Unwetter in Südkalifornien:Schlammlawinen im "Goldenen Staat"

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Kurz vor Weihnachten gleicht der Süden Kaliforniens einem Albtraum. Heftiger Regen, Sturm und Erdrutsche haben Teile des Bundesstaats in ein Schlamm- und Überflutungschaos verwandelt.

Ein Monstersturm, Regen und Erdrutsche haben am Mittwoch schwere Verwüstungen in Südkalifornien angerichtet. Entlang der Küste von Santa Barbara bis nach San Diego kurz vor der Grenze nach Mexiko waren Straßen überflutet.

Arbeiter schaufeln den Schlamm vor einem Kino im südkalifornischen Laguna Beach, am Pacific Coast Highway, weg. (Foto: AP)

Häuser und Autos wurden unter Schlammlawinen begraben. Mancher Bewohner konnte sich nur mit einem beherzten Sprung aus dem Fenster retten: "Wir hatten keine Zeit, irgendwas mitzunehmen", berichtete der 15-jährige Axl Dominguez in Laguna Beach. "Das Wasser kam überall durch die Wand. Dann stürzte die Wand ein und wir entkamen durch das Fenster." Mit seinem kleinen Bruder kam er in ein Notaufnahmelager.

In den Canyons der San Gabriel Berge östlich von Los Angeles zogen Menschen ihre Autos mit Seilen aus dem Schlamm.

Fast eine Woche wurde Südkalifornien von einer Sturm- und Gewitterfront heimgesucht. Sie schwächte sich ab, als sie ostwärts zog, aber auch in den Staaten Arizona, Nevada und Utah kam es zu Überschwemmungen. Bereits am Dienstag hatte der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger für einige Teile des US-Staates den Notstand ausgerufen. Betroffen waren auch die Vororte von Los Angeles. In La Cañada Flintridge und La Crescenta - Vororten von Los Angeles, in denen 2009 Wälder an steilen Abhängen abbrannten - befürchteten Einwohner Erdrutsche. Die Behörden ordneten die Evakuierung von mehr als 230 Wohnhäusern an. "Wenn Ihr nicht mitmacht, könnte das Euer Tod sein", ermahnte der Vertreter des Landkreises Los Angeles, Michael D. Antonovich, die betroffenen Familien.

Bereits im Februar waren Schlammlawinen auf Häuser und Grundstücke niedergegangen. "Der Boden ist so durchtränkt, dass es jederzeit losgehen könnte", sagte ein weiterer Sprecher des Landkreises. In San Diego wurde der Stadtteil Mission Valley überflutet, zwei große Hotels wurden evakuiert, nachdem bei ihnen der Strom ausfiel.

Grund für das Unwetter, das schon vor dem Morgengrauen über Kalifornien herbrach, war der Zusammenstoß zweier Wetterfronten. Ein arktischer Sturm aus dem Golf von Alaska kollidierte mit einem subtropisch warmen und feuchten Wettersystem, das vom Westen über den Pazifik gezogen kam. "Wenn sich ganz kalte mit sehr warmer Luft vermischt, ist das Ergebnis oft sehr heftig", erklärte der Klima-Experte Bill Patzert der Los Angeles Times. Experten befürchten, dass sich das schwere Unwetter über acht Stunden hinziehen und gut 20 Zentimeter Regen abladen könnte.

Am Mittwoch wurde mit dem Höhepunkt der Unwetter gerechnet: Gewitter, Hagel, möglicherweise sogar Tornados über dem Land, eine aufgepeitschte See und meterhohe Brecher im Pazifik.

Die Expertin Sue Cannon vom U.S. Geological Survey warnte die Bevölkerung in den Bergen vor Schlammlawinen mit Geschwindigkeiten von mehr als 50 Kilometer pro Stunde, die alles in ihrem Weg mitreißen. Tatsächlich wurden Bäume entwurzelt, führten elektrische Kurzschlüsse zu Bränden, sackten Häuser an den aufgeweichten Hängen auf, wie der örtliche Sender KTL berichtete.

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