Barcelona:Katalonien streikt

Zehntausende demonstrieren in Barcelona gegen die Haftstrafen für katalanische Separatistenführer. Wegen eines Generalstreiks bleiben viele Geschäfte und Fabriken geschlossen. Die Bilder.

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Katalonien protestiert: In der ganzen Region folgen Zehntausende dem Aufruf zu einem Generalstreik, katalanisch: "Vaga General" - auch am Freitag wieder. Die Aktionen sind eine Reaktion auf die Urteile des Obersten Gerichts in Madrid, das am Montag sieben ehemalige Spitzenpolitiker der abtrünnigen Region und zwei Anführer ziviler Organisationen des Aufruhrs für schuldig befunden hatte. Wegen ihrer Rolle bei dem illegalen Abspaltungsreferendum vom Oktober 2017 wurden sie zu langen Gefängnisstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt.

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In der katalanischen Hauptstadt Barcelona blockieren Demonstranten zeitweise die Zugänge zu dem weltberühmten Gotteshaus Sagrada Familia. Später schließt die bis heute unvollendete Basilika komplett ihre Pforten, "um die Sicherheit von Besuchern, Arbeitern und Belegschaft zu garantieren", wie es auf dem Twitter-Account der Sagrada Familia heißt. In Teilen des Zentrums von Barcelona wirken Straßen teilweise wie ausgestorben. Geschäfte sind geschlossen, kaum ein Auto ist unterwegs. "So habe ich das an einem Wochentag hier noch nie gesehen", sagt ein Hausmeister im zentralen Viertel Eixample. Auf dem berühmten Boulevard La Rambla und auf den Plätzen im Herzen der Stadt sind hingegen zahlreiche Abspaltungsbefürworter mit Estelada-Flaggen unterwegs - die Estelada ist ein Symbol der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung.

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Auch außerhalb der Stadt kommt es zu Blockaden und Protesten. Protestierende machen die Grenze nach Frankreich für den Verkehr dicht. Sie verbrennen Reifen und blockieren Dutzende Straßen. Der Zugverkehr ist deutlich eingeschränkt. Wegen des Generalstreiks wurden auch mehrere Dutzend Flüge vor allem der Gesellschaften Iberia und Vueling gestrichen. Hafenarbeiter und Angestellte der VW-Tochter Seat legten die Arbeit ebenso nieder wie die Belegschaft der katalanischen Supermarktkette Bonpreu. Auch zahlreiche Hörsäle an den Unis und viele Klassenzimmer blieben leer.

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Am späten Nachmittag sollen fünf "Märsche für die Freiheit" in Barcelona zu einer Großkundgebung zusammenfließen. Teilnehmer hatten sich vor einigen Tagen in Massen in verschiedenen Teilen der Region in Richtung ihrer Hauptstadt aufgemacht.

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Bis auf kleinere Zusammenstöße bleiben die Proteste der Unabhängigkeitsbefürworter zunächst friedlich. In den vergangenen Tagen und vor allem Nächten war es in verschiedenen Teilen Kataloniens zu teils heftigen Ausschreitungen und Zusammenstößen mit der Polizei gekommen.

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In der Nacht zum Freitag hatten zum Beispiel wie hier in Barcelona Barrikaden gebrannt. 42 Menschen wurden Behördenangaben nach verletzt, die meisten davon in der katalanischen Hauptstadt.

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16 Demonstranten seien festgenommen und acht inhaftiert worden, teilte das spanische Innenministerium mit. Der geschäftsführende Innenminister Fernando Grande-Marlaska sagte, die Behörden verfolgten "Minderheitengruppen, die Zwischenfälle an sehr bestimmten Orten" provozierten, und gelobte, die Radikalen zu bestrafen. Ähnlich äußerte sich der amtierende Ministerpräsident Pedro Sánchez vor Reportern in Brüssel. "Die Regel ist eindeutig. Diejenigen, die das Gesetz brechen, müssen sich früher oder später für ihre Taten verantworten."

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Estelada-Flaggen in allen Größen sind am Freitag in Barcelona allgegenwärtig. Von kleinen, die die Demonstranten schwenken, zu größeren zum Umhängen und gigantischen Exemplaren wie hier im Bild ist alles dabei.

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Ein Protestteilnehmer, der 43-jährige Staatsbedienstete Albert Ramón, sagte in Girona über die Urteile gegen Separatisten: "Diese Urteile verletzten Grundrechte und daher reagieren Menschen." Auch der Fußball reagiert bereits auf die Proteste: Das Spitzenspiel der spanischen Fußball-Liga zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid wird verschoben. Am eigentlichen Termin des "Clásico", der am 26. Oktober im Camp Nou in Barcelona stattfinden sollte, ist in der Stadt eine weitere Großdemonstration der Separatisten geplant. Beide Fußball-Clubs schlugen am Freitag den 18. Dezember als neuen Termin vor.

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Neben den Urteilen gegen mehrere Separatistenführer hatte Spaniens Oberster Gerichtshof am Montag auch einen neuen internationalen Haftbefehl gegen Carles Puigdemont erlassen, weil dieser vor gut zwei Jahren trotz Verbots des Verfassungsgerichts ein Referendum über die Loslösung Kataloniens von Spanien abgehalten hatte. Puigdemont hält sich zur Zeit in Belgien auf und stellte sich den Behörden, wurde aber nicht festgenommen. Er sagte den belgischen Behörden am Freitag, ein Zurückschicken nach Spanien lehne er ab. Er wurde angewiesen, in Belgien zu bleiben, kann aber Genehmigungen für Auslandsreisen beantragen, wie seine Anwälte mitteilten. Puigdemont sagte zu Journalisten, er habe keine Angst vor der Justiz "eines fairen Gerichts".

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