In Russland inhaftierte US-Sportlerin:Griner in San Antonio gelandet

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Die Basketballerin saß seit Februar in russischer Haft, der Waffenhändler Wiktor But jahrelang in einem US-Gefängnis. Nun kommen beide durch einen Gefangenenaustausch frei - und begegnen sich auf ihrem Heimweg in Abu Dhabi.

Von Juri Auel und Philipp Saul

Wer die Aufnahmen zum ersten Mal sieht, erkennt die Frau womöglich nicht sofort. Denn Brittney Griner hat inzwischen kurze Haare, keine langen Dreadlocks mehr wie noch bei ihrer Verhaftung im Februar an einem Moskauer Flughafen. Die prominente US-Basketballerin hat die vergangenen Monate in russischer Haft verbracht, wo ihr offenbar die Haare abgeschnitten wurden.

Nach einem Gefangenenaustausch ist die 32-Jährige nun in Freiheit. Ein Flieger mit der Sportlerin an Bord landete in San Antonio, Texas. Das wurde von offizieller Seite bestätigt. Sie soll nun zunächst in einem Militärkrankenhaus medizinisch untersucht werden.

Unterwegs traf Griner den Mann, der im Gegenzug für ihre Freiheit aus US-Haft entlassen wurde: den Waffenhändler Wiktor But. Eine am Donnerstagabend von russischen Staatsmedien veröffentlichte Aufnahme zeigt die Basketballerin mit Kurzhaarfrisur und roter Jacke, wie sie But am Flughafen von Abu Dhabi begegnet.

Auch der Russe ist inzwischen wieder in seiner Heimat angekommen. Er landete in der Nacht auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo. Das russische Fernsehen zeigte, wie er auf der Landebahn von seiner Ehefrau und seiner Mutter empfangen wurde. Er habe bis zuletzt nicht gewusst, dass er ausgetauscht werde und nach Hause komme, gab der 55-Jährige zu Protokoll.

Der Fall Griner hatte russische und amerikanische Diplomaten in den vergangenen Monaten immer wieder beschäftigt. Im Februar war Brittney Griner auf einem Moskauer Flughafen verhaftet worden, nachdem Zollbeamte Vape-Patronen mit Cannabisöl in ihrem Gepäck gefunden hatten. Wegen Drogenschmuggels wurde sie zu neun Jahren Haft verurteilt und im November sogar in eine Strafkolonie verlegt.

Weil die US-Nationalspielerin und zweimalige Olympiasiegerin nur wenige Tage vor dem russischen Angriff auf die Ukraine festgenommen worden war, sahen Beobachter den Fall als politisch motiviert an. Moskau habe sich ein Druckmittel auf die US-Regierung sichern wollen.

Zurück zu Freunden und Familie: Brittney Griner sitzt in einem Flugzeug auf dem Weg in die USA. (Foto: IMAGO/FSB/IMAGO/ITAR-TASS)

Und tatsächlich zahlen die USA einen hohen Preis für Griners Freiheit: Im Tausch für die Basketballerin entließen die Vereinigten Staaten den berüchtigten Waffenhändler But aus dem Gefängnis, der wegen Spionage verurteilt wurde und jahrelang in Haft saß. Für seine Taten bekam er den Spitzenamen merchant of death, "Händler des Todes". Die russische Regierung hatte sich seit Jahren um seine Freilassung bemüht. Griner und But wurden beide vor dem Austausch begnadigt, was bedeutet, dass sie den Rest ihrer Strafe nicht in ihren Heimatländern verbüßen müssen, sagte Tatjana Moskalkowa, die Ombudsfrau des Kremls für Menschenrechte, laut Interfax.

Auf diesem Bild aus einem Video des russischen Senders RU-24 besteigt der verurteilte Waffenhändler Wiktor But ein russisches Flugzeug auf dem Flughafen von Abu Dhabi. (Foto: Uncredited/dpa)

Die Aufnahme aus Abu Dhabi zeigt nun, wie die hochgewachsene Griner und But, der einige Dokumente mit sich führt, in Begleitung mehrerer Männer auf dem Rollfeld des Flughafens aufeinander zulaufen. Was bei der Begrüßung beider Gruppen besprochen wird, ist nicht zu hören. Auffällig ist, dass in dem Video zwar zu sehen ist, wie sich die Begleiter der beiden ehemaligen Gefangenen begrüßen, aber nicht, was zwischen Griner und But geschieht.

Es wirkt, als würde die prominente US-Sportlerin einen Schritt auf But zugehen, dann aber gibt es einen Schnitt und im nächsten Moment gehen beide Seiten in unterschiedliche Richtungen davon. Ob sich die beiden begrüßt haben und warum die russischen Staatsmedien diese Szene nicht zeigen wollen, bleibt unklar.

Ein anderer US-Staatsbürger sitzt weiter in russischer Haft

Während die Freude über die Freilassung der Basketballerin von Phoenix Mercury, die in der Nebensaison in Russland spielte, in den USA zwar groß ist, gibt es auch deutliche Kritik an dem Gefangenenaustausch. So gelang es der US-Regierung nämlich nicht, den ihrer Ansicht nach ebenfalls zu Unrecht seit fast vier Jahren inhaftierten ehemaligen Marineinfanteristen Paul Whelan aus Russland zurückzuholen.

Insbesondere Republikaner im Kongress monierten, dass Biden im Austausch für But auch die Freilassung von Whelan hätte erwirken müssen. "Ist ein Waffenhändler nicht zwei unschuldige Menschen wert?" schrieb etwa der Abgeordnete Adam Kinzinger, ein Republikaner aus Illinois, auf Twitter. "Er ist vielleicht nicht sehr bekannt, aber er ist unschuldig", so Kinzinger über Whelan. Buts Freilassung sei ein "Geschenk" für Russlands Präsidenten Wladimir Putin, monierte Kevin McCarthy, der für den Vorsitz des Repräsentantenhauses kandidiert. "Paul Whelan dafür zurückzulassen, ist unverantwortlich."

Der ehemalige Marine-Corps-Soldat Paul Whelan ist seit fast vier Jahren wegen angeblicher Spionage in Russland inhaftiert. (Foto: Sofia Sandurskaya/dpa)

Die US-Regierung hatte sich nach eigenen Angaben darum bemüht, für But nicht nur Griners, sondern auch Whelans Freilassung zu erreichen. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, erklärte jedoch, Russland sei nicht bereit gewesen, einen Deal inklusive Whelan in Betracht zu ziehen, und es gebe "keine Möglichkeit, Paul jetzt nach Hause zu bringen". Biden habe sich stattdessen entscheiden müssen, ob er Griner zurückholen wollte oder niemanden, sagte sie.

Der Präsident selbst erklärte in einer Rede: "Dies war keine Entscheidung darüber, welchen Amerikaner wir nach Hause bringen sollten." Russland behandle Whelans Fall anders als den von Griner, sagte Biden, und versprach Whelans Familie, dass seine Regierung weiter über dessen Freilassung verhandeln werde.

Mit Material der Deutschen Presse-Agentur

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