CDU:Enkel-Frage unvermeidlich

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"Nicht mein definierendes persönliches Merkmal": Johannes Volkmann, 27, über seine prominente Herkunft. (Foto: Uwe Klössing)

Johannes Volkmann will in derselben Partei Karriere machen, in der sein Großvater Helmut Kohl lange an der Spitze war. Der nächste Schritt: Er kandidiert für den Bundesvorstand.

Von Robert Roßmann, Berlin

"Und, wie geht es Ihnen als Kohl-Enkel in der CDU?" Es ist eine Frage, die Johannes Volkmann langsam nervt. Wer will schon über andere definiert werden - und sei es über den Kanzler der Einheit. Aber natürlich weiß der 27-Jährige auch, dass ihn seine Herkunft interessant macht. Als er auf die Welt kam, war Helmut Kohl noch Vorsitzender der CDU, in der jetzt auch Volkmann Karriere machen will. Er kandidiert für den Bundesvorstand der Partei. Die Junge Union und die Hessen CDU haben ihn dafür nominiert. Volkmann hat deshalb gute Chancen, auf dem Bundesparteitag Anfang Mai gewählt zu werden.

Aber was antwortet Volkmann nun auf die Enkel-Frage? "Ich bin auch Enkel von Helmut Kohl", sagt er. "Aber das ist für mich persönlich in meinem Alltag nicht mein definierendes persönliches Merkmal. Mein Ziel ist, dass die Leute mich wählen - oder auch nicht wählen - aufgrund der Ideen, für die ich eintrete." Er gehe deshalb mit seiner Herkunft nicht hausieren, "denn es ist meine Leistung, die zählt". Und Volkmann ist in der Union tatsächlich schon lange ziemlich aktiv.

Weltoffen und heimatverbunden soll sich seine CDU präsentieren

Bereits mit zwölf Jahren hat er angefangen, sich politisch zu engagieren. Erst in der Schüler Union, in der er stellvertretender Landesvorsitzender wurde, dann im Ring Christlich-Demokratischer Studenten, in der Jungen Union und in der CDU. Außerdem war er von 2014 bis 2022 stellvertretender Bundesvorsitzender der Paneuropa-Jugend.

Inzwischen ist Volkmann Büroleiter des CDU-Europaabgeordneten Sven Simon. Unter der Woche lebt er deshalb in Straßburg oder Brüssel - je nachdem, wo das Europaparlament gerade tagt. In der sitzungsfreien Zeit und an den Wochenenden wohnt Volkmann bei sich zu Hause in Lahnau bei Wetzlar. Dort ist er auch Kommunalpolitiker.

Es ist ein Leben, das zu seiner zentralen Forderung passt. "Mir ist es wichtig, dass die CDU sich als weltoffene, aber auch als heimatverbundene Partei positioniert", sagt Volkmann, wenn man ihn danach fragt, wofür er sich nach einer Wahl in den CDU-Bundesvorstand einsetzen wolle.

Volkmann hat an der Zeppelin-Universität am Bodensee Volkswirtschaftslehre, Politikwissenschaften und Soziologie studiert. Er war zu Auslandssemestern an Universitäten in Schanghai und Peking. In Minsk und Irkutsk absolvierte er Sommer- und Winterschulen. In Oxford schloss er einen Master of Science in Modernen China-Studien ab.

Er habe "sicherlich da was in die Wiege gelegt bekommen", sagt Volkmann

Zu Hause in Hessen ist er Kreisvorsitzender der CDU Lahn-Dill und Vorsitzender des Kreistags. Das ist zwar nur ein Ehrenamt, protokollarisch steht er damit aber über dem Landrat. Bei der Kommunalwahl hätten ihn die Bürger um elf Listenplätze nach vorn gewählt, sagt Volkmann. Das habe seine Partei dann veranlasst, ihn für den Vorsitz des Kreistags vorzuschlagen. "Damals hieß es überall: Kohl-Enkel in den Kreistag gewählt - nach einigen Wochen wurde dann aus 'Kohl-Enkel' aber 'Johannes Volkmann'. Mein Ziel ist es, dass mir das jetzt auch auf Bundesebene gelingt."

Bei der Europawahl 2019 und der Bundestagswahl 2021 war Volkmann bereits Kandidat - allerdings auf aussichtslosen Listenplätzen. Jetzt könnte es mit dem Sprung auf die höhere politische Ebene klappen. Die Junge Union hat neben ihm auch Wiebke Winter, Bastian Schneider, Jessica Steiner, Kim-Sarah Speer und Birte Glißmann für die Bundesvorstandswahl nominiert, außerdem Ronja Kemmer für das CDU-Präsidium. Die bekommen aber gerade nicht so viel Aufmerksamkeit wie Volkmann, aber die haben ja auch keinen Kanzler als Großvater.

Er finde Politik spannend und habe "sicherlich da was in die Wiege gelegt bekommen", hat Volkmann 2021 gesagt, als er Kandidat bei "Wer wird Millionär?" war. Seinen Großvater, den Kanzler, hat er in dessen letzten Lebensjahren wegen der familieninternen Zerwürfnisse allerdings nicht mehr gesehen. Umso mehr freue er sich über die Kindheitserinnerungen, die er an seinen Opa noch habe, sagt Volkmann.

Seinen Nachnamen hat er übrigens von seiner Mutter, sein Vater ist der Kohl-Sohn Walter. Viel lieber als über seine Herkunft redet Volkmann aber darüber, was er sich jetzt von der CDU wünscht. Er wolle eine Partei, die in der Wirtschafts- und Einwanderungspolitik weltgewandt sei: "Ja zum Freihandel, Ja zur Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, Ja zur europäischen Integration." Gleichzeitig müsse die CDU aber auch "die lokale Identität schützen". Und sie müsse sich "beim Kampf gegen Kriminalität, Islamismus und Antisemitismus klar positionieren".

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