Baden-Württemberg:Winfried Kretschmann - vom Kommunisten zum Landesvater

Als Bürgerschreck ist Winfried Kretschmann gestartet, dann wurde er erster grüner Ministerpräsident. Ein Rückblick in Bildern auf seine politische Karriere.

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Baden-Wuerttemberg Holds State Elections

Quelle: Getty Images

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Historischer Sieg für die Grünen, und wahrscheinlich eine zweite Amtszeit für den ersten grünen Ministerpräsidenten der Republik: Winfried Kretschmann überholte bei der Landtagswahl 2016 mit den Grünen erstmals die CDU in Baden-Württemberg.

Jahreswechsel - Wahl Baden-Württemberg

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Unternehmerfreundlich, betont katholisch und inzwischen offener Sympathisant der CDU-Chefin und Kanzlerin Angela Merkel - Winfried Kretschmann ist ein untypischer Grüner. Während des Studiums liebäugelte er mit dem Kommunismus - seit Mai 2011 regiert er Baden-Württemberg als erster grüner Ministerpräsident.

25 Jahre Grüne im Landtag von Baden-Württemberg

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Kretschmann kommt 1948 im württembergischen Spaichingen zur Welt. Als Schüler will er Pfarrer werden, doch nach dem Abitur und Grundwehrdienst studiert er Biologie, Chemie und Ethik auf Lehramt. In dieser Zeit engagiert er sich in kommunistischen Hochschulgruppen - heute spricht er von einem "fundamentalen politischen Irrtum". 1979 gründet er die Grünen in Baden-Württemberg mit, ein Jahr später zieht er mit ihnen erstmals in den Landtag ein. Im Bild sitzt Winfried Kretschmann (li.) 1983 neben seinem Parteifreund Wolf-Dieter Hasenclever.

Parteitag der baden-württembergischen Grünen

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Kretschmann heiratet früh seine Ehefrau Gerlinde. Als sie während des Studiums mit dem gemeinsamen ersten Kind schwanger wird, endet Kretschmanns kommunistische Phase. Heute sind beide Großeltern und wohnen im Bauernhaus ihrer Eltern nahe Sigmaringen. Im Bild: die Eheleute Kretschmann bei einem Parteitag der Grünen 2015.

Aktion Grüntourder Grünen v l n r Winfried Kretschmann Reinhard Bütikofer Dagmar Dehmer Rezzo S

Quelle: imago/Horst Rudel

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Aus dem Bürgerschreck aus der Studentenzeit wird 1980 ein Parlamentarier: Erstmals zieht Kretschmann mit den Grünen in den Landtag von Baden-Württemberg ein. Der Südwesten entwickelt sich seitdem zu einem grünem Stammland - auch durch die immer wieder zur Schau gestellte Bodenständigkeit Kretschmanns. Im Bild von 1991 ist er (li.) zu sehen mit seinen später ebenso erfolgreichen Parteifreunden Rezzo Schlauch (mit Bart), dem heutigen Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (vorne rechts) und Reinhard Bütikofer (hinter Kretschmann).

ISLAM-UNTERRICHT AN SCHULEN GEFORDERT

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Kretschmann ist stets in der baden-württembergischen Landespolitik geblieben - mit Ausnahme eines Zwischenspiels 1986/87. Damals fungiert er als Grundsatzreferent unter Joschka Fischer im hessischen Umweltministerium. Kretschmann hatte sich als einer der ersten Grünen fürs Mitregieren ausgesprochen, doch in der Zusammenarbeit mit dem ersten grünen Minister Fischer scheint es mitunter geknirscht zu haben. Im Bild: Kretschmann im Jahre 1999 mit der grünen Landtagsabgeordneten Renate Rastätter.

Stuttgart 21 - Heiner Geißler trifft Winfried Kretschmann

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2002 wird Kretschmann Chef der Landtags-Grünen, neun Jahre später Spitzenkandidat bei der Landtagswahl. Der Konflikt um den Bahnhofsneubau Stuttgart 21 sowie die Atomkatastrophe von Fukushima tragen erheblich zu Kretschmanns Wahlsieg bei. Später muss der Stuttgart-21-Kritiker-Kretschmann (im Bild mit Schlichter Heiner Geißler) nach einem Volksentscheid den Bahnhofsbau doch mittragen.

SPD Abschlussveranstaltung zum Wahlkampf für die Landtagswahl

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Nach der Landtagswahl 2011 bildet Kretschmann mit der SPD die erste grün-rote Regierung in der Geschichte der Bundesrepublik. "Ich selber würde mich als liberalen Menschen bezeichnen, sicherlich habe ich auch konservative Ecken", so beschreibt sich Kretschmann vor der Wahl (in diesem SZ-Interview). Im Bild: Kretschmann mit dem SPD-Landesvorsitzenden Nils Schmid.

Kretschmann besucht Daimler

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Mit seinen Standpunkten eckt Kretschmann in seiner Partei immer wieder an. Seit Langem wirbt er vehement für eine Wirtschaftspolitik der Ökonomie und Ökologie. Hier ist er zu Besuch im Mercedes-Benz-Werk Untertürkheim. Daimler stellt ebenfalls seinen Dienstwagen, denn "der Ministerpräsident von Baden-Württemberg fährt ein' Daimler. Basta." Dieser fährt ökologisch wertvoll mit Elektroantrieb gespeist aus Ökostrom.

Merkel und Kretschmann

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In der Asylpolitik vertritt Kretschmann einen viel härteren Kurs als die Berliner Parteispitze. So goutiert er etwa eine Ausweitung der sicheren Herkunftsländer und verteidigt sogar CSU-Chef Horst Seehofer. In der Europa- und Flüchtlingspolitik hat sich Kretschmann inzwischen zu einem regelrechten Fan der Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel entwickelt - sehr zum Ärger der baden-württembergischen Union.

Kretschmann besucht Flüchtlingsnotunterkunft

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Zur Flüchtlingskrise hat Kretschmann einen persönlichen Bezug. Seine Eltern sind am Ende des Zweiten Weltkrieges aus Ostpreußen vertrieben worden. Ein älterer Bruder starb als Säugling auf der Flucht. Im Bild: Kretschmann 2015 in einer Notunterkunft für Flüchtlinge.

Kretschmann in China

Quelle: dpa

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Kretschmann ist viel unterwegs, obwohl er sich selbst als "nicht der größte Reiser" bezeichnet. Als Regierungschef besuchte er Japan, Südkorea, Brasilien, Israel, die Türkei und das amerikanische Silicon Valley sowie China, wo dieses Foto entstand.

Kretschmann beim Froschkutteln-Essen

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Kretschmann gilt als volksnah und bodenständig. Durch seine Mutter wurde er schon als Kind in die Fastnacht sozialisiert und ist ihr bis heute treu geblieben. An närrischen Umzügen, wie hier durch Riedlingen, beteiligt er sich gerne. Hinter ihm, mit schwarzem Mantel und Jägerhut, schunkelt Guido Wolf, der ihn bei der Landtagswahl als CDU-Spitzenkandidat herausfordert.

Winfried Kretschmann

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Nach fünf Jahren an der Regierung wollen die meisten Badener und Württemberger Kretschmann weiterhin als Ministerpräsidenten haben. Seine Zustimmungsquote ist parteiübergreifend und mit 70 Prozent beachtlich. Inzwischen sprechen sich sogar CDU-nahe Unternehmer für seinen Amtsverbleib aus. Möglicherweise regiert er bald gemeinsam mit der Union.

Im Bild: im Stadion bei einem Spiel des VfB Stuttgart, dessen Anhänger er ist.

© SZ.de/reba/odg/fued/ewid
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