Rechtsextremismus:Weniger Straftaten gegen Muslime

Lesezeit: 1 min

Ein Brandanschlag auf eine Berliner Moschee im Jahr 2018. Seitdem haben islamfeindliche Attacken abgenommen. (Foto: Paul Zinken/dpa)

Islamfeindliche Attacken auf Menschen und Moscheen scheinen seltener vorzukommen. Doch die Dunkelziffer könnte hoch sein.

Die Zahl der Übergriffe auf Muslime und Moscheen in Deutschland ist laut der Bundesregierung so niedrig wie noch nie seit Beginn der Zählung im Jahr 2017: Von April bis Juni 2021 wurden insgesamt 99 islamfeindliche Straftaten verzeichnet. Die Täter kommen in der Regel aus dem rechten Spektrum. Dies geht aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, über die zuerst die Neue Osnabrücker Zeitung berichtete. Damit habe sich der rückläufige Trend aus dem ersten Quartal fortgesetzt, in dem die Behörden 113 Übergriffe verzeichnet hätten.

Zu den gezählten Straftaten gehören unter anderem Beleidigungen, Volksverhetzung, Sachbeschädigungen, Körperverletzung und schwere Körperverletzung. Im Vorjahresquartal zählten die Strafverfolgungsbehörden 213 islamfeindliche Delikte. Im Jahr 2020 waren es insgesamt 929 gemeldete Delikte, darunter 51 Körperverletzungen und 79 Angriffe auf islamische Gotteshäuser.

Verfassungsschutzbericht 2020
:Seehofer besorgt über Nähe von Rechtsextremen und bürgerlichen Demonstranten

Der Verfassungsschutz stuft so viele Bürger wie noch nie als Rechtsextreme ein. Die Pandemie habe eine zusätzliche Dynamik ausgelöst, sagt der Bundesinnenminister.

Von Ronen Steinke

Die Dunkelziffer sei hoch, betont Ulla Jelpke

Laut Bundesinnenministerium richteten sich von April bis Juni dieses Jahres sechs Taten gegen Moscheen oder andere Religionsstätten. Bei den Attacken seien drei Menschen verletzt worden, einer davon schwer. Die Bundesregierung betont in ihrer Antwort jedoch, dass die Zahlen aus dem laufenden Jahr vorläufigen Charakter hätten und sich durch Nach- oder Änderungsmeldungen verändern könnten.

Die Innenexpertin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, nannte den Rückgang "eine erfreuliche Entwicklung, wobei noch völlig offen ist, wie es zu dieser plötzlichen Kehrtwende seit Anfang des Jahres gekommen ist". "Es erscheint mir verfrüht, hier von einem verfestigten Trend auszugehen oder gar Entwarnung zu geben", sagte sie. Nur die gemeldeten Straftaten seien in der Statistik enthalten, während die Dunkelziffer erfahrungsgemäß hoch sei. So würden Straftaten von der Polizei teils nicht als islamfeindlich erkannt, oder die Betroffenen würden sich aus Scheu oder Misstrauen gegenüber den Behörden gar nicht erst an die Polizei wenden.

© SZ/kna - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

MeinungRechtsextremismus
:Hinschauen!

Ein Gericht verurteilt Susanne G. zu sechs Jahren Haft, leuchtet das Umfeld aber nicht aus. Wieder einmal.

Von Ronen Steinke

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: