Kleinblittersdorf:Erneut wüten Unwetter über Rheinland-Pfalz und dem Saarland

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Trier/Saarbrücken (dpa/lrs) - Unterspülte Straßen, gesperrte Bahnstrecken, Erdrutsche: Das nächste heftige Gewitter mit Starkregen binnen weniger Tage hat Rheinland-Pfalz und das Saarland heimgesucht. Schäden entstanden in der Nacht auf Freitag vor allem im Großraum Trier von Saarburg über die Eifel und dem Hunsrück bis zur Mosel, in der Vorder- und Südpfalz sowie in Teilen des Saarlands.

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Trier/Saarbrücken (dpa/lrs) - Unterspülte Straßen, gesperrte Bahnstrecken, Erdrutsche: Das nächste heftige Gewitter mit Starkregen binnen weniger Tage hat Rheinland-Pfalz und das Saarland heimgesucht. Schäden entstanden in der Nacht auf Freitag vor allem im Großraum Trier von Saarburg über die Eifel und dem Hunsrück bis zur Mosel, in der Vorder- und Südpfalz sowie in Teilen des Saarlands.

„Es war ein Gewitter mit heftigen Folgen“ für etliche Gemeinden, sagte eine Sprecherin der Polizei in Trier. Nach dem Starkregen begannen am Freitag die Aufräumarbeiten. Zahlreiche Straßen mussten von Geröll und Schlamm befreit werden, beispielsweise eine Straße bei Bernkastel-Wehlen an der Mosel, die über 100 Meter blockiert war.

In Saarburg gab es „einen Schlammabgang“ aus den Weinbergen und um Bitburg mehrere Erdrutsche. Unzählige vollgelaufene Keller wurden rund um Idar-Oberstein und Baumholder sowie in und um Neustadt/Weinstraße und Landau gemeldet. „In Annweiler sind auch ein Supermarkt und ein Museum betroffen“, sagte ein Sprecher der Polizei in Ludwigshafen. Zudem gab es mehrere Stromausfälle.

In der Nacht kam es wegen der vielen Notrufe zwischenzeitlich zu einer Überlastung der Nummer 112. Im Saarland sprach das Landespolizeipräsidium in Saarbrücken von über 500 Notrufen bei der Polizei und weiteren rund 400 bei der Feuerwehr - am brenzligsten war die Lage in Bliesransbach, einem Ortsteil von Kleinblittersdorf. Hier waren sowohl die Straßenzufahren als auch die Saarbahn-Strecke am Freitagnachmittag noch gesperrt. „Wir haben empfohlen, den Bereich weiträumig zu umfahren“, sagte eine Sprecherin des Landespolizeipräsidiums.

Neben etlichen Straßensperrungen wegen Überflutung war mancherorts auch der Bahnverkehr ausgebremst. Auf der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Trier war ein Zug bei der Ausfahrt aus dem Wilsecker Tunnel in einen Schlammwall gefahren und entgleist. Passagiere fuhren keine mit, der Zugführer blieb unverletzt.

Die Strecke sei bei Kyllburg bis auf weiteres gesperrt, sagte ein Bahnsprecher in Frankfurt. Alle anderen Strecken seien frei, es gebe aber Einschränkungen. Manchmal müsse langsam gefahren werden, manchmal stehe nur ein Gleis zur Verfügung. „Größere Verspätungen haben wir aber nicht.“

Beim entgleisten Zug und andernorts war auch das Technische Hilfswerk (THW) mit dabei. Sie berieten andere Helfer bei der Planung oder packten selbst mit an, wie Einsatz-Referatsleiter Marcel Ocker sagte. Die Ehrenamtlichen räumten unter anderem Geröll von Gleisen und Straßen, pumpten Keller aus.

In Grafschaft-Lantershofen (Kreis Ahrweiler) brannte ein Wohnhaus nach einem Blitzeinschlag. Die drei Anwohner retteten sich ins Freie, verletzt wurde niemand. Der Schaden soll bei rund 100 000 Euro liegen. Auch in Morbach im Hunsrück schlug ein Blitz ein - in einer Kapelle: Die Turmspitze fing Feuer - das Gebäude selbst brannte aber nicht ab. Weitere Blitzeinschläge wurden aus Bitburg gemeldet.

Auch den Organisatoren des Rheinland-Pfalz-Tages in Worms bescherte das Unwetter zusätzliche Arbeit. Es seien ein paar Zelte weggeflogen oder eingestürzt, sagte eine Sprecherin der Stadt. Zudem habe der heftige Regen seine Spuren hinterlassen. Betroffen sei der Festplatz gewesen, wo an manchen Stellen das Wasser nicht habe versickern können. Das Problem sei aber schnell zu lösen gewesen.

Durch das saarländische Bliesransbach war in der Nacht eine Wasser- und Schlammlawine gelaufen. „Hier ist die Lage immer noch unübersichtlich“, sagte die Sprecherin des Landespolizeipräsidiums. Mehr als 240 Einsatzkräfte waren allein hier vor Ort. Bei den Einsätzen in der Nacht zum Freitag wurde den Angaben zufolge eine Feuerwehrkraft leicht verletzt.

In Bliensransbach habe es viele Überflutungen gegeben, Fahrzeuge seien weggespült, Straßen unterspült worden, hieß es aus dem Landespolizeipräsidium. Der Saarbahnverkehr zwischen Saarbrücken und Saargemünd kam hier ebenfalls zum Erliegen. Auch ein Ersatzverkehr mit Bussen war wegen der Straßenverhältnisse unmöglich.

Im Rest des Landes habe sich die Lage im Lauf des Freitag langsam wieder entspannt, sagte die Sprecherin in Saarbrücken. In St. Ingbert hatte in der Nacht in der Innenstadt das Wasser bis über einen Meter hoch gestanden. Zahlreiche Keller liefen laut Polizei voll, mehr als 30 Kanaldeckel wurden ausgeschwemmt. Am Morgen hatte eine Polizeisprecherin noch von einer „dramatischen Lage“ gesprochen.

In Luxemburg mussten die Einsatzkräfte wegen des Unwetters mehr als 100 Mal ausrücken. Betroffen war vor allem die Region des Müllerthals im Osten, wie das nationale Krisenzentrum mitteilte. 18 Menschen, die vom Wasser eingeschlossen waren, mussten in Sicherheit gebracht werden. Es gehe ihnen gut, hieß es. Etliche Straßen seien überflutet, Bäume umgestürzt. In manchen Orten habe es Erdrutsche gegeben.

Das nationale Krisenzentrum der Luxemburger Regierung war in der Nacht eingerichtet worden, um die Einsätze der Helfer zu koordinieren. Premierminister Xavier Bettel versprach den Betroffenen bei einem Besuch im Müllerthal rasche Hilfe. Die Armee wurde eingesetzt, um beim Aufräumen zu helfen.

Der Deutsche Wetterdienst gab am Freitag eine vorsichtige Entwarnung. Auch am Samstag könne es vor allem in Rheinland-Pfalz und dem Saarland noch einzelne Gewitter geben, aber nicht mehr in der Heftigkeit der vergangenen Tage. Von Sonntag an erobere dann überwiegend freundliches Wetter den Himmel.

Gewitter sind für die Experten des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach für diese Zeit des Jahres zwar normal, ungewöhnlich sei aber die lange Dauer der Wetterlage mit hochsommerlichen Temperaturen. „Wir hatten das jetzt fast über eine Woche hinweg“, sagte Meteorologe Markus Übel. Dabei sei am Freitag erst der meteorologische Sommeranfang.

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