Arbeitsmarkt:Arbeitsagentur Cottbus: Brauchen Menschen von woanders

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Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (r) spricht mit den ukrainischen Geflüchteten (Foto: Silke Nauschütz/dpa/Archivbild)

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Cottbus (dpa/bb) - Die Sicherung von Arbeits- und Fachkräften im Strukturwandel bleibt weiter ein zentrales Thema der Lausitz. Derzeit seien über 6000 offene Arbeitsstellen gemeldet, teilte Heinz-Wilhelm Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Cottbus, der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Herausforderung sei groß. „Wir brauchen dringend Menschen von woanders.“ Der Strukturwandel könne nur gelingen, wenn Arbeitsplätze, die entstanden seien oder entstünden, mit Menschen besetzt werden können, die in der Region arbeiten wollten.

So wächst im Nordwesten der Stadt der Lausitz Science Park unter Federführung der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), wo bis 2030 allein etwa 10.000 Menschen arbeiten sollen. Das Projekt Universitätsmedizin mit dem Carl Thiem-Klinikum als Leitkrankenhaus ist im Aufbau. Im modernsten DB-ICE-Instandhaltungswerk sollen bis 2026 rund 1200 Industriearbeits- und Ausbildungsplätze entstehen.

Suche nach Pflegekräften Schwerpunkt auf Jobmesse

Am vergangenen Samstag kamen zu einer regionalen Job-Messe in Cottbus laut Agentur gut 2000 Interessierte. Diese Besucherzahl decke sich mit Zahlen der vergangenen Jahre, sagt Müller. Unter anderem die Deutsche Bahn, die Bundespolizei, vor allem aber Unternehmen aus dem Pflegebereich waren vertreten. Auch zahlreiche Geflüchtete informierten sich über Jobangebote. Der Bedarf an Pflegekräften im ambulanten und stationären Bereich sei „sehr, sehr hoch“, beschreibt Müller. Sowohl in Cottbus als auch auf dem Land würden Mitarbeitende gesucht. Nach einer Studie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) werden bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts etwa 60.000 Arbeitsplätze fehlen. Die Region auf Brandenburger Seite der Lausitz hat 600.000 Einwohner.

Müller: Willkommenskultur ist volkswirtschaftliche Notwendigkeit

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur sieht bei der Willkommenskultur für Geflüchtete Nachholbedarf. „Willkommenskultur ist nicht nur eine ethische Größe, sondern eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit“, macht er klar. Das müsste den Menschen bewusst sein, sonst werde es „ganz, ganz schwierig“. „Cottbus und die Region sind bunt, allerdings in jeder Hinsicht. Bunt hat gelegentlich auch Farben, die nicht direkt für ein offenes Herz für andere Menschen stehen“, gibt Müller zu bedenken.

Wesentlicher Punkt bei der Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt sei nach wie vor die Sprache. Träger würden Sprachkurse über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge anbieten. Das laufe besser, als am Anfang, schätzte er ein. „Für eine einfache Tätigkeit muss man nicht Goethes Faust lesen können“. „Learning bei doing“ sei in einer gemischten Belegschaft möglich. Ähnlich sieht das Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). In vielen Unternehmen könnten Menschen bei einfacheren Arbeiten relativ schnell angelernt werden, darüber die Sprache lernen und integriert werden. Bürokratische Hürden seien in dieser Zeit nicht angebracht, so der SPD-Chef bei einem Bürgerdialog in Eisenhüttenstadt. „Da muss weiter auf der Bundesebene gearbeitet werden.“

Die Arbeitsagentur hat bei der Arbeits- und Fachkräftegewinnung neben Migranten und Rückkehrern primär aber eine andere Gruppe im Fokus. Zielgruppe seien eher die Menschen, die in der Region wohnten, täglich aber in andere Städte zur Arbeit pendelten, sagt Müller. Im Süden seien das mehr als 30.000 Menschen. Auch Menschen, die in Berlin arbeitssuchend seien, würden angesprochen - der Erfolg dabei sei derzeit „übersichtlich“.

© dpa-infocom, dpa:240328-99-491926/3

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