Angela Merkel
Geburt, Kindheit, Jugend
Geboren wird die spätere Bundeskanzlerin am 17. Juli 1954 als Angela Dorothea Kasner in Hamburg. Ihr inzwischen verstorbener Vater Horst Kasner war evangelischer Pastor, ihre Mutter Herlind Kasner (Geburtsname: Jentzsch) Lehrerin für Latein und Englisch. Wenige Wochen nach der Geburt zieht die Familie ins brandenburgerische Quitzow, drei Jahre später nach Templin. 1973 macht Angela Kasner dort ihr Abitur, die Paradedisziplinen der Schülerin sind Mathematik und Russisch. So nimmt sie 1971 an einer Mathematik-Olympiade in Neubrandenburg teil, "zu Ehren der DDR", wie auf dem Plakat hinter ihr zu lesen ist.
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Studium
Im Anschluss an ihr Abitur zieht die spätere Kanzlerin nach Leipzig, um Physik zu studieren. Dort lernt sie auch ihren ersten Mann, Ulrich Merkel, kennen. Mit ihm geht sie nach dem Studium nach Ostberlin. Am Zentralinstitut für Physikalische Chemie an der Akademie der Wissenschaften forscht die junge Wissenschaftlerin in den darauffolgenden Jahren auf dem Gebiet der Quantenchemie. Ihre erste Ehe wird 1982 nach fünf Jahren gescheiden. Im Bild: Angela Merkel (3. v. r.) 1982 bei einem Ausflug nach Prag.
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Ehe
1984 trifft sie an der Akademie der Wissenschaften zum ersten Mal auf den Chemiker Joachim Sauer. Erst 14 Jahre später heiraten sie. Das Paar bleibt kinderlos, Sauer hat zwei Söhne aus erster Ehe. 1986 promoviert Merkel zur "Dr. rer. nat.". In ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit der Berechnung von Geschwindigkeitskonstanten von Reaktionen einfacher Kohlenwasserstoffe. Im selben Jahr reist sie das erste Mal in die Bundesrepublik zur Hochzeit einer Cousine. Im Bild: Angela Merkel (r.) und ihr späterer Mann Joachim Sauer (m.) 1989 bei einem Austausch für Chemie-Studenten im polnischen Bachotek.
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Anfänge in der Politik
Erste Schritte in die Politik unternimmt Angela Merkel kurz vor der Wende. 1989 engagiert sie sich erstmals beim "Demokratischen Aufbruch". Ein Jahr darauf wird die CDU bei der letzten - und einzigen demokratischen - Volkskammerwahl der DDR zur stärksten Kraft gewählt. Merkel wird stellvertretende Regierungssprecherin in der Koalitionsregierung unter Lothar de Maizière. Im selben Jahr tritt sie in die CDU der DDR ein, die sich wenige Monate später mit der westdeutschen Union zusammenschließt. Ebenfalls 1990 zieht die spätere Kanzlerin bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl als Direktkandidatin ihres Wahlkreises Stralsund-Rügen-Grimmen in den Bundestag ein. Im Bild: Angela Merkel 1990 als stellvertretende Regierungssprecherin der Regierung de Maizière
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"Kohls Mädchen"
Merkel zeigt sich früh als zielstrebige Politikerin: Schon bei ihrer ersten Teilnahme an einem CDU-Parteitag kommt sie mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl ins Gespräch - und das nicht ganz zufällig: Gerüchten zufolge soll sie vorher einen Parteifreund gedrängt haben, sie dem CDU-Politiker vorzustellen. Diese Begegnung sollte nicht zuletzt ihren raschen Auftieg in der Bundespolitik begründen. Aus ihr wird ... Im Bild: Merkel beugt sich während eines CDU-Parteitags in Dresden 1991 zu ihrem Mentor Kohl
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Bundesministerin für Familie und Jugend
... "Kohls Mädchen". Ein Attribut, das sie bis heute nicht ganz losgeworden ist. 1991 wird sie als erst 36-jährige Abgeordnete von ihrem Förderer überraschend in das Amt der Bundesministerin für Familie und Jugend gehoben. Dort bleibt sie allerdings nicht lange. Im Bild: Bundesjugendministerin Angela Merkel 1992 bei einem Besuch im "Bunten Haus" in Weimar, einem Treffpunkt für linksorientierte Jugendliche
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Umweltministerin
Nur drei Jahre später, 1994, wechselt sie ins Umweltministerium. Als Ressortchefin besucht sie unter anderem das atomare Zwischenlager in Gorleben (im Bild). Im neuen Ressort beginnt sie bereits, sich von ihrem Übervater Kohl zu distanzieren - sie kritisierte ihn zwar nicht öffentlich, ging aber intern auf Distanz, schrieb Ralf Neukirch im Spiegel.
