachrichten entsprechende Tweets abgesetzt wurden. Und man kann nachlesen, wie Trumps Sohn neugierig nachfragt, was denn an gewissen Gerüchten dran ist.

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Der älteste Sohn des späteren US-Präsidenten hatte während des Wahlkampfs Kontakt mit Wikileaks.

US-Medien wie CNN betonen zu Recht, dass diese Nachrichten den Mitgliedern der entsprechenden Ausschüsse des Kongresses seit Monaten bekannt sind. Dort wird untersucht, inwieweit es Russland gelungen ist, die US-Wahl 2016 zu beeinflussen und vor allem der Demokratin Hillary Clinton zu schaden. Vater Trump mag den Beteuerungen von Wladimir Putin beim Treffen in Vietnam glauben - die US-Geheimdienste sind von Moskaus Schuld überzeugt und sehen die von Julian Assange gegründete Organisation Wikileaks als Instrument der Russen an.

Dies ist nicht weit hergeholt: Wikileaks veröffentlichte interne Dokumente der Demokraten, allen voran die E-Mails von Clintons Wahlkampfchef John Podesta - und dies einen Monat vor dem Wahltermin und direkt nach Bekanntwerden des sexistischen "Grab them by the Pussy"-Videos, das Donald Trump andernfalls möglicherweise stärker geschadet hätte.

Nach allem, was bisher öffentlich zu lesen ist, hat Donald Trump jr. keine Straftaten begangen und kann keiner konkreten Kooperation überführt werden. Unangenehm für seinen Vater im Weißen Haus sind die Enthüllungen dennoch, denn die Details der Nachrichten, die ein Kongressmitarbeiter dem Atlantic hat zukommen lassen, offenbaren erneut eine erschreckende politische Naivität von Trumps ältestem Sohn, der im Wahlkampf sehr aktiv war. Ähnlich wie Assange scheint er angetrieben vom Hass auf Hillary Clinton (er nennt sie weiterhin "Gaunerin" und bezeichnet sie als "schrecklich arrogant") und erpicht darauf, belastendes Material über die Demokratin zu erhalten. Dass er nun selbst einige Screenshots der Twitter-Konversationen publiziert, ändert daran gar nichts.

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Der Trump-Sohn ist übereifrig und überfordert

Die nun bekannt gewordenen Nachrichten passen zu jenem Geheimtreffen von Don junior mit einer Moskauer Anwältin im Juni 2016, bei dem er auf "Schmutz" über Clinton hoffte. Der Trump-Sohn wirkt dabei nicht nur stets übereifrig in seinem Bemühen, dem Vater zu helfen, indem er die politische Gegnerin dämonisiert: Er ist sich der Tragweite seines Handelns nicht bewusst und schlicht überfordert.

Zum Treffen mit der Anwältin Natalja Weselnizkaja holte er den damaligen Wahlkampfchef Paul Manafort und Schwager Jared Kushner hinzu - und brachte diese in eine missliche Lage. Es ist sehr klar, was Don junior damals hätte tun sollen: Das FBI über die Kontaktaufnahme aus Russland informieren und keinesfalls andeuten, dass der eigene Vater als Präsident moskaukritische Gesetze ändern könne ( dies unterstellt Weselnizkaja Don junior und will dies auch Sonderermittler Mueller sagen).

Schon längst ist das Argument des Trump-Lagers, es habe keine Kontakte zu russischen oder Russland nahestehenden Personen oder Institutionen gegeben, nicht mehr haltbar. Die jüngste Wikileaks-Enthüllung ist dafür ein weiterer Beleg: Laut Atlantic informierte der Trump-Sohn unter anderem die Präsidenten-Beraterin Kellyanne Conway, Steve Bannon sowie Jared Kushner, den Ehemann seiner Schwester Ivanka, über die Kontaktaufnahme durch Wikileaks. Anstoß nahm daran offenbar niemand - auch nicht daran, dass sich die Enthüllungsplattform viele Dokumente über die Clintons widerrechtlich beschafft hatte.

Es ist völlig offen, wie das Team von Sonderermittler Robert Mueller sowie die diversen Abgeordneten auf diese Enthüllungen reagieren. Zu vermuten ist, dass die oppositionellen Demokraten dies zum Anlass nehmen könnten, dem Präsidenten-Sohn bei nächster Gelegenheit bohrende Fragen zu stellen. Diese Anhörungen werden die Basis der Trump-Anhänger nicht überzeugen, aber das Grundrauschen wird weitergehen. Und das sind keine guten Nachrichten für Donald Trump, der nach seiner Asien-Reise in ein ähnlich chaotisches Washington zurückkehrt, wie er es vor knapp zwei Wochen verlassen hat.

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