Spanien:Mindestens fünf Tote bei Großbrand in Valencia

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Mehr als 20 Feuerwehrteams waren im Einsatz. (Foto: Eva Manez/Reuters)

In der spanischen Küstenmetropole gerät ein 14-stöckiges Wohngebäude vollständig in Brand, die Feuerwehr kann es wegen der Hitze noch nicht betreten. 15 Menschen werden wohl noch vermisst.

Von Patrick Illinger, Madrid

Bei einem Großbrand in Valencia sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Bis zu 15 weitere werden noch vermisst, wie Bürgermeisterin María José Català laut einem Bericht der Zeitung El País sagte. Das Feuer war am frühen Donnerstagabend in einem 14-stöckigen Haus einer Wohnanlage im Stadtviertel Campanar ausgebrochen und hat das mehrteilige Gebäude vollständig zerstört.

Nach Angaben spanischer Medien brach das Feuer in einer Wohnung im siebten Stock aus. Zu sehen ist auf Videobildern, dass sich die Flammen rasend schnell über die rund 140 Wohnungen des aus zwei Blöcken bestehenden Gebäudes ausbreiteten. Einige der etwa 450 Bewohner des Hauses, die auf Balkonen um Hilfe riefen, wurden mit Drehleitern der Feuerwehr vor den Flammen gerettet.

Feuerwehrleute könnten das Gebäude wegen der Hitze noch nicht betreten, sagte der stellvertretende Notfalldirektor der Regionalregierung, Jorge Suárez. Vorher müsse die weitgehend ausgebrannte Struktur von außerhalb gekühlt werden. Ebenso unklar ist bislang, wie viele Bewohner in den Wohnungen waren, als das Feuer ausbrach.

Angefacht wurde das Feuer von Wind, der am Donnerstag an Spaniens Mittelmeerküste teils mit mehr als 50 Kilometern pro Stunde blies. Am frühen Freitagmorgen glich das Gebäude, das 2008 fertiggestellt worden war, einer verrußten Ruine, hinter deren Fenster noch immer Flammen loderten. Die benachbarten Gebäude der Wohnsiedlung blieben verschont.

Das Baujahr des aus zwei Blöcken bestehenden Gebäudes in Valencia fiel in die Zeit der in Spanien berüchtigten Immobilienblase, bei der im gesamten Land mit hoher Geschwindigkeit Tausende Häuser und Wohnungen gebaut wurden, angetrieben von Spekulationslust. Die Blase platzte in der kurz darauf folgenden Finanzkrise 2008.

Die Rauchschwaden zogen über die gesamte Stadt. (Foto: @clinomano/X/Reuters)

Der Brand weckt Erinnerungen an die Grenfell-Katastrophe in London

Die bislang geborgenen Leichen wurden laut Angaben des TV-Senders RTVE mithilfe von Drohnen aufgespürt. Spanische Medien berichten zudem von 15 Verletzten, unter ihnen ein Kind sowie sieben Feuerwehrleute, die mit Verbrennungen oder Rauchgasvergiftungen in Krankenhäuser gebracht wurden.

Die Brandkatastrophe löste in Spanien Bestürzung aus. TV-Sender und Zeitungen berichteten live. Politiker drückten unter anderem über Kurznachrichtendienste ihre Anteilnahme aus. In einem Beitrag auf der Plattform X zeigte sich Ministerpräsident Pedro Sánchez "bestürzt über den schrecklichen Brand" und sagte den Betroffenen seine Unterstützung zu. "So eine Tragödie hat Valencia noch nicht erlebt", sagte Bürgermeisterin Català und rief eine dreitägige Trauerzeit für die Stadt aus.

Was das Feuer am späten Donnerstagnachmittag in einer der Wohnungen entfacht hatte, ist noch unklar. Doch der Verlauf des Brandes der Hochhausanlage weckt düstere Erinnerungen an die Grenfell-Katastrophe im Juni 2017 in London, bei der 72 Menschen ums Leben kamen.

Auch in Valencia breiteten sich die Flammen mit hoher Geschwindigkeit über die gesamte Fassade aus. Das Gebäude glich zeitweise einer brennenden Streichholzschachtel, von der eine riesige schwarze Rauchwolke aufstieg. Spekulationen in spanischen Medien richten sich derzeit auf die Beschichtung der Fassade, die offenbar zu Teilen aus dem Kunststoff Polyurethan bestand. Dieses als Dämmstoff genutzte, entflammbare Material habe sich laut einem Experten, der im spanischen Fernsehen auftrat, unter einer äußeren Schicht von Aluminiumpaneelen befunden. Tatsächlich sind auf einigen Videobildern herabstürzende Fassadenteile zu sehen, die am Boden weiterbrannten.

Mehr als 20 Feuerwehrteams waren nach dem Ausbruch des Feuers zu dem Unglücksort entsandt worden. Die spanischen Behörden hatten zudem die Errichtung eines Feldlazaretts beauftragt. Auch wurden Soldaten der Militärischen Nothilfeeinheit (UME) zum Kampf gegen die Flammen angefordert.

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