Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat eine Impfempfehlung gegen eine Covid-19-Infektion für Schwangere und stillende Frauen ausgesprochen. Vom zweiten Schwangerschaftsdrittel an sollten bisher nicht geimpfte oder unvollständig geimpfte Frauen mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs immunisiert werden, teilte die Kommission am Freitag in Berlin mit. Auch stillende Mütter sollten mit einem solchen Impfstoff, also beispielsweise dem Präparat von Biontech, geimpft werden.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief Frauen auf, die Empfehlung zu beherzigen: "Fragen Sie Ihren Arzt. Lassen Sie sich impfen. Sie schützen sich und Ihr Kind."
Bisher wurde eine Impfung für Schwangere und stillende Frauen generell nicht empfohlen. Die Datenlage reichte nicht aus, um Sicherheit und Wirksamkeit zu beurteilen. In Absprache mit ihren Ärztinnen und Ärzten konnten sich Schwangere aber impfen lassen, wenn sie etwa durch Vorerkrankungen besonders gefährdet sind, schwer am Coronavirus zu erkranken.
Die Stiko erklärte, ihre Empfehlung basiere auf einer systematischen Aufarbeitung der in den vergangenen Wochen verfügbar gewordenen Daten zum Risiko von schweren Covid-19-Verläufen in der Schwangerschaft sowie zur Effektivität und Sicherheit einer Impfung bei Schwangeren und Stillenden. Die Kommission empfiehlt allen Frauen im gebärfähigen Alter sich impfen zu lassen. Damit bestehe bereits vor einer Schwangerschaft ein sehr guter Schutz, erklärte die Kommission.
Familienministerin Christine Lambrecht (SPD) begrüßte die Stiko-Empfehlung als eine große Erleichterung für Frauen. Die Ungewissheit und Angst vor einer Infektion habe viele sehr belastet, erklärte sie. Nun bestehe Klarheit, dass die Impfung sicher sei. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der Tageszeitung Rheinische Post, das Risiko für Mutter und Kind durch eine Corona-Infektion sei ohne Impfung weitaus größer. Er forderte eine neue Impfkampagne, um der in weiten Teilen der Gesellschaft herrschenden Impfmüdigkeit entgegenzuwirken.
Der Impfstoffhersteller Biontech will in den kommenden Wochen die Zulassung seines Corona-Impfstoffs auch für Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren beantragen. Dazu würden die Ergebnisse einer Studie den Behörden weltweit, "auch hier in Europa", vorgelegt, sagte die medizinische Geschäftsführerin und Biontech-Mitgründerin Özlem Türeci der Zeitschrift Spiegel. Bundesgesundheitsminister Spahn sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Das ist eine gute Nachricht." Die Zulassung würde es ermöglichen, auch jüngere Kinder besser zu schützen.