Sie hatten sich gerade erst wieder vorsichtig in die Öffentlichkeit gewagt. Er, der Ex-Präsident, nahm Einladungen zu Vorträgen an, etwa an der Universität Heidelberg, vor vielen Studenten. Und sie, die Pressereferentin, tauchte neulich im Privatfernsehen auf und trieb als Patin Spenden für einen guten Zweck ein.
Zarte, mediale Lebenszeichen waren das, knapp ein Jahr nach dem Rücktritt Christian Wulffs als Bundespräsident und ein paar Monate nach der Veröffentlichung der umstrittenen Biographie von Bettina Wulff, "Jenseits des Protokolls".
Doch jetzt werden sie fürs Erste wieder schweigen, die Wulffs, nur diesen einen Satz haben sie zunächst hinterlassen: "Bettina und Christian Wulff haben sich am Wochenende einvernehmlich räumlich getrennt, nehmen ihre Verantwortung für ihren Sohn gemeinsam wahr und werden keine weiteren Erklärungen zu ihrer privaten Situation abgeben."
Der gemeinsame Medienanwalt des Paares, Gernot Lehr, hat damit bestätigt, was Süddeutsche.de und Bild.de am Morgen berichtet hatten: Das Ende der Beziehung der Wulffs, über das schon seit vielen Wochen spekuliert worden war, ist nun vollzogen.
Die Patchwork-Familie im Schloss Bellevue
Seit 2008 waren die beiden verheiratet. Der damalige Ministerpräsident von Niedersachsen und CDU-Landesvorsitzende hatte die damalige Pressereferentin eines Autozulieferers bei einer Dienstreise kennengelernt. Wulff verließ seine Ehefrau und seine Tochter, gründete mit Bettina Körner, spätere Wulff, eine neue Familie, bekam mit ihr 2008 einen Sohn. Wulff hat noch eine Tochter aus erster Ehe, sie einen Sohn aus einer früheren Beziehung.
Als Patchwork-Familie zogen die Wulffs 2010 ins Schloss Bellevue, führten eine öffentliche Ehe als erstes Paar im Staat, nachdem Christian Wulff zum Bundespräsidenten gewählt worden war. Doch der Druck wurde immer stärker: Lächeln für die repräsentativen Bilder, während gleichzeitig Journalisten im privaten Umfeld der Wulffs zu recherchieren begannen. Es ging um die Finanzierung des Familienhauses in Großburgwedel, daraus folgte die "Affäre Wulff", der Rücktritt des Bundespräsidenten schließlich im Februar 2012.
Als sich die Wogen gerade geglättet hatten, erschien ein Buch von Bettina Wulff, in dem sie viel Privates ausplauderte, für den Geschmack der meisten Kritiker: zu viel. Wie sie Christian Wulff kennengelernt hatte, mit wem sie vorher zusammen war, und wie sie in den 598 Tagen im Schloss Bellevue, der ersten Adresse im Land, gelitten hatte. Dafür setzte es herbe Kritik, Kabarettisten nutzten die Steilvorlage für bissige Satire: Die armen, armen Wulffs, gefangen im goldenen Käfig. Dass Bettina Wulff mit der Buchveröffentlichung gleichzeitig um ihren Ruf kämpfte, weil sie öffentlich machte, wie sehr sie im Internet kursierende Gerüchte um eine angebliche Vergangenheit im Rotlicht verletzt hatten, ging dabei fast unter.
Kurz vor Weihnachten hatte die Boulevardpresse die Wulffs noch einmal gemeinsam aufgestöbert, beim Einkaufen in Großburgwedel. "Eine ganz normale Familie", titelte Bild zu dem Foto an der Supermarktkasse. Diese Bilder wird es künftig nicht mehr geben.