Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" des Familienministeriums: 08000 116 016, jeden Tag 24 Stunden erreichbar
Opfer-Telefon des Weißen Rings: 116 006, täglich von 7 bis 22 Uhr
"Nummer gegen Kummer" für Kinder und Jugendliche: 116 111, montags bis samstags von 14 bis 22 Uhr
"Nummer gegen Kummer" Elterntelefon: 0800 111 0550, montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr, dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) kündigte bereits an, dass die Hilfs- und Beratungsangebote wie das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" (Rufnummer 08000 116 016) in der Krise nicht nur erhalten, sondern ausgebaut werden sollen. So sollen zum Beispiel die "Nummer gegen Kummer" (116 111) für Kinder und Jugendliche und das Elterntelefon (0800 111 0550) durch mehr Personal verstärkt werden. Im Internet sollen zudem niedrigschwellige Hilfsangebote ausgebaut werden, etwa per E-Mail und in Chatforen. Mitarbeiterinnen in Frauenhäusern und an Beratungstelefonen werden ebenso wie Pfleger und Krankenhauspersonal als systemrelevant eingestuft. Mit den Bundesländern verabredete Giffey, dass Pensionen und Hotels zur Unterbringung betroffener Frauen genutzt werden könnten, sollten Frauenhauskapazitäten erschöpft sein.
Frauenorganisationen befürchten dennoch, dass das Hilfenetz zu grobmaschig sein könnte. Etwa 350 Frauenhäuser gibt es in Deutschland, schon jetzt seien die Plätze zu knapp, heißt es vom Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe. Zum Beispiel in Sachsen: Auch dort gab es schon ohne Corona-Krise nicht immer genügend Schutzräume, vor allem auf dem Land. Das Frauenhaus in Bautzen musste bereits wegen eines Corona-Falles geschlossen werden. Die Frauen leben hier sonst wie in einer WG zusammen.
Lehrerinnen und Lehrer sollten auch mal fragen: Hast du Kummer zu Hause?
Es sei in einem solchen Fall oft nicht möglich, Bewohnerinnen zu isolieren, sagt Andrea Pankau vom sächsischen Landesfrauenrat. "Die meisten Frauenhäuser sind nicht gerade Appartement-Hotels, es kommt oft vor, dass Bad und Küche gemeinsam genutzt werden. Wenn dann jemand erkrankt, muss das ganze Haus geschlossen werden." Auch wenn es noch zu früh sei, um direkte Folgen der Ausgangssperre zu verzeichnen, treffe man vielerorts Vorkehrungen, dass Gewaltopfer eine sichere Unterkunft finden, so Pankau, oder überhaupt erfahren, wohin sie sich wenden können.
Im migrantisch geprägten Leipziger Osten hängt mittlerweile an vielen Haustüren die Telefonnummer des örtlichen Frauenhauses. Die verantwortlichen Stellen seien täglich in enger Abstimmung. "Dazu erleben wir derzeit viel Hilfsbereitschaft", sagt Pankau, "beispielsweise durch Privatpersonen, die uns via Facebook angeboten haben, ihre nun leer stehenden Ferienwohnungen zu nutzen."
Wohin aber sollen Kinder und Jugendliche, wenn sie es zu Hause nicht mehr aushalten und Opfer häuslicher oder sexueller Gewalt werden?
Die Anwältin Christina Clemm appelliert an Lehrerinnen und Lehrer, aufmerksam zu sein, wenn Kinder mit ihnen über die Hausaufgaben digital in Kontakt träten, und auch mal zu fragen: Hast du Kummer zuhause, fällt euch die Decke auf den Kopf? "Wir müssen Räume eröffnen, dass ein Kind erzählen kann, dass es Angst hat zu Hause." Sie fordert, dass Familiengerichte und Jugendämter arbeitsfähig bleiben. Welche Folgen hat es, wenn Freizeiteinrichtungen geschlossen sind, offene Sprechstunden ausfallen, Familienhelfer nur noch in Notfällen Hausbesuche machen, schlimmstenfalls von den Notfällen nichts mehr mitbekommen? Hilfsorganisationen wie die Stiftung Off Road Kids, die ein bundesweites Streetwork-System betreibt, warnen bereits vor einem weiteren Anstieg: bei der Zahl der obdachlosen Jugendlichen.