Unwetterbilanz:Tornados, Blitze, Hagel

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In Lippstadt-Hellinghausen fegte der Sturm das Kirchturmdach der bei Hochzeitspaaren beliebten St.-Clemens-Kirche weg. (Foto: Ina Fassbender/AFP)

Vor allem im Osten von Nordrhein-Westfalen waren die Unwetter verheerend. Durch Paderborn zogen Tornados eine Schneise der Verwüstung.

Von Martin Zips

Es kam, wie es viele Meteorologen vorhergesagt hatten: Lokale Gewitterzellen bildeten sich am Freitag, mit selbst für Kirchtürme zerstörerischer Kraft. Der Sturm habe in wenig mehr als einer Minute Ampeln und Bäume "wie Streichhölzer" umgeknickt, so beschrieb es Paderborns Bürgermeister Michael Dreier (CDU). Leitplanken seien "wie Papierschnipsel" durch die Luft geflogen und herumwirbelnde Dachziegel, aber auch Bäume hätten sich in die Fassaden von Häusern "gefressen". 300 Meter breit und fünf Kilometer lang war die Schneise der Verwüstung durch die ostwestfälische Stadt. Laut dem Wetterdienst Ubimet war der Freitag mit mehr als 336 000 Blitzentladungen in Deutschland für die Jahreszeit ungewöhnlich gewitterreich. Letztmalig sei eine derart hohe Blitzzahl vor fast zwei Jahren gemessen worden. Den stärksten Blitz mit einer Stromstärke von 432 Kiloampere gab es demnach in Tholey (Saarland) im Landkreis Sankt Wendel.

In Paderborn richtete ein Tornado in wenigen Sekunden erhebliche Schäden an. (Foto: Ina Fassbender/AFP)

Vor allem im Osten des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen wüteten die Tornados, allein in Paderborn wurden 43 Menschen verletzt, darunter 13 schwer. Deutlich mehr als 100 Gebäude wurden beschädigt, Wohnungen sind jetzt unbewohnbar, Betriebe zerstört, Familien wurden in Hotels untergebracht, Tausende Feuerwehrleute waren im Einsatz. Auch Hagel und bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter richteten in kürzester Zeit schwere Schäden an.

In Paderborn und in Lippstadt, wo der Sturm das Kirchturmdach der nicht nur bei Hochzeitspaaren beliebten St.-Clemens-Kirche verschwinden ließ, bleiben mehrere Schulen und Kitas nun vorerst geschlossen. "Angesichts des Ausmaßes der Schäden, die wir an den verschiedenen Standorten sehen, ist es zurzeit undenkbar, dass dort in den nächsten Tagen Unterricht stattfinden kann", sagte der Lippstädter Bürgermeister Arne Moritz (CDU). Für Abiturprüfungen und Klausuren suche man derzeit Ausweichquartiere.

Auch über dem bayerischen Landsberg wirkten die Wolken bedrohlich. (Foto: Alexander Forstreuter/dpa)

Auch in Lütmarsen, einem Ortsteil des ostwestfälischen Höxter, wurden Tornados registriert. In Wittgert (Kreis Westerwald) kam ein 38-jähriger Mann offenbar durch einen Stromschlag in einem Keller ums Leben. In Mittelfranken wurden 14 Menschen beim Einsturz einer Holzhütte nahe dem Großen Brombachsee verletzt, und in Leipzig unterbrach die Rockband Rammstein ihr Open-Air-Konzert mit 40 000 Zuschauern. Dort, immerhin, ging es nach 30 Minuten weiter mit den musikalischen Stürmen der etwas in die Jahre gekommenen Band. Sie fanden lediglich auf der Bühne statt.

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