Treffen mit US-Präsident Trump:Kanye West legt bizarren Auftritt im Oval Office hin

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Gut gelaunt und voll des Lobes: Kanye West im Weißen Haus. (Foto: AP)
  • Der amerikanische Rapper trug bei seinem Treffen mit dem US-Präsidenten eine Mütze mit dem Wahlkampfslogan Trumps und lobte diesen in den höchsten Tönen.
  • Trump habe einen Krieg gegen Nordkorea verhindert, erklärte er.
  • Nur beim Thema Air Force One sieht Kanye West Verbesserungsbedarf: Er empfahl Trump ein futuristisches Modell mit Wasserstoffantrieb.

Es gibt Besuche, die verlaufen besser als erwartet. Der von Kim Kardashian im Weißen Haus vor einigen Monaten passt in diese Kategorie. Der selbsternannte erfolgreichste Reality-TV-Star aller Zeiten hatte sich im Mai mit Donald Trump getroffen, um sich beim US-Präsidenten für die Freilassung einer wegen Drogendelikten zu einer lebenslangen Haft verurteilten Afroamerikanerin einzusetzen. Kardashian - die sonst bevorzugt in hautengen Kleidern und tief augeschnitten vor die Kameras tritt - trug dem Anlass angemessen einen Hosenanzug in seriösem Schwarz.

Anders ihr Ehemann Kanye West an diesem Donnerstag. Sein Auftritt im Oval Office mit signalroter "Make America Great Again"-Kappe fällt in die Kategorie: Besuche, die noch skurriler enden als befürchtet. Trump hatte den Rapper zu einem Mittagessen eingeladen. Vorher kamen die beiden jedoch medienwirksam im Oval Office zusammen, wo West zu einem überlangen Monolog ansetzte. Dabei streifte er in rasantem Tempo unterschiedliche Themen. Es ging um Trumps protektionistische Handelspolitik, Schusswaffengewalt unter Afroamerikanern und "unendliche Mengen Universum". Auch über seine psychischen Probleme und sein Dasein ohne echte Vaterfigur sprach der 41-Jährige.

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Derlei Angaben würden das Selbstbewusstsein vieler Nutzer angreifen. Auf Twitter wurde die Idee natürlich sofort diskutiert.

Immer wieder lobte er Trump in höchsten Tönen, beispielsweise dafür, einen Krieg mit Nordkorea verhindert zu haben. Viele Leute seien der Meinung, dass man als Schwarzer Demokrat sein müsse, sagte West. Freunde hätten ihn gedrängt, die Trump-Mütze mit dessen Wahlkampfslogan nicht zu tragen - doch die Kappe gebe ihm Kraft. "Als ich diese Mütze aufgesetzt habe, habe ich mich wie Superman gefühlt." Zwischendurch sprang West mehrfach von seinem Stuhl auf, an einer Stelle zückte er sein Handy und zeigte das Foto eines Wasserstoff-betriebenen Flugzeugs: "In so etwas sollte unser Präsident fliegen", rief er in den Raum. "Wenn er nicht gut aussieht, dann sehen wir nicht gut aus."

Zum Schluss lief West um Trumps Schreibtisch herum, umarmte den Präsidenten und sagte: "Ich liebe diesen Kerl."

Kanye West offen für Präsidentschaftskandidatur

Trump verfolgte Wests Wortschwall geduldig, nickte zwischendurch immer mal wieder und lächelte mehrmals verlegen. Als West fertig war, sagte Trump: "Das war ziemlich beeindruckend." Er nannte West einen "speziellen Typen" und ein "Genie". Auf die Frage eines Journalisten, ob West ein künftiger Präsidentschaftskandidat sein könnte, antwortete Trump: "Das könnte sehr gut sein."

Ganz so wollte West das nicht stehenlassen: Er warf ein, eine Kandidatur komme für ihn frühestens ab 2024 in Frage - also nach einer möglichen zweiten Amtszeit Trumps.

Wenige Wochen vor den Kongresswahlen im November empfing der US-Präsident am Donnerstag mehrere Vertreter der Musikszene im Weißen Haus - wohl um sich kurz vor den Zwischenwahlen demonstrativ mit prominenten Unterstützern zu schmücken. Anlass des Musiker-Besuchs war die Unterzeichnung einer Urheberrechtsreform. Allerdings bekam nur West derart viel Aufmerksamkeit - und Redezeit.

Anders als sein Vorgänger Barack Obama weiß Trump nur wenige der sehr prominenten Musiker und Schauspieler hinter sich. Die Unterhaltungsindustrie ist traditionell eher demokratisch. Hollywood-Größen und Musiker üben regelmäßig Kritik am aktuellen Präsidenten und dessen Politik. Das zeigte sich schon bei Trumps Vereidigung im Januar 2017 in Washington, der viele Stars fernblieben.

Der Rapper ist einer der wenigen Unterhaltungsstars, die offen ihre Zustimmung für den US-Präsidenten bekunden. (Foto: Sebastian Smith/afp)

Mit dem 41-jährigen Rapper West pflegt Trump dagegen schon lange ein gutes Verhältnis. 2014 hatte er ihm zu dessen Hochzeit mit Reality-Star Kardashian gratuliert. Nach Trumps Wahlsieg stellte sich West hinter Trump und traf sich mit ihm in New York. Im April erklärte West in einem Radio-Interview, dass er den Präsidenten "tatsächlich liebe". Als Rapper, Produzent und Mode-Designer zählt West derzeit zu den einflussreichsten Musikern in den USA.

Musiker sollen auf Spotify & Co. künftig mehr verdienen

Außer West kam am Donnerstag auch Kid Rock in die US-Regierungszentrale. Der aus Michigan stammende Musiker steht in Fragen wie Steuern, Waffen und Militär auf Seite von Trumps Republikanern. Bei Konzerten gibt er sich patriotisch und trägt die US-Flagge. Rock ist erklärter Unterstützer Trumps und verkaufte auf seiner Website sogar ein T-Shirt mit der Aufschrift "Gott, Waffen und Trump".

Die Reform, die Trump am Donnerstag unterzeichnete, nennt sich "Music Modernization Act". Im Kern geht es um die Vergabe von Lizenzen und Nutzungsgebühren. Denn Gebühren von Streamingdiensten wie Spotify und Apple Music beruhen in den USA teils auf jahrzehntealten Gesetzen. Die Reform soll diese anpassen und Künstlern, Songschreibern und Produzenten helfen, auf diesen Plattformen mit ihrer Musik mehr Geld zu verdienen. Die Musikindustrie, darunter Künstler wie auch Labels und Streaminganbieter, stehen hinter den Gesetzesplänen.

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