Eine gewisse Zerstreutheit gehört zum Markenkern von Armin Laschet, so wie das leicht verschmitzte Lächeln. Ein Lausbub, der es manchmal nicht so genau nimmt, eine rheinische Frohnatur. In der Vergangenheit waren nur seine Mitarbeiter in den Ministerien oder der Fraktion die Leidtragenden dieser Lebenseinstellung, sie mussten ihm die Sachen nachtragen, ihn an Termine erinnern.
Nun sind es ein paar Studenten. Und vor allem Armin Laschet selbst. Am Dienstag kündigte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende und Fraktionschef an, künftig nicht mehr als Hochschuldozent der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) wirken zu wollen. Grund dafür: Laschet sind im vergangenen Jahr die Klausuren eines von ihm gehaltenen Seminars abhanden gekommen. Benotet wurden sie trotzdem, aufgrund von Notizen, sagte Laschet. Eher ausgewürfelt, sagen Studenten.
Ausflüge in die Hauptstadt
Im Sommer 2014 organisierte Laschet im Rahmen des Europa-Master-Studiengangs ein Seminar "Die Europapolitik der Berliner Republik", für das man ein paar Tage am Stück in die Hauptstadt fuhr. Seit 1999, als der gebürtige Aachener ins Europaparlament einzog, bot Laschet solche Ausflüge an, die als volle Seminare für die Examensnoten zählten. Bei den Studenten waren sie beliebt, weil Laschet niemanden überforderte, sondern eher im Plauderton aus seinem Erfahrungsschatz erzählte. Manch fleißige Studentin gehörte später auch zu Laschets Mitarbeiterinnen.
Das Ergebnis der Ausflüge in eine Prüfungsform zu bringen, war ohnehin schon eine Herausforderung. Im Sommer 2014 gingen Laschet die Prüfungen verloren, auf dem Postweg wie er behauptet. Es begann das, was man eine Verschleierung nennen kann. Erst erweckte er den Eindruck, als habe er die Noten der Klausuren gesichert. Dann aber bekamen Studenten eine Zensur, die gar nicht anwesend waren und umgekehrt. Laschet behauptete, in Absprache mit der Uni eine "Rekonstruktion" vorgenommen zu haben, von der die RWTH aber gar nichts wusste. Nun gibt es keine Ausflüge mehr.