Abrüstung:USA legen erstmals Atomarsenal offen

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Nun sind die Zahlen bekannt: Die USA verfügen über 5113 Atomsprengköpfe. Außenministerin Hillary Clinton forderte eine Bestrafung Irans für sein Atomprogramm.

Die USA haben erstmals genaue Zahlen zu ihrem Arsenal an Atomwaffen offengelegt. Nach Angaben des Pentagon verfügt das Land über 5113 Atomsprengköpfe, die operativ einsatzbereit seien, sich in Reserve befänden oder inaktiv gelagert würden, teilten die USA am Montag anlässlich der in der New York stattfindenden Folgekonferenz über den Atomwaffensperrvertrag mit.

US-Außenministerin Hillary Clinton kündigte die Offenlegung des US-Atomarsenals an: Die USA besitzen 5113 atomare Sprengköpfe. (Foto: Foto: AFP)

Diese Gesamtsumme enthalte keine Sprengköpfe, die definitiv nicht mehr eingesetzt würden und für die Demontage bereitstünden. Der Bund amerikanischer Wissenschaftler schätzt deren Zahl auf etwa 4600.

Die Regierung habe sich zu einem Ende der bisherigen Geheimhaltung entschlossen, um "im Namen der atomaren Nichtweiterverbreitung die Transparenz über die Arsenale zu erhöhen", teilte das Verteidigungsministerium in Washington mit. US-Außenministerin Hillary Clinton hatte zuvor auf der UN-Konferenz angekündigt, die USA würden die genaue Zahl der Gefechtsköpfe in ihren Bunkern ebenso mitteilen wie die Zahl derer, die seit 1991 verschrottet wurden.

Seit 1961 hatten die USA keinerlei Zahlen mehr zu ihrem Atomarsenal offengelegt. Laut den nun veröffentlichten Daten hatte das US-Arsenal im Jahr 1967 im Kalten Krieg mit 31.255 Atomsprengköpfen seinen Höchststand erreicht. Das Pentagon wies darauf hin, dass der Bestand an Sprengköpfen im Vergleich dazu um 84 Prozent verringert worden sei. Den Angaben zufolge verschrotteten die USA zwischen 1994 und 2009 genau 8748 Atomsprengköpfe.

"Tausende weitere Sprengköpfe erwartet dasselbe Schicksal", teilte das Ministerium mit. In der Zahl von 5113 Sprengköpfen seien jene nicht eingerechnet, die bereits zur Verschrottung vorgesehen sind.

Darin enthalten seien aber alle strategischen und nichtstrategischen sowie alle stationierten wie nichtstationierten Sprengköpfe. Die Zahlen spiegeln den Angaben zufolge den Stand von Ende September 2009 wider.

"Zeit für starke internationale Antwort"

Presseberichten zufolge hatte die US-Regierung intern seit Monaten darüber beraten, Details zum Atomarsenal offenzulegen. Washington wolle mit der Kehrtwende seine Glaubwürdigkeit bei der am Montag eröffneten UN-Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag in New York zu erhöhen, hieß es. Die Offenlegung fiel mit dem Auftakt der Konferenz zusammen.

Die Konferenz war von einem Eklat um den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad überschattet worden. Dieser hatte die Bestrafung jener Staaten verlangt, die mit dem Einsatz von Atomwaffen drohten.

Die Äußerungen waren offenkundig gegen die USA gerichtet, die erst kürzlich eine neue Militärstrategie vorgestellt hatten. US-Außenministerin Clinton forderte eine Bestrafung des Irans wegen seines umstrittenen Atomprogramms. "Es ist Zeit für eine starke internationale Antwort", sagte Clinton am Montag.

Sie warf dem iranischen Präsidenten vor, den Atomwaffensperrvertrag untergraben zu wollen. "Er kam mit dem Ziel, den Vertrag zu schwächen. Aber er wird damit scheitern." Von den 190 Ländern bei der Konferenz sei der Iran das einzige, das den Vertrag immer und immer wieder verletzte. "Deshalb nehmen die Ausgrenzung und der Druck auf den Iran zu, aus keinem anderen Grunde." Ahmadinedschad müsse den ersten Schritt machen: "Er kennt die Adresse der Atomenergiebehörde und er weiß, was von ihm erwartet wird." Die Welt müsse zusammenstehen, um eine Ausdehnung dieser Waffen zu verhindern.

Verantwortungsbewusstes US-Abrüsten

Allgemeiner äußerte sich US-Präsident Barack Obama. Länder, die die Verpflichtungen des Atomwaffensperrvertrages ignorierten, seien weniger sicher sowie wohlhabend und würden stärker isoliert. "Das ist die Wahl, die Staaten treffen müssen", sagte Obama.

Die Konferenz, die bis zum 28. Mai dauert, findet alle fünf Jahre als Folgetreffen zum Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen (NPT) von 1970 statt. Das vor 40 Jahren geschlossene Abkommen soll die Weitergabe von Kernwaffen stoppen und fordert die Atommächte zur Abrüstung auf.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle zufolge zeigen die USA durch die Veröffentlichung der Daten, dass sie sich "ihrer Verantwortung im Abrüstungsprozess bewusst sind". "Denn aus Transparenz wächst Vertrauen - die Grundvoraussetzung, um weitere Abrüstungsfortschritte zu ermöglichen", sagte der FDP-Politiker.

© AFP/AP/dpa/Reuters/fvk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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