Cory Booker bei SXSW:Desillusionierte Demokraten und Trump-Wähler beeindruckt Booker nicht

Bei einem Technik-Festival wie der SXSW kommt Cory Booker mit seiner Eloquenz und seiner Begeisterung für Innovationen bestens an, mit Sätzen wie: "Mit einem Facebook-Post erreiche ich mehr als mit einer Rede vor dem Senat" oder "Die Regierung behindert mit zu vielen Auflagen die Tech-Firmen bei der Arbeit". Doch der 47-jährige Veganer scheint der Falsche zu sein, um 2020 jene einst industriell geprägten Staaten im Mittleren Westen für die Demokraten zurückzugewinnen.

Booker ist als Yale und Stanford-Absolvent Teil genau jener Eliten, die viele ablehnen und als abgehoben empfinden. Dass er mit TV-Star Oprah Winfrey oder Regisseur Spike Lee befreundet ist, beeindruckt in Youngstown, Ohio niemand. Die Menschen dort könnten Booker hingegen abschreiben, wenn sie erfahren, dass er in seiner Zeit als Bürgermeister in Newark weiter Geld von seiner Anwaltskanzlei erhielt: fast 700 000 Dollar.

Booker glaubt an Bildung als Allheilmittel

Dass Facebook-Gründer Mark Zuckerberg den Schulen seiner Heimatstadt Newark 100 Millionen spendete, priesen Medien an der Ost- und Westküste als extrem innovativ - allerdings sind auch hier die Erfolge äußerst mau und anstatt die Summe in öffentliche Schulen zu stecken, wurden vor allem private charter schools gefördert. Auch Booker gehört zu jenen Demokraten mit eben jenem Bildungsfetisch, den Autor Thomas Frank für die Entfremdung der Partei von der Arbeiterklasse verantwortlich macht - und es dürfte ihm äußerst schwer fallen, glaubwürdig den Freund der working class zu verkörpern.

Trotz aller Kritik: Wenn sich der Ausnahmeredner Cory Booker dafür einsetzt, das US-Justizsystem zu reformieren und Mindeststrafen für Drogenbesitz zu senken (darunter leiden vor allem Schwarze und Latinos), dann zeigt das Wirkung. Er hat knapp drei Millionen Twitter-Follower hinter sich und kann Themen alleine setzen. Dass er mit alten Regeln brach und im Senat bei der Anhörung von Nun-Justizminister Jeff Sessions aussagte und davor warnte, dass dieser die Rechte von Homosexuellen, Frauen, Latinos und Afroamerikanern nicht garantieren werde, verdient Anerkennung.

Sollte Cory Booker 2020 ins Rennen ums Weiße Haus einsteigen (sein Ehrgeiz und seine bisherige Karriere sprechen dafür), dann dürfte er nur Siegchancen haben, wenn er die liberalen Amerikaner sowie Latinos und Afroamerikaner mindestens genauso gut mobilisiert wie Obama. Von "Liebe" für die Trump-Fans ist dann womöglich sehr viel weniger zu hören.

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