Chemnitz:Mitglieder selbsternannter Bürgerwehr attackieren Migranten

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3500 Menschen folgten nach Schätzung der Polizei dem Aufruf der rechten Bewegung "Pro Chemnitz" am Freitagabend. (Foto: dpa)
  • 15 Männer sind in Chemnitz als "Bürgerwehr" aufgetreten.
  • Zuerst wollten sie auf einer Party Ausweise kontrollieren, später kreisten sie eine Gruppe von Deutschen und Migranten ein und bedrohten sie.
  • Gegen sechs von ihnen wurde Haftbefehl erlassen.

Am Rande einer rechten Demonstration in Chemnitz ist es wieder zu einem Angriff auf Migranten gekommen. Als die Kundgebung der rechtspopulistischen Initiative "Pro Chemnitz" am Freitagabend zu Ende gegangen war, attackierten 15 Personen auf der Chemnitzer Schlossteichinsel eine siebenköpfige Gruppe aus Deutschen, Iranern und Pakistanern, kreisten sie ein und beleidigten sie fremdenfeindlich. Ein 26-jähriger Iraner wurde durch einen Gegenstand leicht verletzt. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Samstag mit.

Alarmierte Einsatzkräfte nahmen die Angreifer fest. Gegen einen 31-Jährigen, der unter Bewährung stand, erging ein Haftbefehl. Die fünf anderen wurden im beschleunigten Verfahren inhaftiert. Gegen sie soll schon in der kommenden Woche vor dem Amtsgericht verhandelt werden. Ihnen wird Landfriedensbruch vorgeworfen. Dies beinhalte auch die Körperverletzung. Die anderen neun wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.

Laut Zeugenaussagen sollen die Festgenommenen am Freitagabend als Bürgerwehr aufgetreten sein und zunächst von einer anderen Gruppe feiernder Jugendlicher die Ausweise verlangt haben. Diese hätten daraufhin ihre Feier abgebrochen und die Polizei alarmiert - angegriffen wurden sie nicht.

An der Demonstration am Freitagabend, die laut Polizei störungsfrei verlief, nahmen nach Behördenangaben etwa 3 500 Menschen teil. Es gab 18 Anzeigen, vorwiegend wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz sowie gegen das Waffengesetz. Mehrere Demonstranten hätten Schutzbewaffnung wie Quarzhandschuhe oder Vermummungsgegenstände mit sich geführt. Ferner habe ein 26-Jähriger eine Kette mit einem Hakenkreuz-Anhänger getragen und ein Versammlungsteilnehmer den Hitlergruß gezeigt. Gegen beide werde wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. Insgesamt war die Polizei mit 900 Beamten vor Ort sowie mit einer Reiterstaffel und Wasserwerfern.

In der Nacht zum 26. August wurde am Rande des Chemnitzer Stadtfestes der 35-jährige Deutsch-Kubaner Daniel H. erstochen. Als Täter werden drei Asylbewerber aus Irak und Syrien verdächtigt, von denen einer flüchtig ist. Einer der festgenommenen Tatverdächtigen bestreitet die Tat. Der Vorfall löste in Chemnitz mehrere Demonstrationen und Gegenveranstaltungen mit jeweils Tausenden Teilnehmern aus. Es kam wiederholt zu Ausschreitungen mit Verletzten sowie zu Angriffen auf Polizisten und Journalisten.

© SZ.de/dpa/epd/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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