Geschichte einer Verleumdung: Die ausführliche Seite-Drei-Reportage von Hans Leyendecker und Ralf Wiegand zur Causa Bettina Wulff lesen Sie in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung - oder auf dem iPad.
Bettina Wulff, die Frau des früheren Bundespräsidenten, geht massiv gegen die Verbreitung von Gerüchten und Denunziationen über ihr angebliches Vorleben vor. Am Freitag hat die 38-Jährige Klagen beim Hamburger Landgericht gegen den Fernsehmoderator Günther Jauch und gegen den Google-Konzern eingereicht. In den vergangenen Monaten hatten bereits 34 deutsche und ausländische Blogger und Medien, darunter der Stern, die Mediengruppe Österreich und die Berliner Zeitung Unterlassungserklärungen abgegeben. Mehrere Medienhäuser haben Schmerzensgeld in fünfstelliger Höhe zahlen müssen.
Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung haben CDU-Kreise in Hannover seit 2006 das Gerücht gestreut, Bettina Wulff habe früher angeblich im Rotlichtmilieu gearbeitet. Die Denunziation sollte offenbar vor allem Christian Wulff treffen, der damals noch CDU-Ministerpräsident in Niedersachsen war. Er hatte in der Partei einige einflussreiche Feinde und auch außerhalb der Partei etliche Gegner.
"Bettina Wulff war mir egal", sagt eine Bloggerin, die in regionalen FDP-Gremien sitzt, und das Gerücht zehn Tage vor der Präsidentenwahl im Juni 2010 mit auf den Weg gebracht hat. Im Internet breitete es sich dann epidemieartig aus und wurde nicht nur von einigen Medien ernst genommen. Bereits am Rande der Bundesversammlung Ende Juni 2010 in Berlin hatten CDU-Politiker Journalisten auf die Internet-Veröffentlichungen aufmerksam gemacht.
Die Kolportage über das angebliche Vorleben von Bettina Wulff lastete dann von Dezember 2011 an auch auf der Affäre ihres Mannes. Einflussreiche Kreise in Berlin schlossen nicht aus, dass an den Gerüchten etwas dran sein könne. Bettina Wulff hat sich als Präsidentengattin gegen die anonymen Gerüchte nicht öffentlich gewehrt. Offenkundig befürchtete sie, den Verleumdungen durch eine eigene Stellungnahme zu viel Gewicht zu geben.
Seit Wulffs Abschied aus dem Präsidentenamt im Februar geht die frühere erste Frau der Republik juristisch vehement gegen den Rufmord vor. So hat sie zur Vorlage bei Gericht eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, wonach alle Behauptungen über ihr angebliches Vorleben als Prostituierte oder als Escort-Dame falsch seien.
Klagen gegen Jauch und Google
Eine eidesstattliche Erklärung einer ehemaligen First Lady ist so einzigartig, wie auch die Denunziationen beispiellos waren. Durch diese "Verleumdungen" sei aus Sicht von Bettina Wulff ihre "Reputation zerstört worden". Die wolle sie "jetzt zurückgewinnen", beschreibt ein Insider ihre zahlreichen juristischen Aktivitäten.
Juristisch besonders spektakulär sind die Klagen gegen Jauch und Google. Im Mai hatte Wulffs Anwalt den Moderator Jauch erstmals aufgefordert, wegen des Zitierens eines Zeitungsbeitrags über das angebliche Gemunkel in Berlin eine sogenannte Unterlassungsverpflichtungserklärung abzugeben. Jauchs Anwalt lehnte damals ab.
Durch die Klage gegen Google soll nun verhindert werden, dass bei Eingabe des Namens "Bettina Wulff" in der Suchzeile durch die sogenannte Autocomplete-Funktion Begriffe wie "Rotlichtvergangenheit" oder "Escort" auftauchen.
Publizistisch will Bettina Wulff ebenfalls in die Offensive gehen. Noch im September soll ein Buch über ihr Leben erscheinen. Wulff sehe sich "gezwungen", durch die Buchveröffentlichung der "Zerstörung ihres Ansehens in der Öffentlichkeit entgegenzuwirken", wird aus ihrem Umfeld berichtet.