Diplomatie:Deutscher Botschafter zu Gespräch im russischen Außenministerium

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Alexander Graf Lambsdorff kommt am russischen Außenministerium an. Er ist seit 2023 deutscher Botschafter in Moskau. (Foto: IMAGO/Sergei Bobylev/ITAR-TASS)

Darin sei es um "verschiedene bilaterale Themen" gegangen, sagt Lambsdorff - er sei aber nicht einbestellt worden. Das hatten russische Medien mit Blick auf die "Taurus"-Affäre behauptet.

Der deutsche Botschafter in Russland, Alexander Graf Lambsdorff, ist zu einem Gespräch im russischen Außenministerium in Moskau gewesen. "Es gab eine Einladung zum Gespräch über verschiedene bilaterale Themen", sagte Lambsdorff der Deutschen Presse-Agentur. Es habe sich aber nicht um eine Einbestellung gehandelt, betonte er. Zu konkreten Inhalten der Unterhaltung äußerte er sich nicht.

Damit widersprach der Botschafter der Darstellung russischer Medien. Die staatliche Nachrichtenagentur Tass hatte vor dem Besuch unter Berufung auf eine anonyme Quelle berichtet, es handele sich dabei um eine Einbestellung des Botschafters wegen der jüngst veröffentlichten Mitschnitte eines von Russland abgehörten Telefonats deutscher Luftwaffen-Offiziere zum möglichen Einsatz von Taurus-Marschflugkörpern in der Ukraine. Die Einbestellung eines Botschafters ist ein diplomatisches Mittel, um Missmut zwischen zwei Staaten zum Ausdruck zu bringen. Lambsdorff sagte jedoch, der Termin sei bereits vor der Veröffentlichung des abgehörten Gesprächs geplant gewesen.

Die Tass veröffentlichte ein Video, wie Lambsdorff vor dem Termin aus einer Diplomaten-Limousine ausstieg und das Ministerium betrat. Als ihn Fragesteller bedrängten, sagte er: "Können wir bitte in das Ministerium hinein, wir haben eine Einladung." Auf das Thema des Gesprächs ging er nicht ein. Nach dem Termin verließ er das Außenministerium kommentarlos.

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Am Freitag hatte Russland ein mitgeschnittenes Gespräch veröffentlicht, in dem Offiziere Einsatzszenarien für den deutschen Marschflugkörper Taurus erörterten, falls dieser doch noch an die Ukraine geliefert würde.

Sie kommen zu dem Ergebnis, dass eine baldige Lieferung und ein schneller Einsatz nur mit Beteiligung deutscher Soldaten möglich wäre - und dass eine Taurus-Ausbildung ukrainischer Soldaten für einen Einsatz in alleiniger Regie möglich wäre, aber Monate dauern würde. Diskutiert wird auch über die mögliche Zerstörung der von Russland gebauten Brücke zur völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Halbinsel Krim.

Das Leak passt in das Bild der russischen Propaganda, wonach Deutschland längst Kriegspartei sei. Der Mitschnitt wird so interpretiert, dass Bundeswehrangehörige offen über einen Taurus-Einsatz und die Zerstörung der Brücke zur Krim diskutieren würden. Das Gespräch belege die "Planungen von Kampfhandlungen gegen Russland, einschließlich der Zerstörung der zivilen Infrastruktur", sagt die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. In Wahrheit geht es allerdings ausschließlich um Fragen, unter welchen Bedingungen das System an die Ukraine geliefert werden und was die Ukraine damit machen könnte.

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