Anschlag auf UN-Büro in Nigeria:Attentäter rammt Gebäude mit Auto voller Sprengstoff

Lesezeit: 2 min

Blutiger Terror in Nigerias Hauptstadt Abuja: Bei einem Anschlag auf ein Büro der Vereinten Nationen sterben mindestens 25 Menschen. Die militante Islamistengruppe Boko Haram hat sich zu der Bluttat bekannt - sie kämpft für die Scharia und gegen westliche Bildung.

Arne Perras

Bei einem Bombenanschlag auf das Büro der Vereinten Nationen in Nigerias Hauptstadt Abuja sind mindestens 25 Menschen getötet worden, Rettungskräfte brachten Dutzende Verletzte in die Krankenhäuser. Das Erdgeschoss des Gebäudes wurde weitgehend zerstört, eine große Rauchsäule stand über der Stadt. Helfer suchten in den Trümmern den ganzen Tag nach Überlebenden und bargen Todesopfer. Vertreter der Regierung machten Terroristen für den Anschlag verantwortlich. Die militante Islamistengruppe Boko Haram bekannte sich gegenüber dem Haussa-sprachigen Programm der britischen BBC zu dem Bombenanschlag.

Das Gelände ist nicht weit von der stark gesicherten US-Botschaft entfernt. Augenzeugen berichteten, dass ein Fahrzeug durch das Tor und weiter in den Eingang des Hauses gerast sei, was auf eine Autobombe schließen lässt. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf einen Polizeichef, dass es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt habe.

Die radikal-islamische Terrororganisation Boko Haram aus dem Norden Nigerias hatte zuletzt Schrecken in dem westafrikanischen Ölstaat verbreitet, am Donnerstag töteten die Extremisten bei Anschlägen im Nordosten des Landes zwölf Menschen. Im Juni verübte die Gruppe einen Selbstmordanschlag auf das Polizeihauptquartier in Abuja. Hunderte kleinere Angriffe auf Polizisten, Kirchen und Bars gehen ebenfalls auf das Konto der Boko Haram. Angeblich gab es zuletzt Drohungen der Gruppe gegen die UN.

Neben den Islamisten haben Rebellen aus dem ölreichen Niger-Delta in der Vergangenheit zahlreiche Anschläge verübt. Sie rechtfertigen ihren Kampf mit der ungleichen Verteilung der Ölreichtümer und Umweltzerstörungen, wobei es mehrere militante Splittergruppen gibt, die teils selbst in das Milliardengeschäft mit dem Öl involviert sind. Aufständische aus dem Delta zündeten vergangenes Jahr mehrere Bomben bei den Feiern zur 50-jährigen Unabhängigkeit des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas.

Boko Haram bedeutet "Westliche Bildung ist Sünde". Anhänger der sektenartigen Organisation dürfen keine westliche Kleidung tragen und nicht wählen gehen. Die Gruppe stammt aus dem Bundesstaat Borno und kämpft dafür, die Anwendung der Scharia auszuweiten, Sicherheitskräfte führen einen erbitterten Anti-Terror-Krieg gegen die Extremisten, unter dem viele Unbeteiligte leiden. Hunderte Menschen wurden bei den Einsätzen schon getötet.

Boko Haram rekrutiert seine Gefolgschaft aus dem Kreis der perspektivlosen Jugend, die im Nordosten Nigerias in großem Elend lebt. Nach Erkenntnissen der USA gibt es Verbindungen von Boko Haram mit dem Arm von al-Qaida in Nordafrika und zu al-Shabab in Somalia. Nigeria gilt als labiler Vielvölkerstaat, der Norden ist überwiegend islamisch, der Süden christlich.

Die Eliten des Militärs, die Nigeria lange beherrschten, stammen aus den nördlichen Gebieten; die Ölquellen, die Nigerias Kassen füllen, liegen in den Sümpfen des Südens und vor der Küste. Obgleich Experten vor einer Spaltung des Landes warnen, haben die rivalisierenden Eliten bislang stets einen Ausgleich gefunden. Doch Terrorattacken nehmen zu.

© SZ vom 27.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bombenanschlag auf UN-Gebäude
:Blutiger Terror in Nigeria

Mehrere Menschen sind bei einer Bombemexplosion in der nigerianischen Hauptstadt Abuja ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt. Rettungskräfte sind dabei, die Opfer zu bergen. Noch immer sind Menschen in dem teilweise zerstörten Gebäude der Vereinten Nationen eingeschlossen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: