Ukraine-Flüchtlinge:Digitale Hilfe für Geflüchtete

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"Sehr bewegend": Innenministerin Faeser besuchte am Montag das Entwicklungslabor an der East Side Gallery in Berlin. (Foto: Hannibal Hanschke/Getty)

Wohnungen, Papiere, medizinische Unterstützung: Eine neue App soll Menschen aus der Ukraine das Leben in Deutschland erleichtern.

Von Markus Balser, Berlin

Viel Zeit zum Eingewöhnen blieb Maksym und seiner Familie aus Kiew nicht. Seit drei Wochen sind sie in Deutschland, erzählt der IT-Fachmann. Er arbeitet aus der Nähe von Berlin online weiter für seinen Arbeitgeber, das ukrainische Ministerium für digitale Transformation. Es gehe darum, wichtige Daten vor Angriffen aller Art zu schützen. Schon das sei viel Arbeit. Gerade allerdings hat er in Berlin noch eine andere Aufgabe. Der IT-Fachmann baut mit deutschen Unternehmen und Ministerien die Plattform Ukraine4Germany auf, eine digitale Anlaufstelle für die mehr als 300 000 nach Deutschland geflohenen Ukrainer.

Am Montag trafen ukrainische wie deutsche Entwickler auf Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie war ins Entwicklungslabor an der East Side Gallery in Berlin gekommen, um den Start der App zu feiern und mit dem internationalen Team zu reden. Die App soll es Geflohenen künftig ermöglichen, digital Aufenthaltstitel zu beantragen, ukrainische Dokumente abzurufen oder nach Unterkünften zu suchen. "Menschen, die aus Bombenhagel geflohen sind, arbeiten mit uns zusammen, um anderen zu helfen. Das ist sehr bewegend", sagte Faeser.

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Für die Ministerin war das Treffen auch eine Chance zu zeigen, was bei gelungener Integration möglich ist. Denn bereits am Donnerstag will sie bei einem Treffen von Kanzler Olaf Scholz und den Regierungschefs der Länder durchsetzen, dass Deutschland Geflohene aus der Ukraine mit mehr Geld und besserer Versorgung unterstützt. Die Grundleistungen für Flüchtlinge aus der Ukraine sollen dann auf Hartz-IV-Niveau angehoben werden. Viele der erwachsenen Geflüchteten seien gut qualifiziert, sie wollen sofort arbeiten, sagte Faeser. Für sie seien die Jobcenter bessere Ansprechpartner als die Sozialämter. Bislang aber fallen sie unter das Asylbewerberleistungsgesetz und bekommen weniger Geld als Hartz-IV-Empfänger.

Fast drei von vier Geflohenen haben nach eigenen Angaben einen Hochschulabschluss

Ob Faesers Plan aufgeht, ist jedoch offen. Die Union kritisiert die Pläne. Auch an anderer Stelle wird hinter den Kulissen hart gerungen. Bund, Länder und Kommunen streiten weiter darüber, wer welche Rechnungen für die Flüchtlingskosten zahlt.

Derweil macht eine aktuelle Umfrage der Bundesregierung unter den Geflohenen klar, dass viele schnell arbeiten können. 73 Prozent der nach Deutschland geflohenen Befragten gaben an, einen Studienabschluss zu haben, mehr als 50 Prozent wollen in Deutschland arbeiten.

Von den insgesamt 1936 Teilnehmern der Umfrage erklärten 24 Prozent, sie wohnten bei Freunden, 19 Prozent waren bei Verwandten untergekommen. Weitere 22 Prozent erklärten, in anderen Privatwohnungen zu wohnen. Die restlichen Geflüchteten wohnten etwa in Sammelunterkünften und in Hotels. Vier von fünf Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine sind den Daten zufolge weiblich. Das wichtigste Ziel der Geflohenen waren große deutsche Städte. In denen mit mehr als einer halben Million Einwohnern hielten sich 42 Prozent der Befragten auf - allein 14 Prozent der Geflüchteten leben in Berlin. Nur ein Drittel aller Geflohenen rechnet damit, bald in die Ukraine zurückkehren zu können.

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