Besetzter Wald zwischen Aachen und Köln:So sieht es im Hambacher Forst aus

Der besetzte Wald zwischen Aachen und Köln ist längst zum Symbol für den Kampf gegen die Braunkohle geworden. Wer lebt im Hambacher Forst zwischen Stieleichen, Hainbuchen und Maiglöckchen?

Von Jana Stegemann

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(Foto: Jana Stegemann)

Zahlreiche Barrikaden markieren Eingang und Wege des Hambacher Forsts in der Nähe des Örtchens Buir. Das Ziel der fast künstlerisch anmutenden Sperren aus Blumenkästen, Ästen, Zweigen, Rädern, Schrott und anderen Materialien: Polizei und RWE-Werkschutz soll der Zugang zu den Baumhäusern erschwert werden.

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(Foto: dpa)

Vergangene Woche hatte der Energiekonzern RWE unter starkem Polizeischutz Barrikaden, Möbelstücke und vieles mehr aus dem besetzten Wald zwischen Aachen und Köln abtransportiert. Dabei wurde auch ein erster Baum gefällt. RWE betonte, das sei aus Sicherheitsgründen geschehen, weil der Baum umzufallen drohte - und habe nichts mit den ab Oktober geplanten Rodungen zu tun.

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(Foto: Jana Stegemann)

Im Wald selbst gibt es mittlerweile mehrere Baumdörfer, sie heißen Beechtown, Gallien oder Oaktown. In letzterem wohnt der dienstälteste Waldbesetzter: Clumsy (links im Bild), ein 30-jähriger Österreicher, der seit sechseinhalb Jahren in seinem 16 Meter hohen, selbstgebauten Baumhaus Mona lebt. Er hat dort nahe der Baumkrone einen Ofen, eine Dusche und wird morgens in seinem von drei Seiten verglasten Schlafzimmer von Eichhörnchen geweckt. Clumsy heißt natürlich nicht wirklich so, das ist sein Waldname. Ihre wahren Identitäten geben die Waldbewohner nicht preis. Clumsy erklärt seine Motivation so: "Dieser Wald ist das perfekte Symbol für unseren Klimakampf, all die Bäume sollen geopfert werden ausgerechnet für die größte CO2-Schleuder in Europa."

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(Foto: Christophe Gateau/dpa)

Mit ihm leben etwa 100 bis 150 teils militante Umweltaktivistinnen und - aktivisten im Hambacher Forst. Das Gebiet, etwa 30 Kilometer von Köln entfernt, ist ein gut 12 000 Jahre altes Waldstück, die ältesten Bäume sind bis zu 350 Jahre alt. Der Wald gilt als letzter Stieleichen-Hainbuchen-Maiglöckchen-Wald in ganz Europa. Und liegt aber mitten im Abbaufeld des Rheinischen Braunkohlereviers.

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(Foto: Christophe Gateau/dpa)

Wer in Baumhäusern lebt, muss extrem gut klettern können: Nur an Bergsteiger-Seilen kommen die meisten Aktivisten in ihre meterhohen Behausungen. Die einzige Holzleiter mit Trittstufen haben Polizisten und RWE-Mitarbeiter vergangene Woche zerstört. Sie wurde am nächsten Tag aber neu gebaut. So ist das im "Hambi": Was zerstört wird, bauen die Aktvistinnen und Aktivisten wieder auf.

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(Foto: dpa)

Direkt hinter dem Wald befindet sich die gigantische Abbruchkante, im Tagebau arbeiten die riesigen Bergbaumaschinen. RWE will mehr als 100 der verbliebenen 200 Hektar Wald abholzen, um die Braunkohle unter dem Wald fördern zu können.

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(Foto: dpa)

Die Rodung des Hambacher Forsts (rechts oben im Bild) ist legal - allerdings äußerst umstritten. 2016 hat die damalige rot-grüne Landesregierung in einer Leitentscheidung die Rodung des Waldes gebilligt. Umweltverbände und Bürgerinitiativen versuchen seit dem alles, die Entscheidung rückgängig zu machen.

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(Foto: dpa)

Hunderte, vielleicht sogar tausende Klimaktivisten werden demnächst im Hambacher Forst erwartet, die mit Menschenketten und Sitzblockaden versuchen könnten, jede Stieleiche, jede Hainbuche, jedes Maiglöckchen zu verteidigen. Ihnen gegenüber stehen Hundertschaften der Polizei und der RWE-Werkschutz. Bleibt der Protest friedlich? Oder werden wieder Steine und Fäkalien gegen Polizisten fliegen? Niemand weiß, wie viele der Aktivisten sich zum gewaltbereiten Teil der Protestbewegung zählen.

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(Foto: dpa)

Ende August hatten mehrere Hundertschaften der Polizei das sogenannte Wiesencamp vor dem Hambacher Forst durchsucht. Das Grundstück gehört einem Einwohner von Buir.

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(Foto: dpa)

In einer Lehmhütte hat die Polizei im "Wiesencamp" einen Keller mit Beton zugeschüttet, um zu verhindern, dass die Aktivstinnen und Aktivisten sich während der Räumung dort verstecken können.

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(Foto: Jana Stegemann)

Andere Baumhäuser sind umstellt mit Paletten, Ästen und sonstigem, was die Aktvistinnen und Aktivsten im Wald finden. Die Botschaft dieses Bewohners ist eindeutig: "Never trust a cop or a politican" ("Vertrauen keinem Polizisten oder Politiker").

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(Foto: dpa)

Seit einiger Zeit laufen aber nicht nur Waldbesetzer, Baumhausbewohner, Polizisten und RWE-Werkschutz durch den Hambacher Forst - sondern hin und wieder auch hunderte Männer und Frauen, Mädchen und Jungen. Immer dann, wenn zum öffentlichen Waldspaziergang geladen wurde.

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