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CDU-Generalsekretärin
In den folgenden Jahren entfernt sie sich immer weiter von ihrem Mentor. Nach der Wahlniederlage 1998 wird Wolfgang Schäuble zum Parteivorsitzenden gewählt, Merkel wird Generalsekretärin der CDU. Mit der Distanzierung von Kohl versucht sie von da an, weiteren Schaden durch dessen Spendenaffäre von der Partei abzuwenden. Im Dezember 1999 schließlich ruft sie die Unionsanhänger in einem offenen Brief dazu auf, sich von ihrem Ehrenvorsitzenden Kohl zu lösen. Im Bild: Wolfgang Schäuble mit der frisch gekürten CDU-Generalsekretärin Angela Merkel auf dem Parteitag in Bonn
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Parteivorsitzende
Merkels Start in der Bundespolitik verläuft holprig: Nicht nur, dass sie sich von den Medien viel Häme für ihren Haarschnitt gefallen lassen muss. Die Alteingesessenen der Partei nehmen sie zudem wenig ernst. Das ändert sich auch nicht, als sie im April 2000 auf dem Essener CDU-Parteitag mit 96 Prozent der Stimmen zur Parteivorsitzenden gewählt wird. Einen vermeintlichen Rückschlag muss sie zwei Jahre später einstecken, als sie Edmund Stoiber die Kanzlerkandidatur überlässt. Der CSU-Politiker verliert jedoch acht Monate später gegen Amtsinhaber Gerhard Schröder (SPD). Merkel wird als Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU Oppositionsführerin im Bundestag. Schon hier zeichnet sich ab, wer die Union in den nächsten Wahlkampf führen wird. Im Bild: Edmund Stoiber und Angela Merkel 2001
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Kanzlerin
Und bei der nächsten Bundestagswahl ist ihre Zeit gekommen: Nach mehreren verlorenen Landtagswahlen strebt die rot-grüne Regierung im Mai 2005 Neuwahlen an - und Merkel wird zur Spitzenkandidatin der Unionsparteien. Zwischen "Kohls Mädchen" und der Kanzlerkandidatin liegen inzwischen fast 15 Jahre. Merkel hat sich mit Machtwillen durchgesetzt: Wer stört, muss weichen. Sie selbst hat sich den Posten als Bundeskanzlerin lange schon zugetraut; sonst hätte sie nie das Amt der Parteivorsitzenden angetreten, sagt sie. Merkel gewinnt die Wahl, wenn auch knapp, und muss eine große Koalition eingehen. Am späten Nachmittag des 22. November 2005 übergibt Gerhard Schröder das Kanzleramt an sie. Im Bild: Die neugewählte Bundeskanzlerin Angela Merkel legt den Amtseid vor Bundestagspräsident Norbert Lammert ab
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Die Wiederwahl
In vielerlei Hinsicht ist die Pfarrerstochter ein Novum im Kanzleramt: Die promovierte Physikerin ist die erste Frau, sie ist mit 51 Jahren jünger als all ihre Vorgänger, und sie hat den größten Teil ihres Lebens in der DDR verbracht. Im Oktober 2009 wählt der Deutsche Bundestag Merkel zum zweiten Mal zur Bundeskanzlerin. Die 55-Jährige erhält 323 von insgesamt 612 abgegebenen Stimmen. Sie kann jetzt mit ihrem Wunsch-Koalitionspartner, der FDP, ein Bündnis eingehen. Im Bild: Angela Merkel lächelt nach ihrer Wiederwahl im Bundestag in die hinteren Sitzreihen
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Festspiele in Bayreuth
Ihre private Seite macht die Kanzlerin selten öffentlich. Bekannt ist - neben der Tatsache, dass Merkel "ganz gute" Kartoffelsuppe kocht - ihr Lieblings-Komponist: Richard Wagner. Deshalb ist ein Besuch der Festspiele in Bayreuth für sie ein Pflichttermin. Zugleich ist es eines der wenigen Kanzlerinnen-Events, bei denen Ehemann Joachim Sauer nicht ins Damenprogramm abgeschoben wird, sondern meist neben ihr über den roten Teppich läuft. Foto: Merkel und Sauer in Bayreuth 2015
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Urlaub
Ebenso selten sind Bilder, die laut Forbes-Magazin "mächtigste Frau der Welt" nicht in Blazer und frisch frisiert zeigen, sondern im Freizeit-Look, wie hier im Jahr 2006 während eines Urlaubs auf Ischia mit ihrem Mann. Das Ehepaar lebt in Berlin-Mitte, gleich neben der historischen Museumsinsel. Am Wochenende zieht es die Beiden aber häufig hinaus ins Ferienhaus in die Nähe von Templin - dem Ort, wo die Kanzlerin aufgewachsen ist.
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Beginn der dritten Amtsperiode
Nach der gewonnenen Bundestagswahl 2013 steht Merkel unangefochten da - sie muss weder einen Rivalen innerhalb ihrer Partei noch einen starken äußeren Gegner fürchten. Wird Kritik an ihr laut, so ist es diese: Merkel sei zu haltungslos, zu abwartend, zu emotionslos.
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Debakel mit Reem
Zum Paradespiel dafür wird ihre Begegnung mit Flüchtlingsmädchen Reem. Auf die Verzweiflung der jugendlichen Palästinenserin, die Angst vor einer Abschiebung hat, reagiert die Kanzlerin unbeholfen mit einer technokratisch wirkenden Argumentation. Womöglich ist es auch dieses verunglückte Treffen, das die weitere Haltung Merkels bestimmt.
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Flüchtlings-Selfies
Es ist ein Moment, der Merkel viel Sympathie, aber auch jede Menge Kritik einbringt: Im Spätsommer 2015 öffnet die Kanzlerin die Grenzen für Flüchtlinge, die unter erbärmlichen Umständen an der ungarischen Grenze festsitzen. Hunderttausende werden folgen. Für viele Schutzsuchende wird Merkel zur Heldin. Sie machen Selfies mit ihr oder tragen ein Bild der Kanzlerin auf ihrem gefahrvollen Weg nach Deutschland bei sich. Flüchtlingsorganisationen und sogar der politische Gegner, vor allem die Grünen, loben den menschlichen Schritt der Kanzlerin.
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"Merkel muss weg"
Dennoch markiert die Flüchtlingskrise einen Einbruch in Merkels Beliebtheitskurve. Ihr klares "Wir schaffen das" - wenn auch später von ihr relativiert - behagt vielen nicht. Rechtspopulisten machen Stimmung gegen die Kanzlerin. "Merkel muss weg" lautet eine ihrer lautstark vorgetragenen Forderungen. Doch auch manch Konservative können den Kurs der CDU-Chefin in dieser Frage nicht nachvollziehen. Vor allem von der CSU kommt Kritik. Was das für Merkels politische Zukunft bedeutet, wird sich zeigen. Foto: Proteste gegen Merkel am "Tag der Deutschen Einheit" am 3. Oktober 2016
Seit Anfang des Jahres 2017, dem Jahr der Bundestagswahl, steigen Merkels Umfragewerte wieder. Ihr Herausforderer Martin Schulz (SPD) fällt dagagen stark ab. Die Kanzlerin scheint so fest im Sattel zu sitzen wie nie. Ihre Strategie im bisherigen Wahlkampf: Ruhe ausstrahlen und nur wenn nötog auf den Gegenkandidaten Schulz eingehen. Ob das reicht, wird sich am 24. September zeigen. Die Union liegt in Umfragen zwar weit vorne, doch noch sind viele Wähler unentschlossen. Foto: Bundeskanzlerin Merkel und der damalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) beim EU-Gipfel 2014 in Brüssel.