Plagiatsprüfung:Weidel behält Doktortitel

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Die von Alice Weidel 2011 eingereichte Dissertation über das chinesische Rentensystem hatte die Uni Bayreuth mit magna cum laude bewertet. (Foto: Uwe Anspach/DPA)

Die Universität Bayreuth hat in der Dissertation der AfD-Vorsitzenden keine Belege für wissenschaftliches Fehlverhalten gefunden.

Von Roland Preuß, Berlin

Die Universität Bayreuth stellt das Plagiatsprüfungsverfahren gegen AfD-Chefin Alice Weidel ein. Die zuständige Kommission der Hochschule habe in der Arbeit zwar "vereinzelt Zitierfehler" festgestellt, die Übernahme von Textpassagen aus anderen Werken ohne entsprechende Kennzeichnung. Diese Passagen reichten aber "nach Umfang und Bedeutung nicht aus", um "ein schuldhaftes (also grob fahrlässiges oder vorsätzliches) wissenschaftliches Fehlverhalten zu belegen", teilte die Hochschule am Donnerstag mit. Es handele sich um eine "einstellige Zahl von Passagen", in denen Lehrbuchwissen wiedergegeben werde. Deshalb leite man kein Hauptverfahren zur Überprüfung des Plagiatsverdachts zur Dissertation von Alice Weidel ein. Dies habe die Kommission für wissenschaftliche Integrität am Mittwoch einstimmig beschlossen. Weidel ist Partei- und Fraktionschefin der in Teilen rechtsextremistischen AfD.

"Viele kleine Plagiatsfragmente", hieß es in dem Vorwurf

Die Universität hatte im Dezember 2023 eine Prüfung des Plagiatsverdachts gegen die Arbeit von Weidel eingeleitet, nachdem sich zwei Plagiatesucher an die Universität gewandt hatten. Sie hatten Weidel vorgeworfen, in ihrer mit magna cum laude ausgezeichneten Doktorarbeit aus dem Jahr 2011 bei einzelnen Passagen, Sätzen oder Satzfragmenten die Quellen nicht oder nicht ausreichend gekennzeichnet zu haben. "Wir sehen in der Dissertation von Frau Weidel zwar keine großflächigen Plagiate, aber viele kleine Plagiatsfragmente. Hier besteht ein Plagiatsverdacht", sagte einer der federführenden Autoren des Plagiatsgutachtens im Dezember der Süddeutschen Zeitung.

Die Plagiatesucher, die der SZ bekannt sind, wollen anonym bleiben, sie haben Angst um sich und ihre Angehörigen. Der federführende Autor des Plagiatsgutachtens erklärte am Donnerstagabend auf Anfrage: "Es überrascht mich sehr, dass es nicht einmal zu einer Hauptprüfung gekommen ist, zumal Vroniplag Wiki mittlerweile weitere Fragmente gefunden hat." Auf der Internet-Plattform Vroniplag Wiki werden wissenschaftliche Arbeiten durch Freiwillige untersucht und kritische Stellen diskutiert, so auch die Arbeit von Alice Weidel nach Bekanntwerden der Vorwürfe. Die Universitäten seien nicht nur bei der Betreuung sehr nachsichtig, "sie sind es dann auch im Nachhinein", sagte der Plagiatesucher der SZ. Die von der Universität angeführte "einstellige Zahl von Passagen" könne er nicht nachvollziehen. "Nach unserer Zählung sind es derzeit 40."

Die Universität begründete ihre Entscheidung damit, dass die im Verdacht stehenden Textpassagen "nach Zahl und Umfang gering" seien und die Darstellung des "allgemeinen volkswirtschaftlichen Wissensstandes" oder "Faktenbeschreibungen" betreffen würden. Einen Versuch, sich Forschungsergebnisse anderer Autoren anzueignen, die noch nicht allgemein bekannt seien, habe man nicht festgestellt.

Weidel sagte, sie bedanke sich bei allen Beteiligten "für die gründliche und vollumfängliche Prüfung". Die Universität Bayreuth habe "sehr rasch und unaufgeregt gehandelt". Nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Dezember hatte sie noch von einer Kampagne gegen ihre Person gesprochen und angesichts der hohen Umfragewerte der AfD eine politische Motivation unterstellt.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung des Textes hieß es, die Doktorarbeit von Frau Weidel sei mit der Bestnote "summa cum laude" bewertet worden. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass es die Note "magna cum laude" war. Wir haben dies korrigiert.

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