Migration:Bundes-CDU kritisiert Bautzener Landrat scharf

Lesezeit: 2 min

Der Bautzener CDU-Landrat Udo Witschas steht wegen seiner Weihnachtsbotschaft in der Kritik. (Foto: Steffen Unger/Imago)

In seiner Weihnachtsbotschaft wählt der sächsische Christdemokrat harsche Worte zur Unterbringung von Geflüchteten - und löst einen Proteststurm aus. Sogar die Parteispitze schaltet sich ein.

Die Bundes-CDU hat die umstrittenen Aussagen des Bautzener Landrates Udo Witschas zur Unterbringung von Geflüchteten scharf kritisiert. "Wir distanzieren uns mit Nachdruck von der Wortwahl", sagte CDU-Generalsekretär Mario Czaja der Deutschen Presse-Agentur. Er äußerte sich ausdrücklich im Namen von Parteichef Friedrich Merz, des gesamten Vorstandes der Bundespartei "und der Christdemokratinnen und Christdemokraten in Deutschland".

Witschas hatte in einer Weihnachtsbotschaft gesagt, im Landkreis sollten Geflüchtete weder in Turnhallen noch in dezentralen Unterkünften untergebracht werden. "Es ist nicht unsere Absicht, den Sport, ob nun den Schul- oder Freizeitsport, jetzt für diese Asylpolitik bluten zu lassen", sagte Witschas in dem auf Facebook veröffentlichten Video. Zudem wolle das Landratsamt nicht "Menschen, die zu uns kommen, die unsere Kultur nicht kennen, die unsere Regularien nicht kennen, jetzt hier in Mehrfamilienhäusern und frei stehenden Wohnungen unterbringen und dafür die Gefährdung des sozialen Friedens in Kauf nehmen".

SZ PlusChristdemokraten in Ostdeutschland
:"Die CDU muss sozialer statt nationaler auftreten"

Die AfD liegt in drei ostdeutschen Bundesländern laut aktuellen Umfragen auf Platz eins. Einige in der CDU wollen deshalb weiter nach rechts. Unionsfraktionsvize Sepp Müller hat im Osten mit einem ganz anderen Kurs Erfolg.

Interview von Robert Roßmann

Czaja betonte nach diesen Äußerungen: "Wir als Union haben eine ganz klare, eindeutige und zutiefst humane Haltung, die getragen ist von der Würde eines jeden Menschen, die auch in der Sprache unantastbar sein muss." Er ergänzte: "Menschen, die in unserem Land Schutz suchen, verdienen unsere Hilfe, unsere Fürsorge und werden mit Respekt und Anstand behandelt. Wir sind Demokraten und Christen und stehen zu unserer Verantwortung."

Witschas hatte sich zuvor auf seiner Facebook-Seite verteidigt und eine verkürzte Darstellung in den sozialen Medien kritisiert. Es gehe nicht allgemein um die Unterbringung von Asylsuchenden, sondern um konkrete Auswirkungen des Kreistagsbeschlusses, in dem eine weitere geplante Gemeinschaftsunterkunft in Hoyerswerda abgelehnt wurde. Er habe auf die Sorgen von Sportvereinen und Mietern reagieren wollen.

Ministerpräsident Kretschmer spricht von einer verkürzten Wiedergabe

Sachsens CDU-Landeschef und Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte, nachdem das Video bekannt geworden war, ebenfalls von einer verkürzten Darstellung gesprochen. Die Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden, so sei ein falscher Kontext entstanden. "Die Menschen, die jetzt zu uns kommen, werden anständig untergebracht und auch nach besten Standards hier betreut. Das ist ja überhaupt keine Frage." Kretschmer gehört als stellvertretender CDU-Vorsitzender dem Bundesvorstand an. Ob er sich den später verbreiteten Äußerungen von Generalsekretär Czaja anschloss, ist unklar.

Der Ministerpräsident sprach sich dafür aus, Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen, um die soziale und medizinische Betreuung und ein rechtsstaatliches Verfahren zu organisieren. Überall in Deutschland gebe es die Diskussion, Turnhallen zur Unterbringung von Schutzsuchenden zu nutzen. "Das wollen wir in Sachsen nicht. Wir wollen ganz bewusst andere Formen der Unterbringung organisieren."

Der Ausländerbeauftragte des Freistaates, Geert Mackenroth, ebenfalls ein CDU-Politiker, argumentierte dagegen für eine dezentrale Unterbringung Geflüchteter, weil das für die Integration besonders von Familien besser sei. Witschas erweise dem Arbeitsmarkt im Kreis Bautzen einen Bärendienst, da er durch seine Äußerungen auch ausländische Arbeitskräfte davon abhalte, Wohnsitz und Arbeit im Kreis Bautzen zu nehmen.

© SZ/dpa/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungAfD
:Autoritäre Fantasien

Der Umgang der AfD mit dem Thema Reichsbürger führt eindrucksvoll vor Augen, wie weit Teile der Partei von der bürgerlichen Mitte entfernt sind.

Kommentar von Iris Mayer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: