Coronavirus:USA und Italien verhängen Testpflicht für Reisende aus China

Lesezeit: 2 min

Wer vom 1. Januar an aus China nach Frankreich reisen will, braucht vor dem Abflug einen negativen Corona-Test. (Foto: Andy Wong/dpa)

Beide Länder wollen sich damit vor möglichen neuen Virus-Varianten schützen. Die Bundesregierung sieht noch keine Notwendigkeit, die geltenden Einreisebestimmungen zu verschärfen.

Von Josef Kelnberger und Nicolas Richter, Brüssel/Berlin

Angesichts einer massiven Welle von Corona-Infektionen in China erhöhen die USA und Italien ihre Vorsichtsmaßnahmen. Wer aus China kommend in die Vereinigten Staaten einreist, muss vom 5. Januar an einen negativen Covid-Test vorlegen. In Italien gelten die neuen Regeln bereits: Flugreisende aus China müssen nach der Landung noch am Flughafen einen verpflichtenden Corona-Test machen, Infizierte müssen sich in Isolation begeben. Am Mittwoch hatte Gesundheitsminister Orazio Schillaci eine entsprechende Verordnung erlassen. "Die Maßnahme ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass mögliche Virusvarianten überwacht und erkannt werden zum Schutz der italienischen Bevölkerung", erklärte der Minister.

Regierungschefin Giorgia Meloni forderte die anderen europäischen Länder auf, sich dem italienischen Weg anzuschließen. "Wir erwarten, dass die Europäische Union in dieser Richtung tätig wird", sagte sie am Donnerstag. An den Flughäfen in Mailand und Rom wurden offenbar fast die Hälfte der aus China einreisenden Passagiere positiv auf das Coronavirus getestet.

Es reisen derzeit ohnehin sehr wenige Menschen von China nach Deutschland

In der Bundesregierung heißt es, man beobachte die Lage, sehe aber noch keine Notwendigkeit für eine Verschärfung der Regeln. Wegen sehr restriktiver Visumsvorschriften reisen derzeit ohnehin wenige Menschen von China nach Deutschland ein. Auch geht man in Regierungskreisen davon aus, dass die Deutschen durch den verbreiteten Impfschutz sowie die bereits bestehende Durchseuchung gut geschützt sind und ein massiver Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland derzeit ausgeschlossen ist.

Allerdings herrscht die Sorge, dass in China neue Varianten des Coronavirus entstehen könnten, die anderswo wieder für neue Infektionswellen sorgen würden. Deswegen stimmen sich das Kanzleramt und die Ministerien für Inneres, Äußeres und Gesundheit zu dieser Frage derzeit ab. Problematisch ist dabei die deutsche Rechtslage: Sie erlaubt Einreisebeschränkungen wie Test- oder Impfpflicht nur, wenn Reisende aus "Virusvariantengebieten" kommen. China ist aber derzeit nicht als ein solches Gebiet eingestuft, da bislang keine neue Varianten bekannt geworden sind. Allerdings gilt die Datenlage in China als so schlecht, dass man in Europa wohl auch dann nicht von neuen Varianten erführe, wenn es welche gäbe.

Die EU-Kommission berief für Donnerstag eine Dringlichkeitssitzung des Komitees für Gesundheitssicherheit ein, dem Experten aus den 27 Mitgliedstaaten angehören. Man habe sich über die Lage in China ausgetauscht und gemeinsame Schritte diskutiert, hieß es hinterher. Ergebnisse gab es offenbar nicht. Manfred Weber, der Fraktionsvorsitzende der Europäischen Volkspartei im Europaparlament, forderte am Donnerstag eine gemeinsame Testpflicht in der EU für Einreisende aus China. "Es ergibt in einem offenen Europa überhaupt keinen Sinn, nur in einem Land Testungen vorzunehmen, die EU-Gesundheitsminister müssen sich schnell koordinieren", schrieb er auf Twitter.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungCorona
:Jetzt ist's mal gut mit der Maskenpflicht

Die Corona-Maßnahmen entsprangen einer Not, als das Virus unkontrolliert wütete. Das aber ist nicht mehr der Fall. Die eigentliche Notlage liegt derzeit woanders.

Kommentar von Rainer Stadler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: