Bürgerkrieg in Syrien:Kindersoldaten für den Gotteskrieg

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In Syrien bilden radikale Islamisten gezielt Minderjährige zu Soldaten aus. Die Jüngsten sind gerade mal zwölf Jahre alt. In Trainingslagern lernen die Kinder den Umgang mit Waffen - geködert werden sie mit einfachen Versprechen.

Von Lara Gruben

Raed ist 16, als er sich entscheidet, für die Isis zu kämpfen. "Als Isis in meine Stadt kam, mochte ich, was die Kämpfer anhatten. Sie sahen aus wie eine Einheit", sagt er. Raed lässt sich überzeugen, an einem Trainingslager in Kafr Hamra bei Aleppo teilzunehmen. 15 Tage wird er auf den Krieg vorbereitet, mit Scharia und Waffenunterricht. Radikale Islamisten wie Isis nutzen die Naivität der Kinder und Jugendlichen. "Die Jungen mögen sie dort lieber. Sie sagen, aus ihnen werden stärkere Führer und stärkere Kämpfer", sagt Raed.

Seine Geschichte erzählt Raed der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Am Montag veröffentlichte die Organisation einen Bericht über den Einsatz von Kindersoldaten in Syrien. Der Bericht basiert auf Interviews mit 25 Kindersoldaten, die für verschiedene syrische Oppositionsgruppen gekämpft haben. Die Gespräche wurden in Jordanien, im Nordirak, Syrien und in der Türkei geführt.

Besonders stark rekrutieren dem Bericht zufolge die islamistischen Gruppen Isis und Al-Nusra-Front. Sie locken die Kinder mit vermeintlich kostenloser Bildung. Tatsächlich werden sie dort ideologisch und an Waffen ausgebildet. Die Gruppen rekrutieren systematisch - sie werben gezielt in Orten, in denen Schulen geschlossen wurden oder sprechen nach politischen Protesten Schüler an.

In Kafr Hamra werden 250 bis 300 Syrer gleichzeitig geschult, Kinder und Erwachsene zusammen. Viele von ihnen sind nicht volljährig, die jüngsten gerade zwölf Jahre alt, erzählt Riad, ein anderer in Kafr Hamra ausgebildeter Jugendlicher. Im Trainingslager musste er ein striktes Tagesprogramm befolgen. Von frühmorgens bis spätabends folgten beten und kämpfen einander. In der Nacht wurden sie mit Schüssen geweckt, schlafen durfte Riad kaum.

Die verschiedenen Gruppen der Freie Syrische Arme (FSA) rekrutieren dagegen hauptsächlich über Familienmitglieder und das soziale Umfeld der Kinder. So kam auch Hassan zur Freien Syrischen Armee. Dem Bericht von Human Rights Watch zufolge wurde er mit 15 Mitglied der "Asad Allah Hamza", einem Ableger der FSA. Der Mann seiner Schwester war Kopf der Gruppe. Zuerst versuchten sie, ihn von den Kämpfen fernzuhalten. Doch Hassan wollte kämpfen und so ließen sie ihn. Sein erster Einsatz dauerte fünf Tage.

Einige Kinder bekamen ein monatliches Gehalt von umgerechnet bis zu 135 US-Dollar. Andere kämpften ohne Bezahlung. Gehören die Kinder einmal zu einer Terror-Gruppe, ist es fast unmöglich für sie, sich wieder zu lösen. Da sie sich kein anderes Leben mehr vorstellen können, fällt es ihnen schwer, einen anderen Job zu finden oder eine Ausbildung zu machen.

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