Es kommt vor, dass Menschen über die Jahre den klaren Blick auf ihre Einrichtungsgegenstände verlieren. Sie vergessen dann manchmal, was sie da eigentlich umgibt. Johnny Depps große Sammlung von Barbiepuppen zum Beispiel. Sie mag den Schauspieler jeden Tag zum Lächeln bringen, aber bei einer Wohnungsführung auf Gäste vielleicht ein wenig cringe wirken. Denkbar ist auch, dass Kollegin Angelina Jolie auf das ihr nachgesagte private Messerarsenal mit einem wohligen Gefühl blickt, während anderen beim Anblick so vieler Klingen die Frage durch den Kopf schwirrt: Und die braucht es wirklich alle?
Und damit nach Milford Haven, Pembrokeshire, Wales, wo sich erleichterte Freunde, Bekannte und Familienmitglieder nun einen Button mit dem Schriftzug "Wir haben unseren Besuch bei Familie Edwards überlebt" ans Revers heften können.
Über ebenjene, mutmaßlich friedfertigen Eheleute Sian und Jeffrey Edwards würde wohl niemand berichten, hätte ein Polizist vor ein paar Tagen nicht diesen Gegenstand in ihrem Vorgarten erblickt. An der Hausfassade sah er eine Art Ei in roter Farbe stehen. Nur dass es sich um kein Deko-Accessoire handelte, sondern um eine 30 Kilogramm schwere, möglicherweise intakte und damit hochgefährliche Bombe. Dem Guardian würde Frau Edwards später zu Protokoll geben, dass sie gegen das Ei, das sie für eine Attrappe hielt, ab und zu ihre Schaufel schlug, um sie von dem bei der Gartenarbeit entstandenen Dreck zu befreien. Und Herr Edwards sagte dem kurz darauf angerückten Entschärfungskommando: "Wir werden das Haus nicht verlassen. Wir bleiben hier. Wenn das Ding hochgeht, gehen wir mit dem Ding hoch."
Die Edwards blieben. Das Ei musste gehen. Einerseits befinden sich die Edwards nun nicht mehr in dieser seltsamen Lebensgefahr, von der sie nie so recht wussten, dass sie je bestand. Andererseits ist das geliebte Ei jetzt nicht mehr im Garten. Oder wie Jeffrey Edwards es ausdrückt: "Es war ein alter Freund. Es tut mir so leid, dass das arme Ding in Stücke gerissen wurde."
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