Bundesweiter Warntag:"Es wird laut"

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Wird sie heulen oder nicht? Viele Gemeinden informieren auf ihrer Homepage darüber, ob und wie sie am bundesweiten Warntag teilnehmen. (Foto: Jens Büttner/DPA)

Deutschland will sich gegen Katastrophen wappnen, doch der erste bundesweite Warntag 2020 floppte gewaltig. 2022 lief es schon besser. Bald kommt der dritte Test - was ist zu erwarten?

Von Constanze von Bullion, Berlin

Der erste Anlauf war ein Flop. Als der damalige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) 2020 einen bundesweiten Warntag ausrief, sollten alle Sirenen heulen im Land. Deutschland wollte sich wappnen für Katastrophen. Es heulte dann aber so gut wie nichts. Auch Brummtöne auf Smartphones kamen erst mit halbstündiger Verspätung, wenn überhaupt. Ein zweiter Warntag 2022 verlief erfolgreicher. Nun soll der nächste folgen, am 14. September. Natürlich ist es auch ein Test auf Deutschlands digitale Reaktionsfähigkeit.

"Wir setzen auf den sogenannten Warnmittel-Mix", sagte Innenstaatssekretärin Juliane Seifert am Freitag in Berlin. Um elf Uhr am Warntag soll die Bevölkerung aufgeschreckt werden, testweise. Geplant sind Hinweise auf dem Handy-Warnkanal Cell Broadcast, auf Warn-Apps wie Nina, Warnungen in Radio und Fernsehen, Sirenen, Informationstafeln in Städten sowie Warnungen auf Bahnsteigen und in Zügen. "Es wird laut", kündigte der Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler an. Es gehe um einen Stresstest für die Systeme.

Warum das Handy am Warntag nicht warnte

Katastrophen wie das Hochwasser im Ahrtal haben Deutschland in aller Härte vor Augen geführt, wie schlecht Behörden und Katastrophenhelfer im Ernstfall vernetzt sein können - und wie viele Leben eine so lückenhafte Informationskette kosten kann. Warnungen kamen damals bei vielen Anwohnern erst an, als es zu spät war. Auch Rettungstrupps fühlten sich im Stich gelassen.

Nach einer Online-Befragung des BBK erhielten beim Warntag 2022 immerhin neun von zehn Menschen in Deutschland eine Warnung, viele zwei. Die allermeisten wurden vom Mobilfunkdienst Cell Broadcast oder einer Warn-App informiert, allerdings mit großen regionalen Unterschieden.

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Während die "Durchdringung" in Nordrhein-Westfalen besonders hoch war, wurden in Bayern besonders wenige Menschen erreicht. Am niedrigsten war die Quote in Ostfranken, der Oberpfalz und Niederbayern. Teils lag das an Fehlern der Mobilfunkanbieter, teils daran, dass auf Handys weder Cell Broadcast noch eine Warn-App aktiviert war. 1,2 Millionen Handynutzer erhielten keine Warnung, weil sie bei der Warn-App Nina ihren Standort nicht aktiviert hatten.

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