30 Sekunden dauert der Radio-Spot, und am Ende ist man ziemlich verwirrt: Da spricht doch Bruce Willis? Aber was redet der denn da? "Am 25. Mai ist Europawahl, da gehen Sie bitte wählen - und zwar die CDU", brummt es aus dem Radio. "Damit Deutschland in Europa eine starke Stimme hat: C-D-U, haben Sie das!" Es klingt weniger nach einer Bitte, eher nach einem Befehl. Aber es ist ja auch Bruce Willis, glaubt man.
Die CDU hat sich für eine neue Werbeform entschieden. Seit Donnerstag laufen ihre Radio-Spots für die Europawahl. Und sie sind anders als alle bisherigen. Vor der Bundestagswahl sprach noch die Kanzlerin aus den Geräten. "Guten Tag, ich bin Angela Merkel", begrüßte einen die Frau beinahe schüchtern. Diesmal setzt die CDU auf einen Action-Helden. Größer könnte der Gegensatz kaum sein.
Willis ist zwar in Idar-Oberstein geboren, aus der Stadt stammen auch fast alle Halsketten der Kanzlerin. Aber für die Spots hat die CDU natürlich nicht den Weltstar ("Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke") engagiert, sondern nur seinen deutschen Synchronsprecher Manfred Lehmann.
Der zweite Spot wird von der Synchronsprecherin von Julia Roberts gesprochen
Die bekannte Stimme soll dem Spot im flüchtigen Medium Aufmerksamkeit garantieren. Inzwischen setzt ja sogar die Tagesschau auf solche Mittel, seit ein paar Tagen begrüßt sie ihre Zuschauer mit der deutschen Stimme von Angelina Jolie. Da will sich die CDU nicht lumpen lassen.
Zwei Radio-Spots haben die Christdemokraten produziert, der zweite wird von der deutschen Synchronsprecherin von Julia Roberts gesprochen. Er ist ähnlich inhaltsleer wie der mit Willis. "Wissen Sie, es gibt Tage, da passiert nicht viel, im Grunde gar nichts, nix", sagt die Synchron-Julia. "Machen wir doch mal einen Tag zu etwas Besonderem", fordert sie dann - und erklärt, dass wir deshalb am 25. Mai CDU wählen sollen.
Mehr als 300 Mal werden die Spots zu hören sein: 43 Mal im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, etwa 280 Mal in Privatradios. Und was macht die SPD gegen diese Dauer-Beschallung? Die ist noch nicht so weit. Die Genossen wollen ihre Spots erst in der kommenden Woche vorstellen. Statt Sigmar Gabriel müssten sie jetzt eigentlich Robert de Niro für sich werben lassen.