BND-Chef Gerhard Schindler:Mann mit klarem Freund-Feind-Bild

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BND-Chef Gerhard Schindler (mitte) ist am 16. Juli auf dem Weg zur Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestags: Es wird um die NSA-Spähaffäre gehen. (Foto: dpa)

Vom Fallschirmjäger und Ausdauersportler zum Chef des Bundesnachrichtendiensts: Gerhard Schindler gefällt die Zusammenarbeit mit den USA - und die USA schätzen den "Experten beim Thema IT-Sicherheit". Wie Schindler hingegen über das Thema Privatheit denkt, zeigt eine frühere Interview-Antwort.

Von Hans Leyendecker

Die Frage war klar und verständlich: "Was fällt Ihnen zum Thema Privatheit ein?" Das wollte die SZ neulich von Gerhard Schindler, dem Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), wissen. Die Antwort fiel so komplex aus, wie Reaktionen auf solche Fragen ausfallen; aus heutiger Sicht wirft sie neue Fragen auf. Schindler: "Für mich selbst bedeutet Privatheit ein Frühstück mit meiner Frau, der morgendliche Dauerlauf - und die Gedanken, die ich mir dabei mache. Für Sicherheitsbehörden ist der private Bereich, in dem sich Menschen unbehelligt frei entfalten können, vor allem dreierlei: Verantwortung, Verpflichtung, Herausforderung."

Schon die Biografie des 60 Jahre alten BND-Präsidenten lässt ahnen, dass diese drei Begriffe mit einem ganz klaren Feindbild zu tun hatten, bei dem es eindeutig das Böse und das Gute gab. Der Jurist fing 1983 im Bundesgrenzschutz an, als Kommunisten noch von der Weltrevolution schwadronierten.

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde er Leiter der Unterabteilung Terrorismusbekämpfung im Bundesinnenministerium, 2008 Abteilungsleiter öffentliche Sicherheit. Beim Kampf gegen den islamistischen Terror war er ganz vorn dabei, amerikanische Dienste schätzten ihn. Was die früher in Biografien verwendete Umschreibung, er sei ein "Experte beim Thema IT-Sicherheit" bedeutet, wirft heute andere und neue Sicherheitsfragen auf.

"No risk, no fun" - Schindler war früher Fallschirmjäger

Im Januar 2012 übernahm FDP-Mitglied Schindler als Nachfolger von Ernst Uhrlau (SPD) den Präsidentenposten beim BND. Der frühere Fallschirmjäger und Ausdauersportler machte in ersten Interviews Scherze wie "no risk, no fun", was mancher der circa 6000 BND-Mitarbeiter gar nicht so spaßig fand. Aber für Chefs war der BND noch nie eine Idylle.

Mit dem Spaß und dem Risiko ist das im Allgemeinen und Speziellen so eine Sache. Es gibt Leute, die ihren Kick beim Bungeespringen suchen und Furcht nur vor Anschlägen islamistischer Terroristen haben. Andererseits ist der Umgang des Menschen mit seinen Ängsten meist irrational.

Al-Qaida, Afghanistan, die Lage in Syrien, in Somalia oder Nordafrika - das sind einige der Krisengebiete, um die sich der BND und der Präsident sorgen. Der Dienst zapft, wie die NSA, Unterseekabel an, er arbeitet bei einzelnen Operationen mit den USA zusammen, was Schindler sehr gefällt.

Daten deutscher Staatsbürger sind für den BND tabu. Daten der Bürger anderer Länder nicht. Die Amerikaner sind bei den Daten von Landsleuten recht sensibel, die Bürger anderer Länder sind vogelfrei. Passt doch. Wie der BND und die NSA ihre Erkenntnisse austauschen, ist ein großes Thema geworden. Für den Präsidenten mit dem alten, klaren Freund-Feind-Bild ist die Suche nach der Antwort eine ziemliche Herausforderung.

© SZ vom 22.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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