USA:Streit um Eucharistie für US-Politiker wie Joe Biden

President-elect Joe Biden attends a church service before his presidential inauguration, at St. Matthews Catholic Church in Washington

Geht gerne in die Kirche - und hat eine eigene Meinung: US-Präsident Joe Biden mit seiner Frau Jill bei einer Messe in Washington.

(Foto: TOM BRENNER/REUTERS)

Dürfen Politiker die Kommunion empfangen, wenn sie etwa bei der Frage der Abtreibung anderer Meinung sind, als die katholische Kirche? US-Bischöfe wollen dazu eine Erklärung verfassen.

Trotz Warnungen vor einer möglichen Politisierung haben die römisch-katholischen Bischöfe in den USA beschlossen, eine "formelle Erklärung über die Bedeutung der Eucharistie im Leben der Kirche" zu verfassen. Das teilte die Bischofskonferenz am Freitag mit.

Bei einer Geheimabstimmung hätten sich 168 Bischöfe für ein solches Lehrdokument ausgesprochen und 55 dagegen. Sechs enthielten sich der Stimme. Eine Passage wird sich mutmaßlich mit der Eucharistie für katholische Politiker befassen, die sich nicht an die kirchliche Ablehnung von Abtreibungen und andere Lehrgrundsätze halten. Betroffen wäre davon auch US-Präsident Joe Biden, ein häufiger Kirchgänger, der viel über seinen katholischen Glauben spricht, dennoch aber für ein Legalisierung von Abtreibungen eintritt.

Bei einer mehrstündigen Diskussion am Donnerstag sagte Erzbischof Salvatore Cordileone aus San Francisco, die Bischöfe verlören Glaubwürdigkeit, wenn sie sich nicht klar äußern. Bischof Liam Cary aus Baker in Oregon erklärte, die gegenwärtige Situation mit einem katholischen Präsidenten, der sich gegen die Lehre der Kirche stellt, habe es noch nie gegeben. Kardinal Wilton Gregory von der Hauptstadt Washington drängte, die Bischöfe sollten sich mehr Zeit nehmen, um zu einer gemeinsamen Haltung zu kommen. Sollte ein Papier jetzt geschrieben werde, sagte der Bischof von San Diego, Robert McElroy, werde dieses als "Waffe" benutzt bei politischen Auseinandersetzungen. Die New York Times berichtet, dass auch der Vatikan den Bischöfen von dem umstrittenen Beschluss abgeraten. Papst Franziskus hat dem Blatt zufolge Anfang des Monats in einer Predigt gesagt, die Kommunion sei "keine Belohnung für Heilige, sondern das Brot der Sünder".

Beobachter werteten die Abstimmung als Sieg für die konservative Strömung unter den Bischöfen. Ein Komitee kann nun mit der Arbeit an der Erklärung beginnen. Der Prozess dürfte Monate dauern, alle Bischöfe stimmen letztendlich über die Endfassung ab. Nach Angaben des Vorsitzenden des Komitees für Doktrin, Bischof Kevin Rhoades, wird die Erklärung Richtlinien enthalten und keine verpflichtenden nationalen Regeln. Es gehe auch nicht um einzelne Personen.

Kirchenrechtlich gesehen bestimmen Ortsbischöfe, ob bestimmten Menschen in ihrer Diözese vom Empfang der Kommunion ausgeschlossen werden. Kardinal Gregory in der US-Hauptstadt hat klar gemacht, dass Biden willkommen ist. Der US-Präsident bezweifelte, dass ihm die Kommunion verweigert werde. "Das ist eine private Angelegenheit und ich denke nicht, dass es dazu kommt", sagte er am Freitag vor Reportern im Weißen Haus.

Wie die meisten Politiker der Demokratischen Partei befürwortet Biden das US-Verfassungsgerichtsurteil von 1973 zur Legalisierung der Abtreibung. Er sei persönlich gegen Abtreibung, sei aber nicht der Ansicht, er könne seine Haltung der Gesellschaft aufdrängen. Biden ist nach John F. Kennedy (1961-1963) der zweite römisch-katholische Präsident.

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