Afghanistan: Gegenschlag der Taliban:Nur ein Symbol der Stärke

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Nach der Großoffensive der US-Armee haben die Taliban einen Gegenangriff gestartet - mehr als Zeichen ist das jedoch nicht. Die Diskussion um den deutschen Einsatz in Afghanistan darf nun nicht hysterisch werden.

Stefan Kornelius

Nach dem Beginn der amerikanischen Großoffensive in der südafghanischen Provinz Helmand waren die Taliban geradezu herausgefordert, ihrerseits ein Zeichen der Stärke zu setzen. Die paschtunischen Gottenskrieger sind militärisch organisiert, sie folgen strikten Befehlsketten, sie betreiben eine Propagandaabteilung. Und deswegen sind sie in der Lage einen symbolischen Gegenschlag zu starten, diesmal nicht in Helmand, sondern in der weiter östlich gelegenen Grenzprovinz Paktia. Mehr als ein Symbol war das aber auch nicht.

US-Soldaten bereiten sich auf die Offensive in der afghanischen Provinz Helmand vor. (Foto: Foto: Getty)

Angriffe und Gegenangriffe dieser Art finden seit Jahren statt. 2009 unterscheidet sich gleichwohl, weil nun 22.000 zusätzliche amerikanische Soldaten in den Einsatz geschickt wurden. Außerdem gehen etwa 60.000 afghanische Soldaten der neu aufgebauten Streitkräfte des Landes in die Offensive.

Deswegen wird 2009 ein Jahr mit vielen Kämpfen werden. US-Präsident Barack Obama weiß, dass er nach wenigen Monaten eine Trendwende in dem afghanischen Krieg belegen muss, sonst fragen auch die Wähler in den USA, zu welchem Ende dieser Einsatz geführt werden soll.

In Deutschland wird diese Frage ebenfalls gestellt, wie immer mit einem manchmal hysterischen, sicher aber mit einem immer grundsätzlichen Unterton. Die Politik in Deutschland hat über Jahre versäumt, die Öffentlichkeit mitzunehmen in den Einsatz. Nun, wenige Wochen vor der Bundestagwahl, besteht die Gefahr, dass für eine rationale Abwägung von Für und Wider kein Platz ist und schrille Angstmacherei über Wahrnehmung und Wählerstimmen entscheidet.

So weit muss es nicht kommen. Die Bundeswehr hat in Afghanistan gute Arbeit geleistet. Deutschland ist anerkannt und als Friedensstifter gewollt. Die Menschen sind kriegs- und talibanmüde - sie wollen nach 30 Jahren Krieg, Besatzung und Gewaltherrschaft endlich Frieden finden.

Der Konflikt ist kompliziert, Afghanistans Geschichte verworren und die Erfolgsaussichten sind schwer zu vermitteln, vor allem wenn bei jeder auch noch so bedeutenden Tageswallung die Mission insgesamt in Frage gestellt wird.

So weit darf es im Bundestagswahlkampf nicht kommen. Die Bundesregierung wäre gut beraten, wenn sie ihrerseits eine Offensive startete - für mehr Information. Der Einsatz in Afghanistan kann und muss sinnvoll vermittelt werden.

Offenbar aber hat die Bundesregierung die Bedeutung der öffentlichen Unterstützung nicht begriffen. Sonst hätte sie nicht - wie es der Spiegel meldet - die Einsatzregeln für die Soldaten verändert, ohne wenigstens die zuständigen Ausschüsse im Parlament zu informieren. Die Veränderung der Einsatzregeln war sinnvoll und geboten. Viel wichtiger wäre gewesen, den Bürgern und Wählern diese Sinnfälligkeit auch zu erklären.

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