Israel:Orthodoxe jagen Frauen durch die Stadt

Dutzende schreiende ultraorthodoxe Männer verfolgten diese Frau wegen ihrer Kleidung. (Foto: Facebook)
  • Aufnahmen in sozialen Medien zeigen, wie Dutzende Ultraorthodoxe in Beit Schemesch nahe Jerusalem eine Frau verfolgen, die Shorts und ein T-Shirt trägt.
  • Auch weitere Frauen sollen sie gejagt und mit Pfefferspray verletzt haben.
  • In den vergangenen Jahren gab es in Beit Schemesch immer wieder Zusammenstöße zwischen säkularen, orthodoxen und ultraorthodoxen Juden.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

In sozialen Medien erregt ein Video große Aufmerksamkeit: Dutzende schreiende ultraorthodoxe Männer verfolgen eine Frau, die Shorts und ein T-Shirt trägt - eine nach Ansicht der Strengreligiösen nicht angemessene Kleidung.

Es war eine Gruppe von Frauen, die laut Augenzeugenberichten am Sonntagabend in der israelischen Stadt Beit Schemesch durch die Straßen verfolgt wurde und sich in ein Haus flüchten konnte. In israelischen Medien berichteten sie, dass sie mit Pfefferspray angegriffen worden seien.

Frauenaktivistin Miri Shalem schrieb zu dem Video auf Facebook, dass sich zwei Nächte davor bereits ein ähnlicher Vorfall mit einem Mädchen ereignet habe. 2011 gab es ähnliche Aufnahmen: Ein achtjähriges Mädchen wurde auf dem Schulweg wegen seiner Kleidung von ultraorthodoxen Männern beschimpft.

Ultraorthodoxe distanzierten sich von dem Vorfall am Sonntagabend und machten eine extreme Gruppe dafür verantwortlich.

In den vergangenen Jahren gab es in Beit Schemesch immer wieder Zusammenstöße zwischen säkularen, orthodoxen und ultraorthodoxen Juden. Etwa die Hälfte der 110 000 Einwohner von Beit Schemesch, das in der Nähe von Jerusalem liegt, sind Ultraorthodoxe. Nach einer Klage von fünf Frauen hatte der Oberste Gerichtshof 2017 verfügt, dass in der Stadt Bekleidungsvorschriften und Schilder abgenommen werden mussten, auf denen stand: "Frauen sollen in dieser Gegend nicht verweilen" - und sich sittsam kleiden. Erst nach massiven Protesten wurden diese Schilder entfernt.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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