Er gilt als Strippenzieher für eine schwarz-blaue Koalition im Bund. Lopatka hat sich jetzt, offenbar ohne sich mit seinem Parteichef abzusprechen, als Hofer-Wähler geoutet und gesagt, dieser sei der bessere Kandidat. Mitterlehner zitierte ihn am Montag zum Rapport, nicht ohne dies öffentlich zu machen - und verkündigte der Republik bissig, er empfinde Lopatkas Vorgehen als "illoyal". Die Zeitungen schrieben von einem Machtkampf, der allerdings nach der Aussprache offiziell "beendet" wurde.
Aber der Machtkampf dürfte nicht nur ausgetragen werden zwischen dem ÖVP-Chef und dem Fraktionschef, der in Österreich Klubchef heißt. Ihr Streit steht stellvertretend für die Frage, ob mit einem Massen-Bekenntnis konservativer Politiker zu Hofer die Weichen lange vor der nächsten Parlamentswahl auf schwarz-blau gestellt würden.
Auf Wiener Partys geht das Gerücht, der Außenminister empfehle Hofer
Nicht ohne Pikanterie ist es daher, dass auf Wiener Partys derzeit das Gerücht die Runde macht, auch Außenminister Sebastian Kurz, in der Flüchtlingspolitik näher bei der FPÖ als beim Koalitionspartner SPÖ, habe sich eine Woche vor der Wahl für Hofer aussprechen wollen, sei aber zurückgepfiffen worden.
Der Kampf um die künftige Ausrichtung nach dem aktuellen Richtungswahlkampf wirbelt nicht nur die ÖVP durcheinander, sondern die SPÖ desgleichen. Während eine "Wertegremium" genannte Arbeitsgruppe unter Führung des roten Landeshauptmanns von Kärnten, Peter Kaiser, derzeit an einem Eckpunkte-Papier arbeitet, mit dem Grenzen zu den Rechtspopulisten abgesteckt werden sollen, ist das Burgenland längst weiter: Dort koaliert die SPÖ mit der FPÖ (wie die ÖVP in Oberösterreich).
Die SPÖ ringt um eine mögliche Koalition mit der FPÖ
Vor einigen Tagen aber machten zwei Ereignisse Schlagzeilen, die zeigen, wie hart bei den Sozialdemokraten mit der Frage gerungen wird, ob eine Koalition mit der FPÖ denkbar wäre - oder ob sie eine Parteispaltung auslösen würde. In Wien konnte SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl vergangene Woche die Palastrevolte einer Gruppe nur mühsam unterdrücken, die linke und FPÖ-kritische Parteimitglieder aus wichtigen Ämtern drängen wollte; der Aufstand ist aber nur aufgeschoben bis nach der Präsidentschaftswahl. Und Bundeskanzler Christian Kern, der sich bisher nie als FPÖ-Freund zeigte, traf fast gleichzeitig zu einem viel beachteten Streitgespräch mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zusammen, das als "Kuschel-Partie" gewertet wurde, weil Kern auf jede Spitze gegen die Freiheitlichen verzichtete. Die professionellen Politikbetrachter waren ratlos: Hatte Kern, indem er nett zu Politrambo Strache war, diesem keine Angriffsfläche bieten wollen, waren seine Freundlichkeiten Taktik? Oder war das streitlose Streitgespräch der Auftakt für Rot-Blau?
Am 4. Dezember wird, wenn alles glattgeht, ein Bundespräsident gekürt sein. Danach geht der Wahlkampf in Österreich nahtlos weiter.