Hai-Sichtung vor Balearen:Keine Panik vor dem Fisch

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In der Nähe der winzigen Baleareninsel Cabrera südlich von Mallorca wurde erstmals seit 30 Jahren ein Weißer Hai gesichtet. Und jetzt?

Von Martin Zips

Gäbe es so etwas wie einen Interessensverband des Weißen Hais, er hätte den US-amerikanischen Autor Peter Benchley (1940-2006) eigentlich verklagen müssen. Denn mit seinen Büchern hat der auf Unterwasserromane spezialisierte Benchley dem Image des Weißen Hais mindestens so sehr geschadet wie seine Kollegin Daphne du Maurier ("Die Vögel") der Krähe. Oder Nick Park dem in seinen "Shaun das Schaf"-Trickfilmen immer schrecklich dummen Hausschwein. Haie kommen in Benchleys Büchern wirklich schlecht weg, in "Beast - Schrecken der Tiefe" zum Beispiel oder "White Shark". Seinen größten Erfolg aber erzielte Benchley im Jahr 1974 mit "Jaws" ("Der weiße Hai"): 20 Millionen verkaufte Exemplare und - ein Jahr später - das für das Genre Horrorfilm wirklich wegweisende Werk von Steven Spielberg.

Benchleys Geschichte basiert auf einem einhundert Jahre zurückliegenden Vorfall an der Küste von New Jersey. Anfang Juli 1916 starben dort gleich vier Badende - angeblich durch die Attacke eines jungen, weiblichen Weißen Hais. Aber erst durch Benchley löste der Weißhai ( Carcharodon carcharias) auch in der Literatur den weißen Pottwal ("Moby-Dick", Herman Melville) als Symbol für den tiefen Graben zwischen Mensch und Tier ab. Das Monster wurde gejagt, und Benchleys spätes Eingeständnis, dass Haie "viel häufiger die Unterdrückten als die Unterdrücker" seien, kam zu spät.

Cabrera
:Weißer Hai vor Balearen-Insel gesichtet

Acht Meilen vor der Küste von Cabrera, südlich von Mallorca, ist ein Weißer Hai gesichtet und fotografiert worden - zum ersten Mal seit Jahrzehnten.

Am vergangenen Donnerstag nun soll in der Nähe der winzigen Baleareninsel Cabrera südlich von Mallorca erstmals seit 30 Jahren in der Region wieder ein Weißer Hai gesichtet worden sein. Jetzt, da halb Deutschland gerade wieder zum Sommerurlaub auf die Balearen aufbricht und auch die Bild-Zeitung wieder ihr Mallorca-Büro anwirft, könnte man freilich an eine dieser üblichen Sommerloch-Geschichten glauben. Doch die Meeresbiologen, die in der Gegend bis dato Thunfische, Schildkröten und Delfine beobachtet hatten, versichern: Dieser Hai sei etwa fünf Meter lang gewesen und habe sich ihnen etwa 70 Minuten lang gezeigt. Das spanische Meeresforschungszentrum Alnitak unter Leitung des Biologen Ricardo Sagarminaga van Buiten nennt es auf Facebook "die erste wissenschaftliche Bestätigung für die Präsenz eines Weißen Haies in spanischen Gewässern seit mindestens 30 Jahren".

Und jetzt? Keine Panik. Das Risiko, von einem der im Mittelmeer auf ein paar Hundert Exemplare geschätzten, vom Aussterben bedrohten Großfische während des Urlaubs angegriffen zu werden, ist trotz leergefischter Gewässer (also hungriger Haie) gering. Die letzte Hai-Attacke im Mittelmeer fand im Jahr 2008 vor der kroatischen Insel Vis statt, das Opfer überlebte. Im vergangenen Jahr hatte zwar ein verletzter Blauhai am Strand von Mallorca die Urlauber ganz narrisch gemacht. Angegriffen aber hat er nicht. Weltweit wurden 2017 nur fünf tödliche Haiangriffe auf Menschen gezählt.

Also einfach entspannen. Und einen schönen Tierfilm gucken.

© SZ vom 30.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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