Nachhaltigkeit:"Wenn man die Bücher einpflanzt, wachsen Blumen daraus"

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Diese Bücher kann man nach dem Lesen ohne schlechtes Gewissen kompostieren. (Foto: Tobias Ritz)

Das Papier besteht aus Gras, die Lesezeichenbänder aus Baumwolle: Ein Dresdner Unternehmer stellt mit seiner Firma Bücher her, die kompostierbar sind - und vegan.

Interview von Hannes Vollmuth

Während die Literaturszene immer wieder darüber diskutiert, was Schundliteratur ist und was nicht, was also eher in die Mülltonne als ins Regal gehört, geht der Dresdner Kay Hedrich, 35, in Sachen Buch ganz eigene Wege. Mit seiner Firma Matabooks stellt er Bücher her, die man - gefallen sie einem doch nicht - zumindest auf den Kompost werfen kann.

SZ: Herr Hedrich, wie viele Bücher haben Sie schon weggeworfen?

Kay Hedrich: Was meinen Sie mit weggeworfen?

Na, Sie produzieren doch jetzt Bücher, die man auf den Kompost werfen kann.

Ach so. Sie meinen, dass unsere Bücher nur aus natürlichen Materialen hergestellt sind. Für das Papier verwenden wir Gras, die Lesezeichenbänder sind aus Baumwolle, wir benutzen nur Biofarben und wasserbasierten Klebstoff. Alles in unseren Büchern kommt von der Natur und geht wieder in die Natur zurück.

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Von Manuel Stark

Sie meinen, es wird weggeworfen.

Wegwerfen ist das falsche Wort. Der Natur wieder zurückgeben, würde ich eher sagen.

Wenn man eines Ihrer Bücher zu lange auf der Terrasse liegen lässt, kompostiert das dann vor sich hin?

Ganz so schnell geht es nicht. Aber wir haben auch Notizbücher im Angebot, in deren Cover Wildblumensamen eingearbeitet sind. Wenn man die Bücher einpflanzt, wachsen Blumen daraus.

Blumen? Aus Ihren Büchern?

Genau. Alle Bücher sind auch vegan.

Kay Hedrich: Flexitarier, aber Hersteller von veganen Büchern. (Foto: Matabooks)

Wieso vegan? Man isst das Buch doch nicht.

Aber es werden tierische Bestandteile für die Buchherstellung verwendet, und das wollen wir ja nicht. Normalerweise entsteht Buchbinderleim aus Knochen, die man auskocht. Oder nehmen Sie die Druckfarben, da ist oft umweltschädliches Mineralöl drin. Und für den roten Farbstoff Karmin müssen auch jede Menge Cochenilleschildläuse sterben.

Haben Sie schon mal Leser getroffen, die gesagt haben, ich hätte gerne ein veganes Buch?

Wenn wir auf Messen darüber aufklären, wie viel Tierisches am Buch dran ist, sind alle immer erstaunt. Dann sagen die Leute, oh, jetzt will ich ein veganes Buch.

Wie viele vegane Bücher haben Sie denn schon im Programm?

Zwei.

Zwei?

Einen Roman und ein Kinderbuch.

Wie kommt man darauf, ein veganes Buch zu machen?

Man wacht jetzt nicht auf und hat die Erleuchtung, das kommt mit der Zeit. Ich habe Mediengestalter gelernt und bin viel gereist. Und dann sieht man die Welt und auch die ganze Umweltverschmutzung.

Und dann macht man ein veganes Buch?

Vegan ist ja ein Begriff, den man eher so vom Essen kennt, aber wir haben keine bessere Bezeichnung dafür gefunden.

Für das Papier wird Gras verwendet, die Lesezeichenbänder sind aus Baumwolle. (Foto: Matabooks)

Sind Sie selbst Veganer?

Ich esse kein Fleisch, keine Eier, trinke keine Milch, aber für Fisch mache ich ab und zu eine Ausnahme.

Also Flexitarier.

Wahrscheinlich ja.

Welche Ökobilanz haben Ihre Bücher?

Kann ich so nicht sagen. Aber alle unsere Bücher sind regional hergestellt, wir binden vieles mit der Hand, wenn wir drucken, dann nur mit Ökostrom. Und unsere Mitarbeiter kommen überwiegend mit dem öffentlichen Nahverkehr.

Und haben Sie jetzt schon mal ein Buch weggeworfen?

Nein. Ich lese ja auch viele Bücher zweimal, dreimal oder fünfmal.

Sie behalten auch die schlechten?

Die verschenke ich oder gebe ich weiter.

Und wenn wirklich keiner das Buch will?

Könnte man doch mal über die Papiertonne nachdenken.

© SZ vom 26.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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