Berlin:Neues Hertha-Stadion: Abgeordnete stellen Standort in Frage

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Berlin (dpa/bb) - Berliner Abgeordnete sehen die Pläne des Bundesligisten Hertha BSC kritisch, ein neues Fußballstadion auf dem Olympiagelände zu bauen. "Ich glaube, dass wir im Moment in einer Sackgasse stecken", sagte der Linken-Abgeordnete Philipp Bertram am Freitag im Sportausschuss. Es sei zu überlegen, ob es nicht einen anderen Standort als den Olympiapark gebe.

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Berlin (dpa/bb) - Berliner Abgeordnete sehen die Pläne des Bundesligisten Hertha BSC kritisch, ein neues Fußballstadion auf dem Olympiagelände zu bauen. „Ich glaube, dass wir im Moment in einer Sackgasse stecken“, sagte der Linken-Abgeordnete Philipp Bertram am Freitag im Sportausschuss. Es sei zu überlegen, ob es nicht einen anderen Standort als den Olympiapark gebe.

Für einen Neubau müssten ein Wohngebäude und die Bildungsstätte der Sportjugend abgerissen werden. Bisher sei unklar, wie für die Anwohner ein befriedigender Ersatz gefunden werden soll, sagte der SPD-Abgeordnete Dennis Buchner im Abgeordnetenhaus. „Dafür reichen mir die Ausführungen zum jetzigen Zeitpunkt absolut nicht.“

Derzeit spielt Hertha im Olympiastadion, der Mietvertrag läuft 2025 aus. Das Land und der Bundesligist verhandeln seit Mitte 2017 darüber, wie es weitergeht. Hertha will neben das Olympiastadion einen Neubau setzen - eine kleinere, reine Fußballarena.

Rund 55 000 Menschen sollen dort Platz haben. Die Ränge sollen zum Beispiel in der Ostkurve bis auf 10 Meter ans Spielfeld rücken. Bisher seien es 40 Meter, sagte Stadionmanager Klaus Teichert in der Anhörung. Der Club erhofft sich davon mehr Stimmung. Die Arena soll einem Kessel gleichen, damit wird es lauter im Stadion.

Der Verein will den Neubau selbst zahlen und führt Gespräche mit Investoren. „Es gibt reges Interesse, eine solche Anlage mitzufinanzieren“, sagte Teichert, Geschäftsführer der Hertha BSC Stadion GmbH. Er könne darüber aber nicht öffentlich sprechen. Hertha werde Berlin die Garantie geben, dass das Stadion fertig wird. Für die Infrastruktur, etwa weitere U-Bahngleise, will Hertha nicht zahlen.

Fraglich ist für mehrere Parlamentarier, wie das Land Berlin das Olympiastadion noch wirtschaftlich betreiben kann, wenn Hertha als bisheriger Hauptmieter nach nebenan zieht. Wegen des Lärmschutzes ist die Zahl der Großveranstaltungen auf dem Areal begrenzt.

Die Abgeordnete Nicole Ludwig (Grüne) kritisierte, dass Hertha zur Finanzierung keine Details nennt. Sie finde bedauerlich, was Hertha in der Anhörung geliefert habe. „Für uns als Parlament ist die finanzielle Seite natürlich entscheidend.“ Da ein Neubau auf einem landeseigenen Grundstück entstehen soll, hat das Abgeordnetenhaus das letzte Wort.

Mehrere Abgeordnete machten deutlich, dass sie den Wunsch nach einem neuen Standort unterstützen, äußerten aber Zweifel am Standort und der Informationspolitik. „Ich bin echt traurig. Wir haben deutlich gezeigt, wir verstehen, dass Hertha eine andere Stadionatmosphäre benötigt“, sagte Ludwig. Da müsse Hertha mehr Verantwortung zeigen.

Der Bundesligist wünscht sich noch in diesem Jahr Klarheit. Sie seien zuversichtlich, dass sie - wenn nicht 2018 - im Frühjahr 2019 zu einer Einigung kämen, sagte Teichert. Hertha habe mehr als 50 Standorte in Berlin geprüft, die aber nicht infrage kämen. Er äußerte sich nicht näher zur Frage, wie ein Plan B aussieht, falls der Verein die Fläche am Olympiastadion nicht bekommt.

Der CDU-Abgeordnete Andreas Statzkowski nannte den Zeitplan einen „schlechten Witz“. Wenn man die Probleme der Anwohner ernst nehme, müsse man die Bürger beteiligen, forderte er. Teichert sagte, sie seien in Gesprächen mit der Eigentümergenossenschaft. Sie hätten aber noch keine Gelegenheit gehabt, mit Anwohnern der 24 Wohnungen zu sprechen. Er begründete das auch mit dem Datenschutz der Anwohner.

Hertha-Manager Michael Preetz wollte sich nicht zum aktuellen Stand der Verhandlungen mit dem Senat äußern. „Das ist ein laufender Prozess. Es gibt weitere vereinbarte Termine. Die Gespräche sind weiter im vollen Gange“, sagte Preetz der Deutschen Presse-Agentur. Zur Debatte stand ursprünglich auch ein Umbau des alten Stadions. Sportsenator Andreas Geisel (SPD) hatte den Umbau zur Fußballarena zuletzt aber wegen der Kosten verworfen.

Geisel sagte am Freitag, der Wunsch nach einem neuen Stadion sei nachvollziehbar. „Wir wollen diesen Berliner Verein in der Stadt halten“, sagte Geisel. Sie würden intensiv weiter verhandeln, um offene Fragen zu klären - „zum Nutzen von Hertha, aber keinesfalls zum Nachteil für das Land Berlin“.

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